"Im Quatschen sind wir Weltmeister" - VfL-Kapitän Maxi Arnold wird deutlich
Von Simon Zimmermann

VfL-Kapitän Maximilian Arnold nimmt kein Blatt vor den Mund. Auch bei seiner Kritik über die neue (Spieler-)Generation. Die Youngster bekämen zu viel abgenommen und müssten nicht mehr gegen Widerstände ankämpfen, lautet Arnolds Urteil. Das einher ging mit einem Appell ans Team: "Im Quatschen sind wir Weltmeister. Was aber wirklich zählt, ist da draußen."
Maximilian Arnold ist nicht nur Kapitän des VfL Wolfsburg, sondern auch der klare Wortführer im Team. Der 28-Jährige trägt bereits seit der U17 das Trikot der Wölfe und hat sich seinen Status als langjähriger Stammspieler und Leistungsträger erarbeitet.
Dabei hat Arnold die vielen Höhen und Tiefen der letzten Jahre in der Autostadt auf dem Platz miterlebt. Die aktuelle Saison ist gewissermaßen ein komprimiertes Sinnbild. Gab es vor und nach der WM-Pause sechs Siege am Stück, konnten die Wölfe seit Ende Januar nur noch einen Zähler aus fünf Bundesliga-Partien holen. Dazu setzte es im Pokal-Achtelfinale das bittere Aus bei Union Berlin.
Die anvisierte Rückkehr nach Europa gerät damit zunehmend außer Reichweite. Die Top sechs der Liga sind enteilt. Der VfL liegt als Siebter schon acht Punkte dahinter. Einzige Hoffnung dürfte sein, dass eben jener siebte Rang am Ende (durch die Konstellation im DFB-Pokal) für die Conference League reicht.
Kritik an der neuen Generation: "Wir nehmen den jungen Spielern alles ab"
Erzählen will Arnold aber nichts über die Ziele. Vielmehr sprach er im Interview mit der WAZ Klartext - und legte den Finger in die sprichwörtlich von ihm diagnostizierte Wunde. Diese liegt für Arnold in einem gesellschaftlichem Problem, das sich auf die zweitjüngste Mannschaft der Liga (24,1 Jahre im Schnitt) gut übertragen lasse:
"Es ist nicht so, dass sie nicht wollen, aber man spürt, dass sie mental anfällig sind. Nicht falsch verstehen: Das ist allgemein ein Problem, dass wir in der Gesellschaft in Deutschland haben. Das ist - das will ich ausdrücklich betonen - keine Kritik an unseren jungen Spielern."
Arnold führte weiter aus: "Ich glaube, es ist mittlerweile eine andere Generation. Ich musste früher einen Wasserkasten durch die Tiefgarage bis in die Kabine tragen, dabei ist mir die Kiste immer in die Achillessehne geknallt. Aber ich habe keinen Mucks gemacht. Heute hast du einen Caddy, der die Kiste transportiert. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich mache auch nicht alles richtig, ich bin kein Heiliger, aber: In gewissen Situationen weiß ich, worauf es ankommt. Es gibt nichts, das wichtiger ist, als sich Woche für Woche zu messen - aber wir nehmen den jungen Spielern alles ab. Sie müssen sich nicht mehr so viel erarbeiten, dabei gibt es im Leben nichts geschenkt."
"Im Quatschen sind wir Weltmeister"
Junge Spieler könnten schlechter gegen Widerstände ankämpfen. Auch, weil sie es nie gelernt hätten, gegen diese wirklich anzukämpfen. "Was ich damit sagen will ist: Ich musste immer meine Ellbogen rausfahren. Die jungen Spieler heute sind alles Raketen, sie sind pfeilschnell, aber wenn du ihnen sagst, du musst mal nicht auf links rausschieben, sondern auch mal dazwischenhauen, dann schauen sie dich fragend an", so Arnold.
Umso mehr gelte es nun, die Ziele verbal und öffentlich nicht mehr zu kommunizieren, sondern lieber wieder Leistung auf dem Platz zu bringen. "Im Quatschen sind wir Weltmeister. Was aber wirklich zählt, ist da draußen", meinte Arnold. Eine Plattitüde, die zwar abgedroschen klingen mag, aber am Ende eben auch tatsächlich den Tatsachen entspricht.