UWCL 23/24 ohne VfL Wolfsburg - Erkenntnisse zur Niederlage gegen Paris FC
- Folgenschwere Niederlage für den VfL Wolfsburg
- Der Vorjahresfinalist zieht nicht in die Champions League Gruppenphase ein
- Zwei gehaltene Elfmeter, hohe Intensität und glücklose Wölfinnen
Von Julian Sulimma

Nach dem hart umkämpften 3:3 im Hinspiel standen die Spielerinnen des VfL Wolfsburg erneut dem Paris FC gegenüber. Vor 3.747 Fans musste ein Sieg her, um in die Gruppenphase der UEFA Women's Champions League einzuziehen. Doch dieser gelang ihnen nicht, sodass die Champions-League-Saison 2023/24 ohne den Vorjahresfinalisten aus Wolfsburg ausgetragen werden wird. Die Erkenntnisse zum Spiel.
VfL Wolfsburg - Paris FC 0:2
Vor knapp einer Woche sagte Trainer Tommy Stroot bei Wölfe.TV, dass es im Spiel gegen Paris kein großes Taktieren geben werde. Daran hielt er sich und stellte die Leistungsträgerinnen der letzten Wochen allesamt auf. Mit Ewa Pajor in der Spitze, Svenja Huth und Vivien Endemann auf den Flügeln und Alexandra Popp auf der Spielermacherin-Position wurde offensiv aufgeboten, was in den letzten Wochen potenziell Gefahr ausstrahlte. Mit einer Doppelsechs und der vermeintlich eingespielten Viererkette sollte defensiv weniger zugelassen werden. Dennoch lässt sich nach dem Spiel gegen den Paris FC feststellen:
Die Unsicherheiten in der Defensive halten an
Auch wenn die Ergebnisse in dieser Saison den Schluss nahelegen könnten, dass die Wölfinnen defensiv kompakter stehen und weniger Gegentore zulassen würden, sieht der Status quo anders aus. Gerade in den Spielen gegen offensiv stark besetzte Mannschaften fiel immer wieder auf, dass die Viererkette und die defensiven Mittelfeldspielerinnen sowohl individuell als auch taktisch erhebliche Probleme aufwiesen. Das Verteidigen der VfL-Akteurinnen war in vielen Spielen von Unkonzentriertheiten und der Inkonsequenz in den Aktionen geprägt. So auch am gestrigen Mittwochabend gegen den Paris FC.
Das junge und giftige Team der Pariserinnen stellte die Wolfsburgerinnen mit ihren technisch versierten und schnellen Angriffen immer wieder vor große Probleme. Von Kompaktheit und defensiver Stabilität konnte nur in wenigen Teilen des Spiels die Rede sein. Die Spielerinnen ließen den Französinnen Räume und konnten sie in ihren Angriffsversuchen nicht konsequent genug stören.
So kassierten sie in der 38. Minute auch das 0:1. Diese Szene war defensiv symptomatisch für das Abwehrverhalten der letzten Wochen. Sie verloren den Ball im eigenen Spielaufbau, standen danach unsortiert und konnten die angreifende Mannschaft schlussendlich nicht konsequent genug am Abschluss hindern. Beim späten 0:2 dieser Partie hatten die Wölfinnen bereits hinten aufgemacht und alles auf den Ausgleichstreffer gesetzt. Dennoch sah das Abwehrverhalten auch in dieser Situation mehr als unglücklich aus.
Im Spielaufbau fehlte die Ruhe am Ball
Obwohl der VfL Wolfsburg im Zentrum technisch und spielerisch sehr gut aufstellt ist, schafft man es derzeit immer seltener, einen ruhigen Spielaufbau umzusetzen. In der Partie gegen den Paris FC war dies deutlich zu erkennen. In der Zentrale spielten Lena Lattwein, Lena Oberdorf und über weite Strecken des Spiels auch Alexandra Popp. Diese Spielerinnen verfügen allesamt über die Qualität, das Aufbauspiel ihrer Mannschaft durch ihre individuelle Klasse zu gestalten.
Dennoch wirkte es zu keinem Zeitpunkt des Spiels so, als hätten sie im Mittelfeld das Spielgeschehen im Griff. Das lag unter anderem daran, dass das Spiel ähnlich wie in Paris hauptsächlich im letzten Drittel des Feldes austragen wurde. Die Mittelfeldakteurinnen wurden häufig überspielt und hatten somit weniger Spielanteile. Wenn sie den Ball allerdings in den eigenen Reihen hatten, wurde der Ball schnell vertikal nach vorne gespielt und versucht, die Offensivspielerinnen in aussichtsreiche Positionen zu bringen. Dies gelang ihnen leider selten, da viele Pässe schlicht zu ungenau gespielt wurden.
Die gewohnte Ballsicherheit ist seit kurzem Mangelware. Die ausgestrahlte Nervosität hingegen ist für Mitspielerinnen, Gegenspielerinnen und Zuschauer spürbar. Das erscheint bei solch guten Fußballerinnen derzeit schwer erklärbar und kann aus Sicht der Wölfinnen hoffentlich schnellstmöglich behoben werden.
Kurze intensive Druckphasen der Wölfinnen reichten nicht
Die Spielerinnen des VfL haben zu Anfang der ersten und der zweiten Hälfte jeweils für einige Minuten Druck auf die Gegnerinnen aufbauen können. In dieser Zeit wirkten sie wachsam und griffig. Allerdings wussten die Pariserinnen sich aus diesen Phasen zu befreien und waren in der Lage, unbeeindruckt ihr Offensivspiel aufzuziehen.
Bei den Wölfinnen wirkt es aktuell so, als wüssten sie nicht, wie lange sie ihr Pressingverhalten aufrecht erhalten müssten. Wenn sie hoch pressen, gewinnen sie meist an Spielanteilen dazu und können im Gegenzug ihre Stärken im Offensivspiel nutzen. Dies hat im Hinspiel über Teile des Spiels sehr gut funktioniert. Im gestrigen Rückspiel allerdings ebbten diese Pressingphasen schnell ab und führten häufig zu keinen gefährlichen Offensivaktionen, denn ...
Vor dem Tor gingen sie zu fahrig mit ihren Chancen um
Die Offensive hatte genügend Gelegenheiten, den Spielverlauf zugunsten des VfL zu verändern. Ewa Pajor beispielsweise hatte diverse Torchancen, bei denen sie entweder den Ball nicht präzise genug auf das gegnerische Tor brachte und oder unglücklich am Pfosten scheiterte. Hinzu kam, dass es Abwehrchefin Dominique Janssen verpasste, den Ausgleich vom Elfmeterpunkt zu erzielen.
Insgesamt schafften es die Wölfinnen nicht, ihre offensiven Stärken in Chancen und Tore umzumünzen. Während sie im Hinspiel noch zwei Mal ausgleichen konnten, blieb im Rückspiel der Torerfolg aus, sodass sie nicht unverdient mit 0:2 gegen mutige Pariserinnen verloren und sich somit nicht für die Gruppenphase der UEFA Women's Champions League qualifizieren konnten.
Fazit
Vor dem mit Spannung erwarteten Rückspiel in Wolfsburg sagte Ewa Pajor: "Wir müssen mit Mut nach vorne spielen, unsere Chancen nutzen, viel Ballbesitz haben und einfach unsere Spielweise zeigen."
Resümiert man das Rückspiel gegen den Paris FC, lässt sich festhalten, dass der Mut nur wenige Minuten in der Anfangsphase der beiden Hälften anhielt. Die Chancen, inklusive eines Elfmeters, konnten nicht genutzt werden und der Ballbesitz wurde häufig schnell wieder abgegeben. Die Spielweise der Wölfinnen konnte insgesamt nur selten umgesetzt werden, sodass das Spiel in der Konsequenz verdient nicht gewonnen werden konnte.
Kapitänin Alexandra Popp fand nach dem bitteren Ausscheiden klare Worte und fasste damit die Erkenntnisse der 180 Minuten gegen den Paris FC passend zusammen.
"Wenn man beide Spiele betrachtet, und auch generell gerade unsere Spiele betrachtet, ist es zu wenig, und ein Stück weit nicht unverdient. Wir müssen daran arbeiten, in der Defensive konstanter zu sein und wieder diese Leichtigkeit in Richtung Tor zu finden. Das fehlt aktuell ein bisschen, und das werden wir hoffentlich schnell wieder in uns kriegen."
- Alex Popp
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