Werder Bremen: Die von den Fans meistgehasste Elf
Von Marc Knieper

Bei Werder Bremen wird Treue großgeschrieben. Das spiegelt sich auch im Fanlager der Grün-Weißen wider. Ein inkorrektes Verhalten und unerwartete Abgänge eigener Spieler oder Schwalben (oder sonstige Undinge) der Gegner mögen die Bremer so gar nicht.
90min listet die von den Werder-Fans meistgehasste Elf auf:
1. Kingsley Coman
An seine Schwalbe erinnert sich ein jeder Werder-Fan. Klar, ist ja auch erst ein Jahr her, als der Bayern-Profi nach einem "normalen" Zweikampf mit Gebre Selassie im Strafraum theatralisch zu Boden ging und trotz Videobeweis den entscheidenden Elfmeter rausholte.
Eine Schwalbe, die ein ausgeglichenes Halbfinale entschied, ein spannendes Duell killte und den Bremern letztlich den Einzug in das DFB-Pokalfinale kostete.
Nach der frechen Schwalbe blieb in Bremen neben der Frage "Was soll das, Coman?" ein ganz anderes Thema offen: Warum wurde Schiri Siebert vom Video-Referee aus dem Kölner Keller nicht darauf aufmerksam gemacht, sich die Szene noch einmal anzuschauen?
2. Arturo Vidal
Einen gewissen Bayern-Bonus, den die Bremer gerne ansprechen, machte sich bereits drei Jahre vor der Coman-Schwalbe deutlich. Comans Lehrer war dabei Arturo Vidal.
Der Chilene lief in den Bremer Strafraum und flog plötzlich, als er seinen Gegenspieler Janek Sternberg heranrauschen sah, völlig grotesk zu Boden. Schiri Stieler fiel, trotz guter Sicht, drauf herein und entschied auf Elfmeter, der den zuvor schwankenden Bayern eine unverdiente 2:0-Führung bescherte und den Einzug ins Pokalfinale einläutete.
3. Alex Silva
Im Halbfinale des UEFA-Cups gegen Erzrivale HSV lief es im Jahr 2009 eigentlich ganz gut. Es gab zumindest keine Probleme mit Schwalben und dem Schiedsrichter. Werder qualifizierte sich für das Endspiel gegen Donezk.
Spielmacher Diego allerdings durfte nicht mitspielen, denn der erhielt wegen eines überflüssigen Scharmützels mit seinem brasilianischen Landsmann Alex Silva seine dritte Gelbe Karte und wurde deshalb gesperrt.
Das gefiel den Bremer Fans gar nicht. Natürlich hatte sich auch Diego nicht perfekt verhalten, dennoch war der Hamburger derjenige, der seinen brasilianischen Gegenspieler immer wieder provozierte.
Wegen Alex Silva also war Werders Kronjuwel im Finale des UEFA-Cups gesperrt und fehlte dem Team von Thomas Schaaf natürlich enorm. Ohne Diego verlor man nach Verlängerung mit 1:2.
4. Franco Di Santo
Morgens noch beim Tag der Fans, nachmittags plötzlich auf Schalke! Di Santos Abschied aus Bremen war wahrlich nicht die feine englische Art. Die Fans waren geschockt vom schnellen und plötzlichen Wechsel ihres eigentlich geliebten Torjägers zum Ligakonkurrenten.
Nun möchte der Argentinier zurückkehren. Ende des Jahres könnte der 31-Jährige ablösefrei aus Brasilien wechseln. In Bremen möchte man ihn aber keineswegs mehr sehen. Werder-Manager Frank Baumann dementierte eine Rückholaktion.
5. Miguel Ángel Angulo
Angulo erhielt in der Schlussphase der Champions-League-Begegnung im Jahr 2004 wegen eines rüden Fouls an Nelson Valdez die Rote Karte. Auf seinem Weg in die Katakomben bespuckte der einstige Stürmer des FC Valencia außerdem den Bremer Tim Borowski.
6. Matthias Ostrzolek
Auch Ostrzolek stellen viele Werder-Fans wegen seiner Schwalbe gegen Santiago Garcia gerne an den Pranger: kurz vor der Halbzeit fliegt Garcia mit gestrecktem Bein auf den damaligen FCA-Verteidiger zu; er verfehlt ihn deutlich, trotzdem segelt Ostrzolek durch den Strafraum.
Das Resultat: Gelb-Rot für den Bremer und eine gesamte zweite Halbzeit zu zehnt. Noch wütender als die 1:3-Pleite machte die Bremer das Schauspiel des damaligen Augsburgers.
7. Thomas Müller
Neben Coman ist Müller der zweite Bayern-Akteur, auf den die Bremer spätestens seit dem DFB-Pokal-Halbfinale 2019 gar nicht gut zu sprechen sind.
Werder konnte binnen weniger Sekunden plötzlich wieder Morgenluft schnuppern, war zurück in der Spur. Als das Geschehen aus Münchener Sicht zu kippen drohte, zeigte sich Müller von einer ganz fiesen Seite, für die sich der Weltmeister im Nachhinein per Videobotschaft entschuldigte.
Müller war an sämtlichen Diskussionen und Streitigkeiten beteiligt, ganz gleich, wo auf dem Platz sie denn stattfanden. Bei seiner Auswechslung reizte er die Bremer Zuschauer, indem er sich gleich mehrfach bitten ließ das Feld zu verlassen und noch einen kleinen Applaus in Richtung eigener Fans sendete.
8. Klaus Augenthaler
23.11.1985: Rudi #Völler verletzt sich bei einem überharten Foul von Klaus #Augenthaler schwer, fällt mit Adduktorenabriss fünf Monate aus. Der Bayern-Kapitän sieht dafür nur Gelb. #Werder steht unter Schock, verliert den #Bundesliga-Schlager beim #FCBayern mit 1:3. pic.twitter.com/BF6TAHOnXY
— WISTORIE | Werder-Historie (@wistorie) November 23, 2018
Das Foul von Klaus Augenthaler an Werder-Legende Rudi Völler hatte definitiv maßgeblichen Anteil an der Rivalität zwischen Werder und den Bayern. Die anschließende Niederlage trug zumindest Teilschuld am hauchdünnen Vorsprung am Saisonende, der den Bayern die Meisterschale brachte.
Die Reaktionen der Münchener trugen nicht zur Beruhigung der Emotionen bei. "Wir spielen ja nicht Schach", sagte Trainer Udo Lattek. Auch Manager Uli Hoeneß bezeichnete Augenthalers Einsteigen als "normales Foul". Aus Völlers Sicht ein "Armutszeugnis für den FC Bayern".
9. Sokratis Papastathopoulos
Sokratis galt bereits zu seiner Bremer Zeit als Abwehr-Rüpel. Dass der Grieche auch bei seinen künftigen Gastspielen als BVB-Profi ordentlich austeilte, mitunter den ehemaligen Mannschaftskollegen Fin Bartels absichtlich per Body-Check zu Boden brachte und damit ein eventuelles Tor verhinderte, schmeckte den Werder-Fans natürlich gar nicht.
10. Miroslav Klose
Neben Di Santo war auch Kloses Abgang vielen Fans ein Dorn im Auge. Dass der Bremer Torjäger zwei Tage vor dem wichtigen UEFA-Cup-Spiel gegen Espanyol Barcelona in einem geheimen Meeting mit den Bayern-Verantwortlichen flirtete, brachte die Fans zur Weißglut: "Wir wollen keine Bayern-Schweine", schrie ein Teil der rund 500 mitgereisten Bremer Anhänger in Barcelona.
Tatsächlich verließ Klose die Grün-Weißen knapp zwei Monate später in Richtung München.
11. Thilo Kehrer
Thilo #Kehrer hat sich bei Max #Kruse für sein hartes Einsteigen entschuldigt .. Mehr dazu bei https://t.co/2nWutJr3Cg #S04
— Buzz04 (@Buzz04App) September 17, 2017
Foto: dpa pic.twitter.com/QM5Nr6wlDg
Nach Kehrers überharter Grätsche an Werders Leistungsträger Max Kruse hatten das Fanlager den ehemaligen Schalker ordentlich auf dem Kieker. Immerhin brach Kehrer ihm das Schlüsselbein.
Laute Pfiffe und einen kleinen Seitenhieb des Stadionsprechers musste der jetzige PSG-Star über sich ergehen lassen. Immerhin hatte er sich im Nachhinein für sein Foul entschuldigt.