Stabile Abwehr und gnadenlos Effektiv: Türkei setzt Ausrufezeichen in WM-Quali

Ozan Tufan (6) bejubelt mit seinen Mitspielern einen Treffer in Norwegen.
Ozan Tufan (6) bejubelt mit seinen Mitspielern einen Treffer in Norwegen. / Fran Santiago/Getty Images
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Die Türkei hat zum Start in die WM-Qualifikation für Aufsehen gesorgt: Gegen die stärksten Gruppengegner Niederlande und Norwegen gab es zwei überzeugende Siege. Durch eine stabile Abwehr und gnadenlose Effektivität vorne könnte sich die Mannschaft erstmals seit 20 Jahren wieder für eine Weltmeisterschaft qualifizieren.

Wenn die Weltmeisterschaft 2022 in Katar stattfindet, dann wird es 20 Jahre her sein, dass die Türkei zuletzt an einer WM-Endrunde teilgenommen hat. In Japan und Südkorea wurde die türkische Nationalmannschaft dritter und Sturm-Legende Hakan Sükür erzielte im Spiel um Platz drei nach elf Sekunden das schnellste Tor der WM-Geschichte. Lange ist es her - und vielleicht ist die Durststrecke bald vorbei.

Denn es scheint, als habe die Türkei endlich mal wieder eine Mannschaft beisammen, die als Ganzes gut funktioniert. Eine Auswahl, die im Kern aus Spielern aus der heimischen Liga besteht und dazu gespickt ist mit Legionären, teilweise echte Größen Europas, hatte die Türkei auch in der jüngeren Vergangenheit zu bieten, doch verpasste sie die WM 2018, weil sie Island 0:3 unterlag und Finnland nicht besiegen konnte.

Das scheint jetzt anders zu sein. Das Team hat sich weiterentwickelt und beim Start in die WM-Qualifikation für Katar für Aufsehen gesorgt. In den ersten beiden Spielen mussten die Türken direkt gegen die Niederlande und Norwegen ran, also die beiden stärksten Gegner. "Wir können uns mit guten Ergebnissen einen Vorteil gegenüber dieser Konkurrenz schaffen. Natürlich war es klar, dass solche Hürden auf uns warten würden. Aber wir sind stark genug, um diese Hindernisse zu überwinden", hatte Trainer Senol Günes zuvor selbstbewusst gesagt (via Gazete Futbol).

"Ich will unbedingt, dass wir uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren."

Burak Yilmaz

Sein Kapitän, Routinier Burak Yilmaz, traf dann vor dem Niederlande-Spiel den Nagel auf den Kopf, als er mit der Aussage des in der Türkei spielenden Norwegers Martin Linnes konfrontiert wurde, die Türken hätten Angst vor BVB-Stürmer Erling Haaland: "Wir verfügen über großartige Abwehrspieler und fürchten uns vor niemandem. Wir hatten noch nie Angst vor irgendwem." Denn gerade die Defensive war es, die diesen fantastischen Start ermöglichte.

Die beiden Premier-League-Brecher Ozan Kabak und Caglar Söyüncü sorgten dafür, dass die Niederlande nahezu überhaupt keine Mittel fand, auch mal nur aufs Tor zu schießen. Vorne üerragte dann Burak Yilmaz mit einem Dreierpack, dazu zeigte Hakan Calhanoglu seine großartige Schusstechnik. Nur drei Minuten wackelte die Türkei, als die Niederländer schnell zwei Tore schossen. Doch Yilmaz' schöner Freistoß besiegelte dann den 4:2-Auftaktsieg.

Gegen Norwegen ging es genau so weiter: Diesmal spielte Kaan Ayhan neben Söyüncü in der Innenverteidigung und Norwegens Sturm-Duo um Haaland und RB Leipzigs Alexander Sörloth war nahezu komplett abgemeldet. Aus dieser stabilen Abwehr heraus waren die Türken dann nach vorne wieder eiskalt, eines der beiden Ozan-Tufan-Tore war zudem wieder traumhaft anzuschauen. Auch Söyüncü traf und seine Mannschaft gewann 3:0.

Die Türkei führt damit die Tabelle der Gruppe G an, im dritten Spiel gegen Lettland am Dienstag sollte der dritte Sieg folgen, allerdings wird es eine ganz andere Aufgabe gegen einen defensiven Gegner. Ein bisschen relativieren muss man die Auftaktsiege nämlich schon, denn ohne diese gnadenlose Effektivität vorne hätten die Spiele auch anders ausgehen können. Darauf kann man sich nicht verlassen, doch gerade das braucht es am Dienstag. Trotzdem hat die Mannschaft von Senol Günes ein echtes Ausrufezeichen gesetzt und sich bis hierhin in einer hervorragende Ausgangslage gebracht.