Davie Selke über seine mögliche Rekord-Ablöse: "War meinem damaligen Marktwert angemessen"
Von Simon Zimmermann

Abstiegsangst und finanzieller Engpass - die Stimmung bei Werder Bremen könnte aktuell besser sein. Noch-Leihgabe Davie Selke steht oftmals im Mittelpunkt der Kritik. Grund ist die hohe Ablöse für den Angreifer, die beim Klassenerhalt fällig würde. Der 26-Jährige hat nun erklärt, wie er über den Leih-Deal mit der Hertha denkt.
Als Davie Selke Ende Januar 2020 an den Osterdeich zurückkehrte, war die Not bei Werder Bremen groß. Der Abstieg drohte, im Sturmzentrum herrschte absolute Flaute. Selke, der in Bremen den Durchbruch zum Bundesliga-Profi schaffte und zu einem der hoffnungsvollsten Mittelstürmer in Deutschland heranreifte, wurde von Hertha BSC am Deadline Day ausgeliehen. Eine Million Euro Leihgebühr legte SVW-Manager Frank Baumann auf den Tisch.
Bei dem Deal wurde eine Kaufpflicht vereinbart, für die Baumann heftig kritisiert wird. Denn: Sollte Werder 2021 erneut der Klassenerhalt gelingen, muss Selke fest verpflichtet werden. Für zwölf Millionen Euro!
"Der Deal wurde vor der Pandemie gemacht, war meinem damaligen Marktwert angemessen."
- Davie Selke, via kicker
Eine Summe, der er seit seiner Rückkehr nie gerecht werden konnte, die mittlerweile weit über seinem Marktwert liegt (fünf Millionen Euro) und die die zweithöchste Ablöse in Werders Geschichte bedeuten würde (hinter Davy Klaassen).
Viel Arbeit - wenig Ertrag
In seinem ersten Halbjahr erzielte Selke keinen einzigen Treffer für Grün-Weiß. Viel für die Last-Minute-Rettung in der Relegation konnte der Angreifer nicht beitragen. Zur neuen Saison nahm sich der 26-Jährige dann extrem viel vor - wollte endlich allen Werder-Fans beweisen, dass er die mögliche Rekord-Ablöse auch wert ist. Doch die Ausbeute blieb mau.
Zwar kam Selke in der Liga 20 Mal zum Einsatz, von Beginn an durfte er aber nur fünfmal spielen. Zwei Partien überhaupt nur über die volle Distanz. Drei Treffer landeten auf Selkes Konto. Parallel dazu gab Werder den eigentlich schon sicher geglaubten Klassenerhalt wieder aus der Hand. Sieben Pleiten in Folge bedeuten drei Spieltage vor Schluss akute Abstiegsgefahr - erneut!
Selke spricht über die Ablöse-Bürde und den inneren Druck
Im Zuge dessen kochen auch wieder die Diskussionen um die mögliche Ablöse für Selke hoch. Vor allem deshalb, weil sie sich Werder eigentlich kaum leisten kann. Vom kicker angesprochen, ob er denn glaube, die Ablöse sei angemessen, sagte Selke: "Schwierige Frage. Der Deal wurde vor der Pandemie gemacht, war meinem damaligen Marktwert angemessen."
Zum Zeitpunkt der Leihe lag Selkes Marktwert tatsächlich noch bei zehn Millionen Euro. "Ich bekomme ja schon mit, wie präsent die Ablöse ist, kann aber nur das beeinflussen, was auf dem Platz liegt. Ich habe jedenfalls bereits gezeigt, dass ich für eine zweistellige Trefferanzahl in der Bundesliga gut bin", verteidigte sich Selke.
"Ich bin mittlerweile mein größter Kritiker", betonte der Angreifer. "Ich analysiere alles, jedes Spiel, selbst wenige Minuten. Wenn ich eine schlechte Leistung gezeigt habe, ist mir das nicht egal", so Selke weiter. Druck mache er sich daher "schon ganz allein".
Druck kommt in Anbetracht des Preis-Leistungs-Verhältnisses beim 26-Jährigen aber auch massiv von außen. Vielleicht ist es für Selke am Ende einfach zu viel Druck, um sein durchaus vorhandenes Potenzial ausschöpfen zu können. An Einsatz mangelt es bei ihm jedenfalls nicht. Nur die berühmte Prise Lockerheit scheint Selke völlig abhanden gekommen zu sein...