Transfer-Check FC Bayern: So schlagen sich die Neuzugänge Kane, Kim & Co.
- Wie haben gut haben sich die Neuzugänge bislang präsentiert?
- Wie haben sich die Abgänge ausgewirkt?
- Was hat man im Sommer verpasst?
Von Dominik Hager

Der FC Bayern befindet sich in der laufenden Saison einigermaßen auf Kurs. In der Bundesliga ist man zwar nur auf Rang drei zu finden, jedoch sind 17 Punkte nach sieben Spieltagen schon recht gut und auch in der Champions League und im Pokal läuft alles nach Plan. Dabei profitiert der Rekordmeister unter anderem auch von den Sommer-Neuzugängen. Obwohl man den ein oder anderen Transfer versäumt hatte.
Wie schlagen sich die Neuzugänge bislang?
1. Harry Kane
Der Rekord-Neuzugang sollte die Lücke, die Robert Lewandowski im Sommer 2022 hinterlassen hat, schließen. Dies ist dem Engländer zumindest in weiten Teilen auch schon gelungen. In Summe steht Kane bei neun Toren und fünf Vorlagen in zehn Pflichtspielen. Kritiker sagen, dass die gute Quote an den vielen Elfmeter-Toren liegt. Dies ist auch nicht ganz falsch, da vier seiner neun Treffer aus Elfmetern resultierten, jedoch kann man sich in München auch darüber freuen, dass man wieder einen sicheren Schützen im Team hat.
Der Neuzugang von Tottenham glänzt auch immer wieder mit tollen Pässen und hilft im Strafraum aus. Manchmal fehlt ihm aber ein wenig die Bindung zum Spiel, weshalb er in einzelnen Matches kaum Gefahr ausstrahlte. Im Zusammenspiel ist noch Luft nach oben, jedoch kann man mit der Startphase von Kane im Allgemeinen sehr zufrieden sein.
2. Min-jae Kim
Der Südkoreaner hat Matthijs de Ligt aus der Startelf verdrängt und ist absoluter Stammspieler. Das "Monster" Kim, das in Italien zum Serie-A-Verteidiger der Saison gewählt wurde, bekamen wir noch nicht immer zu Gesicht, jedoch sind die Ansätze definitiv offensichtlich.
Kim hat insbesondere in den ersten Spielen etwas zu viele Fehlpässe gespielt und verzeichnete darüber hinaus auch ein paar Unsicherheiten. Dafür wurde er von Matthäus zuletzt ziemlich kritisiert. In Summe kann man aber von einem ordentlichen Start mit Luft nach oben sprechen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Kim aufgrund des Militär-Dienstes auch große Teile der Vorbereitung verpasst hat. Dafür kann man letztlich doch recht zufrieden sein. Ähnlich wie Kane scheint auch Kim menschlich eine Bereicherung zu sein.
3. Raphael Guerreiro
Guerreiro kam lediglich je einmal im Pokal und in der Bundesliga als Joker zum Einsatz. Dies liegt an seinem im Sommer erlittenen Muskelbünderlriss. Zwar hat er sich von diesem erholt, jedoch folgte nun mit einem Muskelfaserriss gleich die nächste Verletzung. Aus diesem Grund kann man die Leistungen des Portugiesen noch gar nicht wirklich einschätzen. Es sieht aber so aus, als hätte er seine Verletzungsanfälligkeit aus Dortmund mitgebracht.
4. Konrad Laimer
Laimer bringt bislang genau das, was man sich erwarten konnte. Der Österreicher rackert viel, ist lauffreudig und bringt Energie in die Mannschaft. Tuchel brachte Laimer bislang mal im Mittelfeld und mal in der Rechtsverteidigung.
Als Rechtsverteidiger zeigte er nach vorne gute Szenen, war gegen stärkere Teams aber in der Defensive überfordert. Im Mittelfeld gab es Licht und Schatten zu sehen. Seine Athletik und Mentalität kann man als imposant betrachten, jedoch sind seine technischen Mängel allgegenwärtig. Demnach ist er ein guter Kader-Spieler, aber wohl nicht die Top-Lösung für die Startelf.
5. Daniel Peretz
Peretz kam bislang nur im Pokal gegen Münster zum Einsatz. Beim klaren Erfolg der Münchner spielte er zu Null und hinterließ einen sehr ordentlichen Eindruck. Recht viel mehr kann man bislang nicht sagen.
Wie haben sich die Abgänge ausgewirkt?
Der FC Bayern hat insbesondere in der Abwehr natürlich reichlich Spieler verloren. Lucas Hernández und Benjamin Pavard wurden verkauft, wohingegen Josip Stanisic per Leihe nach Leverkusen wechselte. Der Hernández-Abgang wurde durch Kim kompensiert und spielt kaum eine Rolle. Bei Pavard und Stanisic sieht es hingegen ein wenig anders aus. Beide sind wahlweise rechts hinten oder in der Innenverteidiger einsetzbar und fehlen in Sachen Kaderbreite gewaltig. Mazraoui spielt zwar nicht viel schlechter als Pavard, jedoch steht der allgemeine Abwehr-Engpass in Zusammenhang mit den Verlusten von Pavard und Stanisic. Insbesondere die Stanisic-Leihe hat sich - wie eigentlich jeder wusste - als vollkommener Blödsinn herausgestellt. Die Münchner sind in der Abwehr einfach viel zu dünn besetzt.
Neben dem Abwehr-Trio haben auch Ryan Gravenberch und Marcel Sabitzer das Team verlassen. Beide Abgänge waren bislang verschmerzbar, weil Leon Goretzka wieder verbessert im Vergleich zur Vorsaison agiert. Zudem hatte man trotz der Guerreiro-Verletzung mit Laimer immer noch eine weitere Option.
Was hat man im Sommer versäumt?
Der FC Bayern hat es wie bereits angedeutet klar verpasst, auf die Abgänge von Pavard und die unnötige Leihe von Stanisic zu reagieren. Warum kurz vor dem Transferende die wohl anvisierten Deals von Chalobah und/oder Bella Kotchap nicht geklappt haben, erschließt sich in keinster Weise. Ein bis zwei Verteidiger hätten definitiv kommen müssen.
Streiten kann man hingegen über die fehlende Verpflichtung auf der Sechs. Der Verein wollte Palhinha als Holding Six verpflichten, scheiterte aber am Deadline Day. Thomas Tuchel wünscht sich weiterhin einen solchen Spielertypen, jedoch sei hierbei auch mal angemerkt, dass die viel kritisierten Kimmich und Goretzka in der laufenden Saison ein recht stimmiges Duo abgeben. Dies trifft nicht auf jedes Spiel zu, jedoch ist den beiden schon ein wenig mehr taktische Disziplin anzumerken. Insbesondere Kimmich hält sich größtenteils mit Ausflügen zurück. Demnach ist nicht gesagt, dass das Duo Palhinha und Kimmich jetzt großartig besser wäre. Die Möglichkeit dazu besteht natürlich, weil Tuchel dann noch genauer seine Pläne umsetzen kann.
Richtig entschieden hat man sich, was die Torhüter-Situation betrifft. Ulreich agiert als zuverlässiger Neuer-Vertreter und der Kapitän soll nach der Länderspielpause zurückkehren. Sollte der 37-Jährige dann nicht liefern, kann man immer noch im Winter neue Überlegungen anstellen. Fürs Erste war es aber völlig richtig, keine große Summe auf den Tisch zu packen.
Fazit:
Dem FC Bayern ist ein in Teilen positives Transferfazit auszustellen. Die beiden Top-Transfers Kane und Kim funktionieren ganz gut, wenngleich beide noch Luft nach oben haben. Die wenigsten dürften jedoch daran zweifeln, dass sich die Deals lohnen werden. Guerreiro und Laimer kamen ablösefrei, was natürlich berücksichtigt werden muss. Dafür kann man Laimer schon als gelungenes Invest betiteln, während Guerreiro jetzt einfach mal fit werden und bleiben muss.
Negativ ist und bleibt die völlig absurde Stanisic-Leihe, der in Leverkusen kaum Spielpraxis erhält, sowie die fehlende Reaktion auf den Pavard-Abgang. In der Causa Palhinha hat man sich unglücklich angestellt - wahrscheinlich, weil man sich einfach deutlich zu spät durchgerungen hatte, einen Sechser verpflichten zu wollen.
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