So könnte Deutschland unter Julian Nagelsmann auflaufen
Von Dominik Hager

Julian Nagelsmann soll die deutsche Nationalmannschaft zur Heim-EM 2024 führen. Selbst wenn sich unter Hansi Flick nie so etwas wie eine erste Elf herauskristallisiert hat, werden die Karten in Sachen Aufstellung nochmal neu gemischt. Der 36-Jährige ist anders als Flick auch bekannt dafür, gerne mal mit Dreierkette spielen zu lassen. Erste Aufschlüsse könnten die Länderspiele im Oktober geben. Wir sehen uns an, wie die Aufstellung im 4-3-3 bzw. im 3-4-3 aussehen könnte.
Die DFB-Elf im 3-4-3
Tor: Marc-André ter Stegen
Im Tor dürfte weiterhin ter Stegen gesetzt sein. Dies gilt natürlich nur so lange, bis Manuel Neuer wieder fit ist. Sollte der Routinier tatsächlich an alte Top-Leistungen anschließen, könnte ein offener Zweikampf auf uns warten. Neuer hat jedoch keine Vorteile durch seine eineinhalbjährige Nagelsmann-Zusammenarbeit. Das Verhältnis der beiden ist insbesondere seit dem Tapalovic-Aus unterkühlt. Für Neuer müsste schon alles perfekt laufen. Stand jetzt ist der Barça-Schlussmann klarer Favorit.
"Das Wichtigste ist, dass wir Manu Zeit geben, um wieder Spitzenleistungen zu zeigen. Wenn das der Fall ist, werden wir das beurteilen", hielt sich Nagelsmann erstmal zurück. "Dann können wir uns glücklich schätzen, dass wir nicht nur die beiden [Neuer & ter Stegen] haben, sondern auch noch ein paar andere Weltklasse-Torhüter."
Abwehr: Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Jonathan Tah
Antonio Rüdiger dürfte im Abwehr-Zentrum auch unter Nagelsmann gesetzt sein. Von den anderen Kandidaten kennt der Coach einzig und alleine Niklas Süle. Mit diesem arbeitete er erst bei der TSG Hoffenheim und später beim FC Bayern meist gut zusammen. Lediglich am letzten Spieltag der vorletzten Saison kam es zum Krach. Süle sollte erst nicht nach Wolfsburg reisen, weil Nagelsmann nur Spieler mit Bayern-Zukunft im Kader haben wollte. Durch eine Verletzung von Sabitzer wurde plötzlich wieder ein Platz frei, den Süle dann aber - in seiner Ehre verletzt - nicht mehr einnehmen wollte. Das Verhältnis der beiden soll dennoch ok sein, weshalb Süle schon ganz gute Chancen auf die Startelf hat.
Um die dritte Position würden sich wohl in erster Linie Schlotterbeck und Tah duellieren, wobei der Leverkusener aktuell klar stärker ist. Ginter, Thiaw, Hummels und Bella-Kotchap haben weiterhin nur Außenseiter-Chancen.
Mittelfeld: Benjamin Henrichs, Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan, David Raum
Benjamin Henrichs soll bei Julian Nagelsmann hoch im Kurs stehen. Dieser holte den damaligen Monaco-Spieler schließlich auch einst nach Leipzig. Angesichts der aktuell starken Leistungen von Henrichs dürfte dieser als Schienenspieler gesetzt sein. Mutmaßlich spielt er auf der rechten Seite, wobei er auch links ran könnte. Auf der linken Seite ständen in erster Linie Gosens und Raum zur Verfügung. Für beide wäre die Dreier- bzw. Fünferkette deutlich besser passend als die Viererkette. Aktuell sind beide in einer guten Verfassung, wobei Raum leicht die Nase vorne haben könnte. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Offensivspieler wie Gnabry, Sané oder Hofmann als Schienenspieler infrage kommen, ausschließen kann man es aber nicht.
Im Zentrum spricht natürlich einiges für Kimmich und Gündogan, auch wenn Nagelsmann zu Bayern-Zeiten nie wirkliche Zweifel am Duo Kimmich/Goretzka aufkommen ließ. Das Duo Kimmich/Gündogan wäre fußballerisch herausragend, dafür in Sachen Athletik und Physis recht schwach. Aber wenn so etwas geht, dann mit Dreierkette.
Nagelsmann betonte bereits, dass Gündogan Kapitän bleibt, was natürlich für einen Stammplatz spricht: "Das [Kapitänsamt] lasse ich so, wie es ist. Ich bin von Ilkay als Mensch und als Spieler sehr überzeugt. Ich denke, die Entscheidung war gut. Ich habe bereits mit ihm darüber gesprochen und ihn informiert."
Emre Can dürfte hingegen eher schlechte Karten haben, wenn drei Verteidiger hinter ihm stehen.
Offensive: Jamal Musiala, Leroy Sané, Serge Gnabry
Jamal Musiala muss angesichts seiner enormen Qualitäten offensiv gesetzt sein. Derzeit führt zudem auch an Leroy Sané wenig vorbei. Bliebe also noch ein Platz, der an einen Spieler gehen sollte, der auch als Mittelstürmer spielen kann. Die klassische Wahl wäre Niclas Füllkrug, jedoch kämen auch Thomas Müller und Serge Gnabry infrage.
Das hätte die negative Begleiterscheinung, dass man mit Florian Wirtz einen der besten deutschen Fußballer nur auf der Bank hätte. Demnach wäre auch eine rotierende Offensive mit Musiala, Sané und Wirtz möglich. Zielführend wäre das zwar eher weniger, es sei jedoch gesagt: Nagelsmann ist grundsätzlich offen für ein System mit "falscher Neun".
Das DFB-Team im 4-3-3
Tor: Marc-André ter Stegen
Die Torwartfrage ist natürlich unabhängig von der Systemwahl.
Abwehr: Benjamin Henrichs, Antonio Rüdiger, Niklas Süle, David Raum
Antonio Rüdiger und Niklas Süle bilden das Duo mit der größten Erfahrung und dürften demnach auch die besten Chancen haben. Zudem sollte aktuell auch Benjamin Henrichs, von dem Nagelsmann ein Fan ist, gesetzt sein. Bliebe noch eine offene Stelle.
Stabilisiert Raum seine Leistungen auf einem starken Niveau, so dürfte er gute Chancen haben. Gosens ist für die Viererkette noch weniger geeignet als der Leipziger. Möglich wäre jedoch, dass ein weiterer Innenverteidiger außen spielt. Tah hat zuletzt in einer solchen Rolle geglänzt und könnte Henrichs nach links schieben. Schlotterbeck konnte als Außenverteidiger hingegen keine so gute Figur machen.
Mittelfeld: Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Ilkay Gündogan
Joshua Kimmich ist und bleibt natürlich gesetzt. Neben dem Mittelfeld-Leader würde es sich anbieten, Leon Goretzka als physisch starken Spieler und Ilkay Gündogan als starken Techniker aufzubieten. Anstelle von Goretzka könnte man es aber auch mit der defensiven Lösung Emre Can probieren. Für Gündogan könnte hingegen auch Youngster Florian Wirtz spielen. Musiala wäre ebenfalls eine Option. Das System könnte dabei dann auch mehr in Richtung 4-2-3-1 gehen.
Offensive: Jamal Musiala, Leroy Sané, Serge Gnabry
Jamal Musiala ist vermutlich links offensiv eingeplant, wohingegen Sané angesichts seiner aktuellen Form rechts offensiv spielen müsste. Florian Wirtz hängt den Bayern-Stars aber im Nacken.
Im Sturmzentrum ständen - wie auch im 3-4-3 - Füllkrug, Gnabry und Müller zur Debatte. Es ist schwierig vorherzusagen, auf wen Nagelsmann hierbei setzen würde. Die Tendenz geht leicht zu Gnabry.
Weitere News zur Nationalmannschaft lesen:
manual