Werder Bremen: Das Problem mit Josh Sargent

Josh Sargent (20) weiß bei Werder weiter nicht mit Toren zu überzeugen
Josh Sargent (20) weiß bei Werder weiter nicht mit Toren zu überzeugen / Cathrin Mueller/Getty Images
facebooktwitterreddit

"Ich will die meisten Tore im Team schießen", lautete die klare Ansage von Werder-Stürmer Josh Sargent zu Beginn der Saison. Trotz Startelf-Garantie von Cheftrainer Florian Kohfeldt scheint der US-Boy von diesem Ziel derzeit ein gutes Stück entfernt. 90min erläutert die Probleme des Angreifers.

Seit nunmehr drei Saisons stürmt Sargent im grün-weißen Dress. Noch immer betiteln die Medien den 20-Jährigen gerne als Bremer Youngster. Sargent sei einer der "jungen Wilden", aus denen Kohfeldt eine bundesligareife, langfristige Bremer Einheit formen möchte, heißt es. Dabei hat der US-Boy trotz seines noch jungen Alters bereits 56 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Von Welpenschutz kann da nicht mehr die Rede sein.

Natürlich gibt es hinreichende Aspekte, die Sargent bereits jetzt auf einen guten Weg zum gestandenen Bundesliga-Stürmer bringen. Nicht umsonst schwärmt Kohfeldt des Öfteren vom unbändigen Willen und Kampfgeist seines Schützlings. Er "ackert viel" heißt es immer und immer wieder. Doch das allein reicht nicht. Der Geduldsfaden muss langsam aber sicher reißen - auch bei Florian Kohfeldt. Es bedarf einer längeren Verschnaufpause! Als Mittelstürmer wirst du nun einmal an deinen Toren gemessen - und wenn du diese nicht lieferst, dann wird es auch einmal Zeit für einen längerfristigen Platz auf der Bank.

Josh Sargent (20) und Coach Flo Kohfeldt (38) pflegen ein gutes Verhältnis
Josh Sargent (20) und Coach Flo Kohfeldt (38) pflegen ein gutes Verhältnis / Stuart Franklin/Getty Images

Das ständige Vertrauen des Cheftrainers scheint sich negativ auf die Formkurve des zwölffachen US-Nationalspielers auszuwirken. Sargent spürt kaum den im Fußball so wichtigen Konkurrenzkampf, spürt keinen Atem im Nacken. Rein niemand scheint ihm auf den Fersen zu sein. Anders ist das zum Beispiel auf der Bremer Linksverteidigerposition. Hier konnte sich Youngster Felix Agu ein echtes Ranking erspielen und macht dem zuvor verletzten Ludwig Augustinsson nun gehörig Druck - und das, obwohl Ludde laut Kohfeldt zu den besten Linksverteidigern der Liga gehört.


Die bisherige Saisonleistung von Josh Sargent

  • Bundesliga: 18 Spiele, 2 Tore, 2 Vorlagen
  • DFB-Pokal: 3 Spiele, 2 Tore, 1 Vorlage
  • Gesamt: 21 Spiele, 4 Tore, 3 Vorlagen

Sargent scheint aktuell eher ein Spieler für die Schlussviertelstunde zu sein. Hier kann er sich beweisen, den Trainer und auch alle Fans vom Gegenteil überzeugen und mit einem Joker-Treffer zeigen: 'Ich bin da, ich hab Bock zu spielen und Tore zu schießen.' Vielleicht gelingt dann auch schon bald ein ähnlicher Distanzhammer wie etwa gegen Hertha BSC als der eingewechselte Sargent für den 4:1-Schlusstreffer sorgte.

Sargent in Flop-10 der ineffizientesten Ligaprofis

Die Chancenverwertung des US-Amerikaners ist nämlich miserabel. Das zeigt auch eine Statistik von fussballstats. Mit nur 14 Prozent verwerteter Chancen gehört er zur Flop-10 der Liga. Sturmpartner Niclas Füllkrug hingegen, der - zum großen Leid aller Bremer - noch immer verletzt ist, kommt auf eine überragende Effizienz von 71 Prozent und befindet sich damit in der umgekehrten Top-10 der Liga auf Rang zwei hinter Ex-Bremer Max Kruse.

Auch im Pokalspiel gegen Greuther Fürth am Dienstagabend ließ der bis 2022 am Osterdeich gebundene Angreifer einige Hochkaräter liegen. Allein auf weiter Flur verpasste er in der 16. Minute per technisch anspruchsvollem Chip-Ball die Riesenchance auf das frühe 2:0 und scheiterte auch in Minute 62 ein weiteres Mal am Fürther Schlussmann Sascha Burchert. Seine Vorlage zum letztlichen 2:0-Siegtreffer von Felix Agu ließ den abermals schwachen Auftritt zumindest etwas in den Hintergrund rücken.

Ein immer wieder auffallendes Problem des US-Amerikaners: Sargent stoppt den Ball nicht, kommt selten entgegen. Stattdessen läuft er dem gespielten Pass nur hinterher, um dann gemeinsam mit Ball - aber ohne vorherige Ballverarbeitung - am Gegner zu scheitern oder gar ins Tor- oder Seitenaus zu laufen. Es fehlt also weiterhin an den kleinen Sachen und der nötigen Effizienz, die einen idealen, eiskalten und kaltschnäuzigen Mittelstürmer ausmachen.