Werder Bremen: Mit den Fans im Rücken an die Ligaspitze
Von Marc Knieper
Die Ultras des SV Werder sind zurück. Endlich wieder Trommeln, Pauken und Trompeten (oder so ähnlich). Wie der organisierte Support den Fußball und das Leben ein Stück weit normaler macht - und dazu verhilft, dass die Bremer in der 2. Bundesliga oben anklopfen können.
"Wir werden am Freitag gegen Heidenheim in die Ostkurve zurückkehren." - Zehn einfache Worte, zehn Tonnen Balsam für die Seele. Ein Satz, auf den jeder leidenschaftliche Stadiongänger eine Ewigkeit gewartet hatte. Nach 587 Tagen war es tatsächlich so weit. Die drei Ultra-Gruppen Infamous Youth, Caillera Ultras und Ultra' Boys Bremen standen endlich wieder in ihren gewohnten Blöcken der heimischen Ostkurve.
Vorsänger mit Megaphon, ein dichtes Fahnenmeer, klatschende Hände und grölende Stimmen peitschten den SV Werder zum 3:0-Heimsieg gegen Heidenheim. Eine ähnliche Kulisse gab es zuletzt am 22. Februar 2020 - damals noch in der Bundesliga. Dass die erwartbare 0:2-Niederlage gegen den BVB am damaligen, stinknormalen Bremer 10-Grad-Schietwetter-Samstag derart historisch werden würde, hätte niemand gedacht.
Werder-Fans sorgen für Magie-Rückkehr und Leistungspush
Doch nun ist sie endlich zurück, die Magie auf den Rängen. Dank 2G-Regelung können sich die Fans nach Toren wieder in den Armen liegen, während des Spiels den Andree Wiedener tanzen und im Anschluss ihren Spieler des Spiels auf den Zaun bitten. Die zuletzt (auch wegen des geltenden Abstands) emotionslose Ostkurve verwandelt sich wieder in einen Dancefloor aus schunkelnden Fußballfans, in ein Bällebad der Gefühle und in den redlich vermissten Rückzugsort abertausender Werder-Anhänger.
Die lange Durststrecke machte sich bemerkbar. Das Weserstadion verwandelte sich binnen Sekunden in einen Hexenkessel, in dem es für die Gäste gleich doppelt schwierig war, Fuß zu fassen. "Der Rückhalt für uns war sehr wichtig. Es hat sich angefühlt, als wären wir einer mehr. Die Elektrizität war spürbar", verriet Milos Veljkovic in einer Medienrunde.
"Jedem Einzelnen, der heute im Stadion war, kann ich nur ein großes Kompliment aussprechen. "
- Marvin Ducksch via werder.de
Schon beim nächsten Heimspiel dürfte das Stadion gar noch stärker brodeln. Während gegen Heidenheim wegen der mangelnden Attraktivität des Gegners sowie Kurzfristigkeit "nur" 30.000 ihren Weg ins Stadion fanden, rechnet der Klub im Nord-Duell gegen St. Pauli mit ausverkaufter Hütte.
Wie sich die Rückkehr der Fans in den kommenden Wochen und Monaten auf das Team auswirkt, bleibt abzuwarten. Eins soll aber gesagt sein: Mit den Fans im Rücken stieg Werder sowohl 2016 als auch 2020 (Relegation) nicht ab. Ohne Fans in einem tristen und emotionslosen Weserstadion erfolgte 2021 der (sich vermutlich ohnehin anbahnende) Abstieg.
Die Werder-Fans sorgten in der Vergangenheit mit Aktionen, wie etwa der "Green White Wonderwall", schon häufig für den nötigen Leistungspush in der Mannschaft. Gut möglich, dass es mit der Rückkehr des organisierten Supports auch stetig bergauf geht - in Richtung des angepeilten Aufstiegskampfs.