Weshalb der FC Bayern die Finger von Edson Alvarez lassen sollte
Von Yannik Möller
Mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund beschäftigen sich zurzeit zwei Bundesligisten mit Edson Alvarez von Ajax Amsterdam. Doch für die Münchener wäre der Mexikaner keine geeignete Personalie, zumindest nicht gemessen an den hohen Ansprüchen. Ein Kommentar.
Borussia Dortmund und der FC Bayern kämpfen um Edson Alvarez. So hat es der Telegraaf-Reporter Mike Verweij formuliert, die wohl mit zuverlässigste Quelle rund um Ajax Amsterdam. Längst decken sich die Berichte der niederländischen und deutschen Outlets: Die beiden Bundesligisten haben ein großes Interesse am Mexikaner.
Aktuell scheint vor allem der BVB das Werben zu intensivieren, während der FCB als Interessent weiter präsent bleibt. Klar ist: Alvarez ist ein toller Spieler, der primär im defensiven Mittelfeld beheimatet ist, aber auch in der Innenverteidigung aufspielen kann. Dafür ist er flexibel und auch gut genug. Auch das Preisschild von etwa 35 bis 40 Millionen Euro ist für die heutige Zeit nicht sonderlich hoch gegriffen.
Und trotz des berechtigten Lobes für den 25-Jährigen, sollten zumindest die Münchener die Finger von einem potenziellen Alvarez-Transfer lassen.
Alvarez ist er nicht der benötigte Spielertyp für die Bayern
Vorweg: Er hat zweifelsohne Eigenschaften, die auch den Bayern helfen würden. Er ist ein Arbeiter auf dem Platz, er hat eine sehr gute sowie zuverlässige Zweikampfführung, eine rundum hohe Arbeitsrate, er unterbindet zahlreiche Dribblings und er spielt sehr leidenschaftlich und engagiert. Und all das in einem Maße, das selbst beim deutschen Rekordmeister für Anerkennung sorgen würde. Das ist gewiss.
Allerdings gibt es nun einmal weitere Aspekte, die gerade der FCB bedenken muss. In den allermeisten Spielen, die der Klub im Laufe einer Saison absolviert, geht es in der Bundesliga und im DFB-Pokal gegen Teams, die einen deutlich geringeren Ballbesitzanteil haben werden und auch wollen.
Umso wichtiger werden für einen Mittelfeldspieler auch Eigenschaften wie das Passspiel, die Kreativität, die eigenen Läufe oder das Kreieren von Chancen. Ja, beim Spielstil der Bayern auch für einen Sechser. Nicht allzu selten rücken alle Spieler, bis auf die zwei Innenverteidiger, sehr hoch auf, während beinahe Handball-esque rund um den gegnerischen Strafraum gespielt wird.
Und genau dort scheiden sich bei Alvarez die Geister. Ein solcher Spielertyp ist er schlichtweg nicht. Während er der Mannschaft in defensiver Hinsicht gegen den Ball einen Vorteil bieten könnte, wäre er dahingehend nicht der Spielertyp, der gesucht wird. Jemand, der Joshua Kimmich sowohl ohne, als auch mit dem Ball den Rücken freihalten und ihn so mehr zur Entfaltung kommen lassen kann.
Gute Stats nur die halbe Wahrheit: Ajax' Eredivisie-Standard nicht mit den Bayern-Ambitionen zu vergleichen
Der geschätzte Benny Grund etwa, vor allem bei Twitter für seine Taktik-Expertise bekannt, argumentierte auch in diesem Bereich pro Alvarez. Und in der Tat: Die meisten der aufgeworfenen Statistiken sprechen eine deutliche, weil gute Sprache.
Allerdings performt er damit auch - bei allem Respekt - nur in der Eredivisie. Somit gegen Teams, die Ajax im Normalfall nur sehr wenig entgegenzusetzen haben. Das lässt die Defensiv-Stats einerseits ein bisschen besser erscheinen, als es bei den Bayern und vor allem hinsichtlich der Ambitionen in der Champions League der Fall wäre, während die Stats wie Schlüsselpässe, Zuspiele in und rund um den Strafraum oder generell eher offensivere Pässe und Dribblings schon eine Schwäche erkennen lassen.
Diese Tendenz würde beim nochmals gehobeneren Niveau der Bundesliga noch etwas deutlicher ausfallen. Nicht falsch verstehen: Alvarez ist und bleibt ein sehr guter Spieler. Dass er den Münchenern in defensiver Hinsicht guttun würde, sagt viel über ihn aus.
Aber: Es braucht doch viel eher einen spielstarken Sechser, der Kimmich den Rücken freihält und zugleich zweikampstark ist, als einen Zweikämpfer, der mit dem Ball am Fuß zwar längst nicht schlecht ist, der angesichts der hohen Ziele und Qualität des FCB dort aber durchaus 'negativ' auffallen würde. Was das Spielerische angeht, wäre Alvarez nicht besser als die anderen Mittelfeld-Alternativen, die bereits jetzt zum Kader gehören.
Dass das Preisschild auch eine Rolle spielt, weil vergleichbare Akteure, die diese Elemente besser miteinander vereinen deutlich teurer sind, ist soweit verständlich. Jedoch sollten die Bayern nicht den Fehler machen, den Preis der Qualität vorzuziehen. Wer (vergleichsweise) günstig kauft, kauft oft doppelt.