Spanien: Die beste Aufstellung für die WM 2022
Von Dominik Hager
Zwischen 2008 und 2012 beherrschte La Roja den Fußball mit Stars wie Xavi, Iniesta und Torres und sicherte sich zwei Europameister- und einen Weltmeistertitel. Doch seitdem fehlte es den Spaniern oftmals ein wenig an Zielstrebigkeit. Immer seltener gelang es den Männern von der iberischen Halbinsel, den Ball ins Tor zu tragen, weshalb die letzten vier Turniere eher enttäuschend verliefen. Trotzdem muss man den schwersten deutschen Gruppengegner natürlich für die WM in Katar auf der Rechnung haben.
Die Zeiten der großen spanischen Dominanz ist vorbei, wenngleich der Kader noch immer enorm stark und ausgewogen besetzt ist. Das Tiki-Taka-Spiel ist aus der Mode und die Spanier haben noch immer so ihre Probleme dabei, den einst so erfolgsversprechenden Stil anzupassen.
Hoffnung macht jedoch die neue Generation in Person von Spielern wie Gavi, Pedri und Fati, die technisch sauber, aber gleichermaßen auch unberechenbar spielen. In Verbindung mit einigen erfahrenen Haudegen verfügt La Roja über eine sehr gute Mischung im Kader. Nun gilt es für Coach Luis Enrique, alles aus der schlagkräftigen Truppe herauszuholen.
Die potenzielle Spanien-Aufstellung für die WM 2022:
Unai Simón - César Azpilicueta, Aymeric Laporte, Pau Torres, Jordi Alba - Sergio Busquets, Gavi, Pedri - Ansu Fati, Ferran Torres - Álvaro Morata
Die Kaderbreite von Spanien ist - wie wir wissen - enorm und Luis Enrique wird einige schwierige Entscheidungen treffen müssen. Torhüter Unai Simón dürfte wie die beiden Innenverteidiger Laporte und Torres gesetzt sein. Auf der rechten Abwehrseite duellieren sich mit Azpilicueta und Carvajal zwei Routiniers, die zuletzt in der Nations League jeweils zwei Spiele über die volle Distanz abspulen durften. Mit der gleichen Situation haben wir es auch auf der linken Seite zu tun, wo sich Alba und Marcos Alonso duellieren. Laut unseren spanischen 90min-Kollegen haben derzeit Azpilicueta und Alba die Nase vorne.
Im Mittelfeld könnte mit Busquets, Gavi, Pedri, Fati und Torres ein ganzer Barça-Block auflaufen. Sollte Frenkie de Jong den FC Barcelona verlassen, ist damit zu rechnen, dass Busquets, Pedri und Gavi das Dreier-Mittelfeld bei den Katalanen bilden. Dies wäre für die spanische Nationalmannschaft natürlich eine tolle Sache. Sicherlich werden aber auch Thiago und Rodri eine Rolle spielen wollen, die in der vergangenen Saison zu den besten zentralen Mittelfeldspielern weltweit gehört haben. In der Nationalmannschaft droht ihnen aber aufgrund der möglichen Blockbildung die Bank. Koke, Llorente und Soler dürften noch schlechtere Chancen haben.
Auf den Flügeln dürfte Ferran Torres links gesetzt sein, wenngleich der Barça-Neuzugang aus dem Winter noch konstanter werden muss. Auf der anderen Seite sehen unsere spanischen Kollegen Ansu Fati vorne. Der Youngster hat das Potenzial, zum spanischen Unterschiedsspieler zu werden, muss aber endlich auch mal verletzungsfrei bleiben. Asensio, Olmo und Sarabia lauern, haben aber nur Außenseiter-Chancen. Womöglich könnte auch Mikel Oyarzabal Noch eine Rolle spielen, jedoch laboriert der Sociedad-Star an einem Kreuzbandriss und muss erst mal rechtzeitig fit werden.
Im Angriff sind die Zeiten eines David Villa und Fernando Torres vorbei. Einen echten Knipser hat La Roja nicht, weshalb der "spanische Werner" Álvaro Morata weiterhin gesetzt sein dürfte. Zur Ehrenrettung von Morata sei gesagt, dass er fußballerisch klar stärker als Werner ist, den Kasten aber mindestens genau so häufig verfehlt.
Die Stärken des spanischen Teams
Spanien ist eine junge Mannschaft mit sehr talentierten Spielern, die sich unbedingt beweisen wollen. Spieler wie Pedri, Gavi oder Fati sind gerade dabei, die große Bühne des Fußballs zu erobern und haben die nötige Unterstützung von erfahrenen Größen wie Alba und Busquets sowie Leuten im besten Alter wie Laporte, Rodri oder Thiago, die seit Jahren für internationale Top-Klubs spielen. Das spanische Team hat etwas von einem gut gemixten Cocktail und weist keine große Problemstelle auf.
Klar ist auch, dass kaum eine Nation über ein so gewaltiges Aufgebot an technisch beschlagenen Spielern verfügt. Die Männer aus Spanien wissen, wie man den Ball zu führen und das Spiel laufen zu lassen hat. Damit kann La Roja selbst gegen Teams wie Brasilien, Frankreich oder Belgien die Kontrolle an sich reißen.
Ein weiterer Pluspunkt für Spanien ist es, dass zahlreiche Spieler für den FC Barcelona kicken. Eine Blockbildung ist absolut möglich und macht wohl auch Sinn, wenn die Katalanen eine gute Hinrunde spielen. In vergangenen Jahren drohte immer eine gewisse Dysharmonie, weil Barca- und Real-Spieler um die Plätze kämpften; derzeit spielt Real Madrid aber nur eine untergeordnete Rolle im Nationalteam.
Trotz allem ist Konkurrenzkampf da, was jeden Spieler zu Höchstleistungen pusht. Bereits bei der EM 2021 konnte Spanien zeigen, dass man wieder auf dem Weg zu alter Stärke ist, was dem iberischen Selbstvertrauen sicherlich gut getan hat. Jeder weiß, dass in Katar auch die Big Names geschlagen werden können.
Die Schwächen des spanischen Teams
Das spanische Team tut sich immer noch ein wenig schwer damit, sich vom Tiki-Taka-Fußball zu lösen. Zwar spielt La Roja inzwischen etwas moderner, ist aber noch immer eine Ballbesitzmannschaft, die nur wenige schnelle Konter oder Umschaltmomente generiert. Demnach tut sich das Team schwer damit, die Dominanz auch in klare Chancen umzumünzen.
Dank der Kreativität von Pedri oder Gavi kann man zwar auch defensiv eingestellte Gegner mal überspielen, jedoch lässt man zu viele gute Chancen liegen. Die Abschlussqualität ist ausbaufähig, was insbesondere für Stürmer Álvaro Morata gilt. Es gibt derzeit keinen richtigen Matchwinner-Typen, wie es ein Mbappé, Benzema oder Messi sein können. Oftmals tut sich Spanien gerade gegen eigentlich unterlegene Gegner schwer, die Spiele zu gewinnen, weil diese hinten dicht machen, wenig zulassen und dann die wenigen Chancen sitzen müssen. Ein 0:0 oder knappes 1:0 ist ein Ergebnis, das für alle Sportwetten-Freunde sicherlich selten eine schlechte Idee ist.
Ein weiterer kleiner Schwachpunkt aus spanischer Sicht ist die Torwart-Position. Unai Simon ist kein schlechter Torwart, jedoch haben andere Nationen Leute wie Neuer, Courtois oder Alisson im Kasten, die um Klassen stärker sind. David de Gea wurde von Luis Enrique abgesägt. Eine Entscheidung, die man nicht teilen muss.
Bei Spanien stellt sich zudem auch immer ein wenig die Frage, ob die Athletik, die im Fußball immer wichtiger wird, gegen die Top-Teams ausreicht. Gerade im Mittelfeld sind Zweifel erlaubt.
Der Star des Teams
Beim spanischen Team gilt grundsätzlich die Devise "Die Mannschaft ist der Star". Es ist viel mehr die Breite als die absolute Spitze, die Spanien ausmacht. In Spanien hofft man, dass Barca-Juwel Pedri der Star des Teams werden kann. Der junge Mittelfeldspieler hat bereits bei der EM geglänzt. Die Mehrfachbelastung mit Olympia hat dann aber dafür gesorgt, dass der Spieler zuletzt Verletzungsprobleme hatte. Klar ist dennoch: Findet Pedri seine Top-Form, kann er den Unterschied ausmachen.
Der Shootingstar des Teams
Durch die vielen Verletzungen von Pedri, ist sein junger Teamkollege Gavi vermehrt in den Vordergrund gerückt. Der Mittelfeldspieler könnte bei der WM in Katar auch international voll durchstarten. Das spielerische Potenzial hat er absolut und auch kämpferisch ist der Barca-Youngster schon ein Großer.
Die Erwartungshaltung in Spanien
Unsere 90min-Kollegen aus Spanien sagen: "Spanien eine Mannschaft, die gegen jeden gewinnen, aber auch gegen jeden verlieren kann. Es wäre keine Überraschung, wenn Spanien den WM-Pokal gewinnt, aber für uns wäre das Erreichen des Halbfinales schon ein gutes Ergebnis."