Die Werder-Talente im Überblick: Wer schafft den Sprung zu den Profis?

Avanciert Yannik Engelhardt (20) künftig zu Maxi Eggestein 2.0?
Avanciert Yannik Engelhardt (20) künftig zu Maxi Eggestein 2.0? / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
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Damit die begabten Talente des SV Werder während des Lockdowns nicht auf der Strecke bleiben, gründete man am Osterdeich kürzlich eine zweite Trainingsgruppe mit jenen Jungs, die das Potenzial aufweisen, schon bald den Schritt in die Bundesliga zu wagen. Zweimal pro Woche trainieren Cheftrainer Florian Kohfeldt und sein Assistent Danijel Zenkovic die Bremer Youngsters rund um Brandt-Bruder Jascha sowie Torjäger Kebba Badjie. Doch wer von ihnen schafft es tatsächlich in den Profikader? 90min liefert die Einschätzung.


1. Kyu-hyun Park

Kyu-hyun Park ist nur noch bis Ende Juni vom südkoreanischen Erstligisten Ulsan Hyundai ausgeliehen. Ob es für den 19-Jährigen zurück in die K League 1 geht, scheint derzeit ungewiss. Mit guten Leistungen konnte sich der Außenverteidiger zuletzt regelmäßig in das Mannschaftstraining der Profis schleichen.

Trainer Florian Kohfeldt hält große Stücke auf seinen athletischen Südkoreaner. "Wir können uns sehr, sehr gut eine Zukunft mit ihm vorstellen", betonte der 38-Jährige vor knapp einer Woche gegenüber der DeichStube.

Seit seiner Leihe im Sommer 2019 lief Park zwölf Mal in der U19-Bundesliga Nord/Nordost sowie elf Mal in der Regionalliga Nord auf. Park fungierte dabei größtenteils als Linksverteidiger, kann aber auch rechts verteidigen oder aber als Sechser auflaufen.

Die Bremer besitzen dem Vernehmen nach eine Kaufoption in Höhe von 530.000 Euro, die aller Voraussicht nach gezogen wird. "Wenn er bleiben sollte, wovon ich jetzt erstmal ausgehe, dann wird die entscheidende Frage sein, ob er schon eine Back-up-Rolle in der Bundesliga ausfüllen kann, ähnlich wie jetzt Felix Agu, oder ob es Sinn ergibt, ihm nochmal irgendwo anders Spielpraxis zu verschaffen", philosophierte Kohfeldt, der schon jetzt großen Nutzen aus seiner sogenannten "Trainingsgruppe 2" ziehen konnte.

Unsere Einschätzung: Der Verbleib von Park ist nur noch Formsache. Vor allem die kommende Sommervorbereitung gilt als große Bühne für den Südkoreaner, der mit guten Leistungen den Fahrstuhl nach ganz oben nehmen kann. Das Potenzial scheint durchaus vorhanden und durch die bevorstehenden Abgänge von Theodor Gebre Selassie sowie Niklas Moisander samt weiterer Spekulationen um Ludwig Augustinsson und Milos Veljkovic dürft eine große Kluft in der Defensive entstehen.

Park ist schon jetzt ziemlich nah am Bundesliga-Kader und könnte aufgrund dessen mit einem Backup-Posten in die kommende Saison gehen.

2. Jascha Brandt

Den Vertrag mit Jascha Brandt haben die Hanseaten unlängst verlängert. Nicht noch einmal möchte man am Osterdeich das Talent der Familie Brandt missen. Während sein älterer Bruder Julian trotz Ausbildung beim SC Borgfeld und FC Oberneuland nie den Weg zu Werder fand, trägt Jascha seit fast drei Jahren das grün-weiße Trikot.

Jascha Brandt gehört noch zum Kader der Bremer U19 und macht in Werders "Trainingsgruppe 2" derzeit auf sich aufmerksam. Sogar bei den Profis durfte der gelernte Linksverteidiger, der auch gerne einmal etwas offensiver agiert, bereits reinschnuppern. Ab Sommer soll es für den 18-Jährigen aber erst einmal bei der U23 auf Platz 11 weitergehen. Werder möchte eben nichts überstürzen.

Trotz seines jungen Alters bringt er bereits jetzt "Eigenschaften mit, die auf Profi-Niveau gefordert werden", verriet Werders Leiter der Nachwuchsabteilung Björn Schierenbeck im Gespräch mit der BILD und fügte hinzu: "Er hat eine gute Geschwindigkeit, ist sehr variabel einsetzbar."

Unsere Einschätzung: In der kommenden Spielzeit spielt Brandt erst einmal ganz ordnungsgemäß bei der Bremer Reservemannschaft, lernt die Härte des Seniorenfußballs genauer kennen und macht durch einzelne Trainingseinheiten bei den Profis schon einmal auf sich aufmerksam. In gut einem Jahr bewerten die Bremer Verantwortlichen die Situation dann noch einmal neu, dürften den Jungspund aber ein weiteres Jahr in die U23 schicken, denn Brandt wurde vor kurzem erst 18 Jahre alt, hat also noch genügend Zeit für seinen Traum zum Profifußballer.

3. Abdenego Nankishi

+++ Spielervorstellung Abdenego Nankishi +++ Moin #Werder-Fans! Wir möchten euch in den kommenden Tagen und Wochen...

Posted by Ich bin Fan von Werder Bremen und damit automatisch cooler als du on Tuesday, November 17, 2020

Ebenfalls 18 Jahre jung, aber vielleicht einen Ticken weiter in der Entwicklung ist Werder-Angreifer Abdenego N'Lola Nankishi. Der zweifache Nationalakteur der deutschen U19-Nationalmannschaft durfte bereits in der derzeit pausierten Regionalliga-Saison für die Werder-Reserve ran und sammelte in acht Spielen fünf Scorerpunkte - darunter vier Vorlagen und ein Tor.

Im Testspiel der Werder-Profis gegen St. Pauli (2:4) gelang dem wendigen Deutsch-Angolaner mit einem Treffer sogar das erste große Ausrufezeichen in Richtung Florian Kohfeldt. Seither ist Nankishi auch einigen Werder-Fans ein Begriff. Neben seinem fußballerischen Engagement absolviert Nankishi beim SVW übrigens eine Ausbildung zum Bürokaufmann - sehr vorbildlich!

Unsere Einschätzung: Spätestens wenn Nankishi in der kommenden Regionalliga-Saison als Stammspieler weitere Tore und Vorlagen beisteuert, gerät er auf die Shorlist des Bremer Trainergespanns. Aufgrund seines Alters und der beruflichen Doppelbelastung dürfte er künftig aber erst einmal nicht mit den Profis trainieren. Ähnlich wie Brandt, befindet er sich noch am Anfang seines Karrierewegs, der die nötige Geduld und Ruhe benötigt.

4. Kebba Badjie

Der Weg von Kebba Badjie auf die große Fußballbühne war und wird kein gewöhnlicher sein. Der 21-Jährige flüchtete vor etwa sieben Jahren aus seiner Heimat Serekunda (Gambia) nach Deutschland, absolvierte Praktika bei der Post sowie im Altenheim und jobbte bei Rossmann im Lager.

Über die Jugendklubs aus Blumenthal und Niendorf sowie Oberligist VfL Oldenburg fand er 2019 den Weg zu Werders U23. Hier schoss der Bremer Torgarant in 32 Ligaspielen 16 Tore und bereitete fünf weitere vor. Badjie habe seine Qualitäten "sowohl als Torschütze als auch Vorbereiter", so Schierenbeck, der ihn als "ganz bescheidene(n) Typ, den man einfach gerne hat" bezeichnet.

Unsere Einschätzung: Auch Badjie sorgt erst einmal für weitere Highlights in der U23, könnte kurz- oder mittelfristig ähnlich wie etwa Jonah Osabutey (derzeit an Oud-Heverlee Leuven verleihen) in eine junge Talente fördernde Liga wie etwa die belgische Jupiler Pro League oder holländische Eredivisie ausgeliehen werden.

5. Oscar Schönfelder

Werder-Youngster Oscar Schönfelder kommt noch nicht zum Zug
Oscar Schönfelder (20) durchlief bereits sämtliche Jugendmannschaften des DFB / Getty Images/Getty Images

Oscar Schönfelder wechselte im vergangenen Sommer ablösefrei aus der U19 des FSV Mainz 05 an den Weserstrand. Hier warf ihn zuletzt eine langwierige Verletzung am Sprunggelenk weit zurück. Auch deshalb befand sich der 20-jährige Offensiv-Allrounder bis dato noch kein einziges Mal im Aufgebot des Profikaders und sammelte lediglich sechs Kurzeinsätze in der Regionalliga Nord.

Schönfelder sei ein technisch versierter Außenspieler mit gutem Zweikampfverhalten und viel Tempo, so Schierenbeck, der seinem Schützling gute Trainingseinheiten attestiert.

Unsere Einschätzung: Der ehemalige Nationalspieler der U19 des DFB schafft den Sprung zu den Profis vorerst nicht, muss ähnlich wie Benjamin Goller (derzeit beim KSC) Spielpraxis in einer etwas schwächeren Liga sammeln, um im Sommer nächsten Jahres erneut bei Werder anzugreifen. Spielpraxis in der vierten Liga würde für Schönfelder einfach nicht ausreichen, um zu den Profis befördert zu werden.

6. Yannik Engelhardt

Werder-Jungspund Yannik Engelhardt
Yannik Engelhardt im Dress der U20-Nationalelf / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Auch Yannik Engelhardt gehört zum Stammrepertoire von U23-Coach Konrad Fünfstück. Hier mischte der 20-Jährige zuletzt im linken Mittelfeld mit. Eigentlich bekleidet der dreifache U20-Nationalspieler aber das zentrale Mittelfeld, auf der Sechser- oder auch Achterposition.

Seit 2015 schnürt Engelhardt seine Fußballschuhe für Grün-Weiß. "Er ist Mr. Zuverlässig", verriet Nachwuchs-Boss Schierenbeck. "Wenn er auf dem Platz steht, liefert er immer ein sehr gutes Grund-Niveau ab. Er denkt sehr strategisch, hat eine gewisse Ruhe am Ball, kann Situationen auf engstem Raum lösen."

Engelhardts Spielstil erinnert schon jetzt an Maximilian Eggestein. Dem Bremer Mittelfeldmotor gelang bereits der große Schritt aus der Jugend zum Stamm- und Führungsspieler der Profis. Ein Schritt, den Engelhardt künftig auch einschlagen möchte.

Unsere Einschätzung: Trotz hoher Veranlagung fliegt Engelhardt bisher unter dem Radar. Von der Bezeichnung "Maxi Eggestein 2.0" ist der Jungspund noch Welten entfernt. Aber auch Engelhardt wurde kürzlich erst 20, ist noch ziemlich jung. Spielpraxis dürfte künftig das A und O sein. Werder könnte Engelhardt etwa, wie auch Niklas Schmidt (VfL Osnabrück) oder aber einst Jean Manuel Mbom in die 2. Bundesliga oder dritte Liga verleihen.