Werder Bremen hofft auf Gebre Selassie-Verbleib - die Pros und Cons im Überblick

Theodor Gebre Selassie (34) könnte den SVW im Sommer verlassen
Theodor Gebre Selassie (34) könnte den SVW im Sommer verlassen / TF-Images/Getty Images
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Bei Theodor Gebre Selassie und Werder Bremen stehen die Zeichen im Sommer klar auf Abschied. Der Tscheche hatte bereits häufiger betont, er wolle gerne in seine Heimat zurückkehren. Eine offizielle Entscheidung steht aber noch aus - und genau deshalb pochen die Grün-Weißen weiter geduldig auf eine mögliche Vertragsverlängerung. 90min erklärt, was für und was gegen einen Verbleib des Rechtsverteidigers spricht.

Er ist der ausländische Spieler mit den meisten Einsätzen für Werder, verdrängt mit seinen 253 Ligaspielen im grün-weißen Hemd noch in dieser Spielzeit Sportdirektor Frank Baumann (260) von Platz 17 der Bremer Rekordspielerliste und trug nun bereits zehn Mal die Kapitänsbinde. Gebre Selassie ist bei den Hanseaten von einem "etwas schüchternen Spieler" über die Jahre zu "einer Persönlichkeit" gereift, erinnert sich Cheftrainer Florian Kohfeldt (via DeichStube) genauestens an die positive Entwicklung seines Schützlings.

Trainer Florian Kohfeldt (l.) und Theodor Gebre Selassie (r.) pflegen ein gutes Verhältnis
Trainer Florian Kohfeldt (l.) und Theodor Gebre Selassie (r.) pflegen ein gutes Verhältnis / Adam Pretty/Getty Images

Nach einer bärenstarken Europameisterschaft 2012 wechselte der tschechische Nationalspieler noch im selbigen Jahr vom FC Slovan Liberec an die Weser. Seit 2014 und damit mittlerweile ganze sieben Jahre begleitete Kohfeldt den Rechtsverteidiger auf seinem Weg zur unausweichlichen Konstante im Bremer Defensivverbund. Es entwickelte sich ein gutes Verhältnis zwischen Trainer und Spieler - vorerst als Assistent unter Viktor Skripnik, ab November 2017 dann als Cheftrainer. Dass Kohfeldt gerne über diese Spielzeit hinaus mit seinem Vizekapitän arbeiten würde, ist logisch.

Theo, Werder und das Fünkchen Hoffnung

Noch im August hatte Gebre Selassie im Gespräch mit dem Weser-Kurier allerdings betont, die Wahrscheinlichkeit sei hoch, "dass es die letzte Saison wird." Schon lange plant der 34-Jährige mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Söhnen eine Rückkehr in die Heimat, verschob sie aber bis dato, um weiter für Werder spielen zu können. Eigentlich soll es diesmal - nach neun Jahren in Bremen - tatsächlich so weit kommen, aber schon damals hinterließ er ein Fünkchen Hoffnung: "Man weiß nie, das kann sich noch ändern."

Hoffnung haben sie in Bremen nun alle. In Fankreisen bezeichnet man Theo schon jetzt gerne als Legende. Wohl auch, weil er immer wieder die Nähe zu den Fans sucht und schlicht ein Spieler ist, der sich zu 100 Prozent mit seinem Klub identifiziert. Durch Theos Adern fließ grünes Blut. Der Tscheche gibt in jeder Partie alles, fliegt dabei nie wirklich unter dem Radar und macht hier und da sogar den spielentscheidenden Unterschied aus. So auch am Samstag gegen den FC Augsburg, als er mit einem ansehnlichen Karatekick zum wichtigen 1:0-Führungstreffer in Minute 84 einnetzte.

"Wenn Theo am 30. Mai sagt, ich will doch hierbleiben - dann wird er einen Vertrag kriegen."

Florian Kohfeldt über Gebre Selassie

Nach der Partie nutzte Kohfeldt abermals die Gunst der Stunde, um die Wichtigkeit des routinierten Rechtsverteidigers zu unterstreichen. "Theo weiß, was wir von ihm halten und dass wir ihn gerne behalten würden. Wenn Theo am 30. Mai sagt, ich will doch hierbleiben - dann wird er einen Vertrag kriegen", zeigte sich Werders Übungsleiter äußerst geduldig. Die Tür ist somit sperrangelweit offen, "es liegt nur an Theo". Eine Entscheidung gegen Werder könnte Kohfeldt dabei ebenso verstehen; sie käme ohnehin nicht aus dem Nichts.

Theo-Verbleib: Die Pros und Cons

Contra:

  • Gegen ein weiteres Engagement am Osterdeich spricht aus familiärer Perspektive sicherlich die bevorstehende Einschulung seines Sohnes im Sommer. Die haben seine Frau Leona und er nämlich eigentlich fest in Tschechien eingeplant.
  • Zudem darf davon ausgegangen werden, dass er konsequent bleibt und auf seinen Worten Taten folgen lässt. Zur Erinnerung: "Ich habe jetzt einen Vertrag für diese Saison, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es die letzte wird", betonte er noch im August im WeserKurier.
  • Ein Sportliches Contra bleibt aus. Warum? Das ist genauestens aus den folgenden Pros zu entnehmen.

Pro:

  • Ein weiteres Jahr wäre leistungsmäßig definitiv noch möglich. Für sein Alter hat Gebre Selassie weiterhin ordentlich Speed und bleibt torgefährlich. Zur Not könnte seine Familie dennoch nach Tschechien ziehen. Werder müsste ihm zwar gewisse Freiheit bieten, zwischen Deutschland und Tschechien hin und her zu pendeln, aber hier geht es ja "nur" um ein weiteres Jahr, in dem das Verteidigerass noch einmal deutlich mehr Geld bekäme als in seiner Heimat.
  • Im Falle einer Vertragsverlängerung könnte der 34-Jährige in seiner letzten Werder-Saison eine ähnliche Reservistenrolle wie aktuell Niklas Moisander einnehmen. Hin und wieder ginge es auf das Feld, der spannende Konkurrenzkampf mit Jungspund Felix Agu würde das Niveau auf der Rechtsverteidigerposition weiter in die Höhe treiben.
  • Mit seiner Erfahrung und Routine könnte Theo seinen Nachfolger Agu weiter langsam aber sicher auf die große Aufgabe in der Bundesliga vorbereiten und würde ihn vorerst weiter entlasten, um nicht jetzt schon Woche für Woche als Stammspieler unmittelbar liefern zu müssen.