Hoffenheim lagert Nachwuchsarbeit aus: Hopp-Klubs als "RB 2.0"?

Dietmar Hopp will Hoffenheim sehr bald nach Europa führen
Dietmar Hopp will Hoffenheim sehr bald nach Europa führen / Alex Grimm/Getty Images
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Die TSG Hoffenheim soll in Zukunft dauerhaft in Europa vertreten sein. Dafür wird nun auch die Nachwuchsabteilung zumindest in Teilen ausgelagert. Hauptanteilseigner Dietmar Hopp scheint eine Art "Red Bull 2.0" aufziehen zu wollen, wovon die TSG profitieren soll.


Die Saison 2008/09 war die erste, in der sich die TSG Hoffenheim in der Bundesliga wiederfand. Schnell konnte sich der Verein im Oberhaus stabilisieren und zwischenzeitlich dank Julian Nagelsmann als Trainer auch das internationale Geschäft aufmischen. Eine Erfahrung, die man in Zukunft dauerhaft machen möchte.

Dafür setzt sich Dietmar Hopp als Hauptanteilseigner ein. Zwar bereits seit Jahren, inzwischen aber mit klarem Ziel. Am vergangenen Wochenende fand die Mitgliederversammlung der TSG statt. Auf der Homepage des Vereins wurde später davon berichtet. Demnach "erläuterte Hopp seine Ideen zur 'Zukunft der TSG', die darauf abzielen, dauerhaft Platz sechs und besser zu belegen" (via kicker).

Hopp will Hoffenheim in Europa sehen - ausgelagerte Nachwuchsarbeit als wichtige Grundlage

Das internationale Geschäft als dauerhaftes Ereignis. Davon ist Hoffenheim zurzeit noch weit entfernt. Ein entscheidender Schritt soll eine zumindest stückweise Auslagerung der Nachwuchsarbeit sein. Dabei stehen Vereine im Fokus, die - grob erklärt - den erhofften TSG-Erfolg mit unterstützen sollen.

Etwa Academico Viseu aus Portugal. Dort hält Hopp zusammen mit Mariano Maroto Lopez, einem engen Vertrauen, die Mehrheit. Das läuft über die Hobra GmbH & Co. KG. Darüber wird auch indirekt der Verein Barra Futebol Clube in Brasilien gehalten.

Dietmar Hopp
Dietmar Hopp möchte Hoffenheim in Europa sehen / Simon Hofmann/Getty Images

Lopez, der Geschäftsführer von Hobra, war ebenfalls bei der Mitgliederversammlung zu Gast. Er zeigte in einem eigenen Redebeitrag auf, wie der Hopp-Plan mit Europa gestemmt werden soll. Lopez habe "die anwesenden Mitglieder" mit seinem Beitrag "zu den kürzlich angeschobenen Projekten im Süden Brasiliens sowie in Portugal" abgeholt, hieß es.

Die Überschrift: "Internationalisierung des Nachwuchses." Dazu das Bild von Roberto Firmino. 2011 für vier Millionen Euro aus Brasilien verpflichtet, vier Jahre später für 41 Millionen Euro an den FC Liverpool verkauft. Die klare Botschaft: durch die weiteren Vereinsprojekte, die maßgeblich über Hopp laufen, soll Hoffenheim durch frühzeitig entdeckte Spieler verbessert werden.

So werden die übernommenen Vereine zwar gefördert, aber zeitgleich auch für die TSG als ausgelagerter Nachwuchsbereich genutzt. So können junge Talente durch Bundesliga-Perspektive gehalten, ausgebildet und im Optimalfall später transferiert werden. Eigene (Jugend-)Spieler können andersherum für Spielpraxis und dadurch mit viel mehr Kontrolle ausgeliehen werden.

Ähnlichkeiten zum RB-Wirken im Fußball - offene Fragen zur "Rogon"-Beteiligung

Daraus ergibt sich eine gewisse Ähnlichkeit zum Wirken des Konzerns Red Bull im internationalen Fußballgeschäft. Selbst wenn die (ursprüngliche) Intention von Dietmar Hopp, die TSG Hoffenheim zu unterstützen, einen anderen Hintergedanken hat.

Ein weiterer, noch eher unklarer Aspekt in diesem angedachten Modell ist die Rolle von Roger Wittmann und seiner Berater-Agentur "Rogon". Sie ist eng mit der TSG verzahnt, immer wieder gibt es Zusammenarbeiten. Barra Futebol etwa sei laut kicker maßgeblich von Rogon-Leuten aufgebaut worden. Dahingehend also eine offene Frage, inwieweit die Agentur im übergeordneten Plan eine Rolle spielt.