Simon Rolfes: Eine etwas verspätete Huldigung für eine Leverkusener Legende

Bayer 04 Leverkusen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga
Bayer 04 Leverkusen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga / Jörg Schüler/Getty Images
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Bereits fünf Jahre liegt das Karriereende von Simon Rolfes zurück. Nach knapp 15 Jahren als Profi hing der Mittelfeldmotor zum Saisonende 2014/15 die Schuhe an den Nagel. Inzwischen ist Rolfes Sportdirektor von seinem Ex-Klub Bayer 04 Leverkusen. Seinen Wert für den Verein sollte man nicht unterschätzen.

Zehn seiner 15 Karrierejahre lief Rolfes im Trikot von Bayer 04 auf. Satte 377 Pflichtspiele sammelte Rolfes während dieser Zeit auf sein Konto. 49 erzielte Tore und 35 Vorlagen sind starke Werte für einen Spieler, der vornehmlich im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kam. Und auch in der Nationalmannschaft fand Rolfes seine Berücksichtigung. Immerhin 26 Mal lief er für Deutschland auf, bei der EM 2008 stand er mit im Turnierkader.

Simon Rolfes: Ein (fast) ewiger Vize bei Vizekusen

Insgesamt zeichnete sich seine Karriere allerdings nicht durch große Sprünge aus. Zwar darf sich Rolfes Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger mit Werder Bremen nennen, zum Einsatz kam er in Bremens Doublesaison 2003/04 allerdings nicht. Mit Leverkusen wurde er 2009 Pokalvize - im Finale unterlag man ausgerechnet den Werderanern - und 2010/11 Vizemeister. Mit dem DFB-Team sprang 2008 ebenfalls "nur" der Titel des Vizeeuropameisters heraus.

Kampf bis zum Äußersten
Kampf bis zum Äußersten / JUERGEN SCHWARZ/Getty Images

Immer recht gut und doch nicht ganz oben - das war Simon Rolfes. Doch es waren gerade diese überdurschnittlichen-und-doch-nicht-allerbesten Qualitäten, die ihn auszeichneten und so wichtig für die Werkself machten. Im Leverkusener Kader, der seit Jahren chronisch zur Unkonzentriertheit neigt und immer mal wieder den einen oder anderen egozentrischen Spieler in den Reihen stehen hat, war Rolfes ein Fels in der Brandung.

Der inzwischen 38-Jährige brachte es irgendwann sogar zum Leverkusener Kapitän. Er wurde zum Gesicht der Werkself, ohne groß auffällig zu agieren. Ein gesundes Understatement, bedachte Aussagen, ruhige Spielführung - all das zeichnete den Sechser aus. Auf dem Platz konnte er dennoch ab und an mal emotional werden. Ein Kapitän eben.

Charakterliche Größe vor sportlicher Extraklasse

Bei dem ein oder anderen mag es gerade vielleicht klingeln. Rolfes Charaktereigenschaften erinnern stark an die Personalia Lars Bender, den aktuellen Kapitän Leverkusens. Das ist nicht überraschend, schließlich bildete das Duo Rolfes/Bender über mehrere Saisons das defensive Mittelfeld der Werkself. Bender wird sich von seinem einstigen Teamkollegen einiges abgeschaut haben.

In der Fanszene wird die Rolle des Ex-Profis ab und an etwas belächelt. Rolfes wurde nie so wirklich als herausragender Spieler wahrgenommen. Doch das muss er gar nicht, es würde sowieso seiner Natur widersprechen. Sicher ist jedoch, dass er den kompletten Verein während seiner Zeit geprägt und die jungen Wilden mit vermehrt internationaler Herkunft hervorragend zusammengehalten hat.

Traumduo? Simon Rolfes (l.) und Bayer-Coach Peter Bosz
Traumduo? Simon Rolfes (l.) und Bayer-Coach Peter Bosz / TF-Images/Getty Images

Seine Qualitäten als Organisator und Planer zeigt Rolfes inzwischen als Sportdirektor der Werkself. Es ist ein wichtiges Zeichen für den Verein und die gesamte Identifikation, wenn ein langjähriger Profi auch nach der Karriere dem Verein treu bleibt.

Leverkusen will mit Rolfes in die Zukunft

Als Leverkusener Funktionär ist Rolfes erst seit Dezember 2018 tätig. Doch in seinen eineinhalb Jahren machte sich der Ex-Profi bereits durch erstklassige Transfers einen Namen (u.a. Moussa Diaby und Edmond Tapsoba). Der Talentschmiede unter dem Bayerkreuz tut es gut, dass ein unaufgeregter Rolfes die Zügel in der Hand hält. Und auch sein Umgang mit jungen Spielern liegt dem 38-Jährigen. Er profitiert aus seiner Zeit als Kapitän.

Charaktere wie Simon Rolfes gibt es im heutigen Fußball kaum noch. Unauffälligkeit und Zurückhaltung sind selten geworden. Daher ist es umso besser für Leverkusen, dass man solch eine Identifikationsfigur in der Vereinsstruktur hat. Für den Klub, der gerne mal den Boden unter den Füßen verliert, ist dies definitiv ein Schritt nach vorn. In diesem Sinne: Danke Simon!