Werder Bremen: Lobeshymnen für Ole Werner
Von Marc Knieper
Wer hätte das gedacht? Die grün-weißen Fans freuen sich tatsächlich auf das nächste Spiel ihrer Mannschaft. Dafür verantwortlich: Neu-Coach Ole Werner. Entwickelt sich der nüchterne Norddeutsche zum stabilisierenden Glücksgriff des SV Werder? Ein Kommentar samt Netzreaktionen.
Endlich Ruhe am Osterdeich. Dank der Siege gegen Aue und Regensburg bejubeln die Bremer erstmals seit September zwei Ligasiege in Folge. Die Hinrunde ist gespielt, Werder befindet sich nicht dort, wo geplant, aber lediglich drei Zähler von den Aufstiegsrängen entfernt. Mit Werner scheint das "anfängliche" Chaos überwunden. Nun richtet sich der Fokus auf eine konstante Rückrunde.
Werner ist als erster Trainer seit Viktor Skripnik (2014) mit zwei Pflichtspielsiegen in seine Amtszeit beim SV Werder gestartet. Er bringt die zuletzt verunsicherten Jungs mit seiner ruhigen Art mehr und mehr auf Kurs, setzt seine Spieler dort ein, wo sie sich wohl fühlen und scheint ein rundum kollegiales und ebenbürtiges Verhältnis mit ihnen zu führen. Mit seinen 33 Jahren ist er gerade einmal ein Jahr älter als Kapitän Ömer Toprak und Ruhepol Christian Groß.
Ole Werner "weiß genau, was er will"
"Es ist gerade total angenehm", antwortete Torschütze Leonardo Bittencourt in der ARD, angesprochen auf das Spieler-Trainer-Verhältnis und erklärte: "Ich hatte in keiner Sekunde Angst, dass wir das Spiel verlieren. Das ist die Ruhe, die der Trainer vermittelt. Er ist sehr entspannt, sehr ruhig, sehr klar in seinen Aussagen. Er weiß genau, was er will."
Werner ist die Ruhe in Person. Ein Lächeln gibt es von ihm kaum. Er ist konzentriert auf seine Aufgaben bei und mit Werder Bremen, möchte nach zwei soliden Spielen keineswegs den Anschein erwecken, als sei bereits irgendetwas gewonnen. Trotz seines guten Verhältnisses mit der Mannschaft spricht er Schwachstellen klipp und klar an. Gegen Regensburg ärgerten ihn die unnötige Brisanz und Spannung gen Spielende.
Rein menschlich passt er als "nordisch-nüchterner" Ruhepol (das sagt er selbst über sich) schon einmal perfekt an den Weserstrand. Ein nüchternes, aber liebevolles "Moin" und ran an die Arbeit. So läuft das in Bremen. So ähnlich tickte auch Thomas Schaaf. Mit seiner Empathie erinnert er wiederum an Florian Kohfeldt.
Sportlich weiß er auch bereits zu überzeugen. Werder spielt nicht nur mit dem Ball einen starken Offensiv-Fußball, sondern verteidigt auch gegen den Ball souverän und kaltschnäuzig, möchte den Ball so schnell es geht wieder erobern und erscheint bissig im Kampf um die zweiten Bälle. Obwohl er eine Viererkette bevorzugt, passt er sich dem vorhandenen Spielermaterial an und lässt eine bis dato gut aufgestellte Dreier- bzw. Fünferkette auflaufen, von der vor allem Felix Agu als offensiv orientierte Flügelkraft zu profitieren scheint.
Ruhiger Werner gibt Bremer Marschroute vor
Das Allerwichtigste: Die Mannschaft harmoniert. Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug finden immer stärker zu sich. In der Abwehr gibt es nur wenige Unstimmigkeiten und Missverständnisse. Das Mittelfeld überzeugte zuletzt mit Spielwitz, wenngleich der letzte Pass häufig noch einer Baustelle gleicht. Und: Auch die Ersatzspieler freuen sich für die Jungs auf dem Platz. Ein Michael Zetterer etwa, durch dessen Blut ohnehin grün-weißes Blut fließt, freut sich gemeinsam mit dem Bremer Sturmduo, rennt lächelnd zu ihnen, obwohl er seinen Stammplatz im Tor wieder verlor.
Die Bremer Tal- und Achterbahnfahrt könnte ihr Ende nehmen. Ole Werner scheint die nötige Marschroute für das zuletzt teils sinkende Schiff vorgeben zu können, um Werder im Aufstiegskampf entsprechend auf Kurs zu halten. Die Hoffnung kehrt zumindest zurück.