VfL Osnabrück ohne Stimmung: Warum der Boykott richtig ist

Die Fans des VfL Osnabrück verzichteten am Montagabend in Lotte auf Stimmung - ein richtiges Zeichen
Die Fans des VfL Osnabrück verzichteten am Montagabend in Lotte auf Stimmung - ein richtiges Zeichen / Stuart Franklin/GettyImages
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Die Fans des VfL Osnabrück boykottierten abermals ihre Drittliga-Partie am Montagabend. Gegen Verl herrschte trotz voller Kurve absolute Stille – ein richtiges Zeichen.


Montagabend, 19 Uhr, Stadion am Lotter Kreuz. Der Sportclub Verl empfängt den VfL Osnabrück. Für die lila-weißen Gäste ein Katzensprung. Schlappe 13 Kilometer ist das Ausweichstadion der Ostwestfalen entfernt.

5.200 Zuschauer sehen ein passables Drittliga-Spiel. Die Gäste von der Bremer Brücke gewinnen verdient mit 2:1 – und klettern nach 14 Spieltagen auf Rang zwei der Tabelle. Große Freude kommt trotz des gefühlten Heimsiegs nicht auf. Die Ansetzung des Spiels drückt auf die Stimmung.

Fahnen, Trommel und Vorsänger im gut besuchten Gästeblock der Osnabrücker bleiben über die gesamte Partie absolute Fehlanzeige. Ein großes "Montagsspiele abschaffen"-Banner ziert den Zaun der Kurve. Der Support der eigentlich als lautstark und leidenschaftlich geltenden Fans bleibt aus. Eine Handvoll Verl-Fans übertönt die fast 5.000 Osnabrücker.

Gegen Montagsspiele: VfL Osnabrück mit Stimmungsboykott in Lotte
Gut besucht, doch stimmungsarm: Das Stadion am Lotter Kreuz am Montagabend / Anadolu Agency/GettyImages

Denn während die Montagsspiele in der Bundesliga und 2. Bundesliga mit der aktuellen Spielzeit der Vergangenheit angehören, stehen sie in Liga drei noch immer auf dem Programm. Mindestens bis 2022. So lange läuft der aktuelle TV-Vertrag mit Magenta Sport.

Damit Montagsspiele auch in Liga drei anschließend wieder abgeschafft werden, macht sich der VfL weiter für die Abschaffung stark – ein wichtiges Zeichen trotz der missenden Atmosphäre in so besonderen Spielen wie der vermeintlichen Heimpartie am Lotter Kreuz.

Spieltagszerstückelung bleibt nicht aus

Fußball zu Beginn der Woche ist und bleibt ein Termin, der auf wenig Gegenliebe stößt. Der Boykott der Bundesliga-Fans wurde erhört, das Montagsspiel aber schlicht durch eine weitere Partie am Sonntagabend ersetzt. Die irrwitzige Entwicklung der Anstoßzeiten nimmt damit weiter ihren Lauf. Und das nicht nur in der von oben bis unten durchkommerzialisierten Bundesliga, sondern (noch immer auch montags) in Liga drei. Dort, wo der Fußball häufig noch Fußball ist. Dort, wo kein VAR die Emotionen auf den Rängen stoppt.

Für den deutschen Fußball mit seinen stimmungsvollen Kurven und Stadien sind und bleiben Montagsspiele eine Bankrotterklärung. Wenn Spiele noch immer an Terminen stattfinden, die sich rein niemand wünscht, demonstriert das die perfide Gleichgültigkeit des DFB gegenüber den Fans – und damit gegenüber denen, die den Fußball erst aufblühen lassen.

"Müssen den Kern dessen bewahren, was den Fußball ausmacht"

Gerade für Klubs aus Liga drei ist eine Aufhebung der Montagsspiele auch wirtschaftlich essenziell. Leere und stimmungsarme Kurven kann kein einziger Verein gebrauchen. Von Auswärtsfahrern soll erst gar nicht die Rede sein. Zwei Tage Urlaub, nur um den Klub zu einer unmenschlichen Zeit am Montagabend in der Ferne zu supporten? Das geht zu weit.

"Wir müssen den Kern dessen bewahren, was den Fußball ausmacht, damit es überhaupt Möglichkeiten geben kann, auch wirtschaftlich zu agieren."

Michael Welling via liga3-online

VfL-Geschäftsführer Michael Welling kann den Boykott voll und ganz verstehen: "Wir müssen den Kern dessen bewahren, was den Fußball ausmacht, damit es überhaupt Möglichkeiten geben kann, auch wirtschaftlich zu agieren. Das ist das unmittelbare Spiel selbst, das sind die Fans vor Ort, das sind die Emotionen, die im Zusammenspiel zwischen Platz und Tribüne entstehen. Daher gilt es, dies immer in den Fokus der Überlegungen zu stellen und alle anderen Aktivitäten davon ausgehend zu denken." (via liga3-online)