Warum sich der Gladbacher Sieg gegen den BVB einfach gut anfühlt

Yann Sommer.
Yann Sommer. / Lars Baron/Getty Images
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Fast sechs Jahre hat es gedauert, bis Borussia Mönchengladbach endlich mal wieder ein Spiel gegen Borussia Dortmund gewinnen konnte. Dass es nach so langer Zeit und so vielen frustrierenden Spielen gegen den BVB endlich einmal wieder geklappt hat, ist schon allein sehr befriedigend. Doch es gibt noch mehr, was diesen Freitagabend versüßt hat.

Im April 2015 waren die Gladbacher durch ein Blitztor von Oscar Wendt in der ersten Minute in Führung gegangen. Beinahe hätte sich die Geschichte wiederholt, doch der Treffer von Florian Neuhaus kurz nach dem Anpfiff wurde vom VAR einkassiert. Es war schon ein Foulspiel von Hofmann, das muss man auch als Fan der Fohlen zugeben. Es stellt sich hier lediglich die Frage, ob der VAR hier eingreifen darf. "Zu mir hat er gesagt, dass er die Situation auf dem Feld gesehen und bewertet hat", meinte Florian Neuhaus bei Sky. Wenn das so ist, kann es eigentlich kein klarer Fehler sein. Allerdings bleibt die Frage, was Schiedsrichter Manuel Gräfe, den Neuhaus meinte, genau gesehen hat.

Der Gladbacher Frust, der durch den Sieg natürlich schnell verpufft ist, ist nachvollziehbar. Auch, als Marco Rose beim dann zählenden 1:0 durch Nico Elvedi beim vierten Offiziellen nachfragte, ob denn jetzt noch irgendwie ein Zeh gesucht würde, damit man Abseits geben könne. In der jüngeren Vergangenheit gab es einfach immer wieder höchst strittige Szenen, bei denen gefühlt immer gegen die Gladbacher entschieden wurde. Man denke nur an die Frechheit eines Elfmeters in Stuttgart zurück. Wahrscheinlich handelt es sich um selektive Wahrnehmung, aber so funktioniert der Mensch nun mal.

Manuel Gräfe hatte früh im Spiel viel zu tun.
Manuel Gräfe hatte früh im Spiel viel zu tun. / WOLFGANG RATTAY/Getty Images

Das Schöne ist allerdings, dass es am Ende glücklicherweise keine große Rolle spielte. Nach der Gladbacher Führung griff der VAR nicht mehr ein und war dann nach dem Spiel auch kein Thema mehr, was bei einer Niederlage sicherlich anders gewesen wäre. Und es macht keinen Spaß mehr, sich immer darüber zu beklagen, dass man das ja auch hätte andersherum entscheiden können.

Gladbach reagiert stark auf Haalands Doppelpack

Stattdessen trumpften auch die am Anfang von Gladbachs Formation mit Dreierkette anscheinend komplett überrumpelten Dortmunder auf und sorgten so dafür, dass sich ein echtes Topspiel entwickelte. Erling Haaland traf doppelt mit zwei großartigen Torabschlüssen, die so kaum einer hinbekommt - und plötzlich war Gladbach hinten.

Doch Rose hatte eine Antwort: "Danach haben wir gemerkt, dass wir mit der Herangehensweise, die wir gewählt haben, nicht mehr zurecht kommen. Daraufhin haben wir umgestellt und hatten wieder mehr Kontrolle", sagte er (via borussia.de). "Wichtig war vor allem das 2:2 noch vor der Pause." Das machte wieder Elvedi, wieder nach einem Freistoß. Standards sind mittlerweile eine echte Waffe der Fohlen, die mit 16 Standard-Toren die beste Mannschaft der Liga sind. Drei Standard-Treffer gegen einen BVB, der eben solche irgendwie nicht verteidigen kann, helfen dabei natürlich.

Nach den beiden Elvedi-Treffern war es Marcus Thuram, der den Ball nach einer Ecke einköpfte und ab jetzt hoffentlich wieder nur positive und sportliche Schlagzeilen schreibt. Es dürfte ihm gut getan haben. Zuvor hatte schon Ramy Bensebaini ein wunderschönes Tor zum 3:2 erzielt. Vier Tore in einem Spiel gegen Borussia Dortmund? Das hat es seit 1996 nicht mehr gegeben. Und mit ein paar besser ausgespielten Kontern hätten es auch mehr sein können. Vor allem aber musste endlich mal wieder in der Schlussphase nicht so sehr gezittert werden, weil der Vorsprung mal ausgebaut wurde. Das gab es selten in dieser Saison.

Gladbach ist Vierter - auch nach dem Spieltag?

Für Freude sorgt auch der Blick auf die Tabelle am Samstagmorgen: Die Gladbacher stehen auf Rang vier und damit auf einem Champions-League-Platz. Durch diesen bärenstarken Start ins Jahr 2021 mit vier Siegen und einem Remis sind die Fohlen wieder mitten drin im Kampf um die Königsklasse. Zwar wird der vierte Platz vielleicht nur für ein paar Stunden anhalten, aber ausgeschlossen ist es mit Blick auf die noch offenen Spiele des Spieltags nicht, dass Gladbach da auch am Samstagabend noch steht.

Die Borussia hat am Freitagabend mal wieder echte Big Points gesammelt und die nächste Spitzenmannschaft zu Hause geschlagen. Für Kapitän Lars Stindl war es "vielleicht der nächste Schritt in unserer Entwicklung". Er und seine Teamkollegen können jetzt am Samstag mit hochgelegten Füßen die Konkurrenz betrachten. Und das fühlt sich einfach gut an.