Thomas Müller über Rückkehr ins DFB-Team: "Zwei Jahre auf Fortbildung"

Thomas Müller ist im Trainingslager schon wieder mittendrin statt nur dabei.
Thomas Müller ist im Trainingslager schon wieder mittendrin statt nur dabei. / Andreas Schaad/Getty Images
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Thomas Müller ist zurück in der Nationalmannschaft. Der spielintelligente und lautstarke Führungsspieler wurde in den letzten zwei Jahren schmerzhaft vermisst. Nun will er diese Zeit jedoch hinter sich lassen und mit dem DFB-Team bei der EM einen Überraschungscoup landen. Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk spricht er über seine Rückkehr und seine Rolle beim DFB.


Beim FC Bayern erlebten wir Thomas Müller in den letzten Jahren als lautstarken Führungsspieler, der auf und neben dem Platz den Ton angab. Viele sind gespannt darauf, wie sich Müller nach seiner Abstinenz in der Nationalmannschaft einfindet und wie viel vom Bayern-Müller tatsächlich auch im Nationalmannschafts-Müller steckt.

"Ich war sozusagen zwei Jahre auf Fortbildung und komme mit einem noch besseren Gesamtpaket zurück. Dazu gehört aber auch, dass ich von meinen Mitspielern viel verlange, weil ich selbst einfach gewinnen will. Deswegen werde ich natürlich nicht leise sein, aber auch nicht rumlaufen und künstlich irgendwelche Kommandos und Motivationssprüche kloppen", antwortete er auf die Frage, ob das "Radio Müller" schon wieder auf Sendung sei.

Der Bayern-Star scheint sich zumindest schon mal gut eingelebt zu haben. "Ich bin wie ich bin und so versuche ich mich einzubringen. Bisher läuft es gut", zeigt er sich zufrieden.

Thomas Müller: Der gar nicht so neue Neuzugang im DFB-Team

Ein Vorteil für den 31-Jährigen ist mit Sicherheit die Tatsache, dass er bei der Nationalmannschaft auf zahlreiche Teamkollegen und alte Weggefährten trifft. Ein Unbekannter ist Thomas Müller trotz seiner zweijährigen Abstinenz für kaum einen. Demnach wird es der Offensivspieler nicht schwer haben, schon bald eine Führungsrolle einzunehmen.

Erleichternd hinzu kommt, dass ihn die anderen Führungsspieler wie Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Toni Kroos allesamt schätzen und er mit Mats Hummels einen guten Freund an seiner Seite hat, der sich in einer ähnlichen Position befindet. Man kann also nicht sagen, dass sich der Bayern-Star einen Hierarchie-Kampf mit anderen etablierten Wortführern aussetzen muss. Was das angeht, ist die Deutsche Nationalmannschaft keinem Konflikt-Potenzial ausgesetzt.

Letztendlich profitieren ohnehin alle Beteiligten von einem Thomas Müller, der den Mund aufsperrt und sagt, was er zu sagen hat. Ein zu zurückhaltender Müller, der sich aufgrund der längeren Abwesenheit versteckt, würde dem DFB nur die Hälfte bringen.

Müller im Zentrum eingeplant: Sehen wir ihn auf der Neun oder Zehn?

Spannender ist ohnehin die Frage, welche Rolle Thomas Müller sportlich einnimmt. Schenkt man den Worten von Joachim Löw Glauben, wird der 31-Jährige in einer zentralen Rolle auflaufen. Die Zeit von Thomas Müller auf außen sei, wie der DFB-Coach sagt, vorbei. Demnach können wir davon ausgehen, dass wir den Offensivspieler entweder auf der Zehn oder sogar in vorderster Front sehen werden.

Dies macht auch Sinn, zumal die Flügel-Rollen wohl ohnehin von seinen Münchner Kollegen Serge Gnabry und Leroy Sané besetzt sind. Im Falle eines 4-2-3-1-System würde der Bayern-Star wohl zwischen Gnabry und Sané auflaufen. Stellt sich nur die Frage, wie sich das Trio ohne Robert Lewandowski schlägt.

Serge Gnabry, Thomas Mueller, Leroy Sane
Stuart Franklin/Getty Images

Der beste Vertreter für den Polen wäre wohl Kai Havertz. Mit seiner Ballsicherheit und Größe kommt er eher den Idealen von Lewandowski nahe, als Timo Werner. Entscheidet sich Joachim Löw jedoch angesichts der vielen zentralen Mittelfeldspielern für ein 4-3-3, müsste entweder Müller oder Havertz weichen.

Hier könnte man wieder das Argument "wenn Müller dabei ist, spielt er auch" anfügen. Allerdings hat Löw klargestellt, dass keiner der Spieler so etwas wie eine Stammplatzgarantie erhält. Dennoch ist es wohl wahrscheinlich, dass Müller bei einem 4-3-3 die Chelsea-Stars verdrängen würde und als Spitze fungiert.

Einen wirklich klaren Mittelstürmer, der 90 Minuten in der Box wartet wird es im Nationalteam ohnehin nicht geben. Stattdessen wird auf dem Platz viel rotiert und mit komplexen Laufwegen gearbeitet werden. Nur auf diese Weise kann eine Sturmreihe ohne klare Nummer neun erfolgreich sein.


Müller ist jedoch einer, dem das Spiel ohne Ball und das ständige rotieren eigentlich gut entgegenkommt. Inwiefern das alles am Ende funktioniert, wird man erst bei der EM sehen. Von allen offenen Fragen vor der EM, ist diese womöglich sogar die spannendste.