Schalke-Ultras mit scharfer Kritik an Vereinsführung: "Saison eine moralische Bankrotterklärung"

Die Ultras und Fans auf Schalke äußern regelmäßig ihre Meinungen
Die Ultras und Fans auf Schalke äußern regelmäßig ihre Meinungen / Soccrates Images/Getty Images
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Eine Saison auf Schalke, die sportlich in Hin- und Rückrunde unterteilt werden kann. Ebenso aber auch eine Saison, die von Fehltritten und Skandalen in der Vereinsführung geprägt war. Anlass für die "Ultras GE", sich nun mit klaren wie kritischen Worten an den S04 zu wenden.

Inmitten der sportlichen Talfahrt mit neuem Vereins-Negativrekord melden sich nun auch die Ultras von Schalke 04 zu Wort. Nun, wenige Tage vor dem letzten Spieltag der aktuellen Saison, gehe es schließlich um keinen sportlichen Erfolg mehr, sodass die Ultras GE keine Sorge mehr vor weiterer Unruhe im Verein haben - so erklären sie ihre bisherige Zurückhaltung mit öffentlicher Kritik.

Die Schalker Nordkurve: Bekannt für Stimmung, Leidenschaft und Liebe zum Verein
Die Schalker Nordkurve: Bekannt für Stimmung, Leidenschaft und Liebe zum Verein / Soccrates Images/Getty Images

In einem Statement mit der Überschrift "#NurImIch", angelehnt an die - wie sie beschrieben wird - "glattgebügelte Kampagne" der Corona-Zeit beim S04 mit dem Namen "Nur im Wir", wird die gesamte Vereinsführung für diverse Verfehlungen in der aktuellen Saison scharf kritisiert. Die Ultras GE unterteilen diesen öffentlichen Brief in verschiedene Bereiche, beispielsweise geht es um den Ehrenrat, sowie um den Vorstand, den Aufsichtsrat, die Finanzen, aber auch um für Königsblau so wichtigen Werte.

Ultras klagen über "katastrophales Bild" von Schalke: Gremien und Funktionäre in der Verantwortung

"Selten hat unser Verein ein katastrophaleres Bild abgegeben als in dieser Spielzeit. Neben einer sportlich desolaten Rückrunde [...] sind es vor allem die Gremien und Vereinsverantwortlichen, die unseren Verein Woche für Woche der Lächerlichkeit preisgeben und jeglichen Kontakt zur Gelsenkirchener Realität verloren zu haben scheinen", leiten sie ihren Kommentar zu den vergangenen Wochen und Monaten ein. Klare Worte seitens der Ultras, die ohne die notwendigen leeren Stadien wohl schon deutlich früher gewisse Zeichen gesetzt hätten.

Quo Vadis, Schalke? Die Ultras GE machen sich große Sorgen
Quo Vadis, Schalke? Die Ultras GE machen sich große Sorgen / Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Anhand einer Art Chronologie führt das Statement durch die Saison und hält dem Leser erneut die zahlreichen Fehler seitens des Vereins vor. So geht es beispielsweise auch um den Ehrenrat, der sich "in dieser Saison jedoch selbst übertroffen hat". Damit ist natürlich der Umgang mit den rassistischen Aussagen des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies gemeint, der drei Monate sein Amt ruhen ließ.

Auch der Rücktritt von Ehrenrats-Mitglied Kornelia Toporzysek wird thematisiert, sowie die noch immer ausgebliebene Neubesetzung. Die fehlende Transparenz und Aufarbeitung ist ein weiterer großer Kritikpunkt. Anträge auf vergangenen Mitgliederversammlungen, diesen Rat neu zu gestalten, seien nie zugelassen worden.

Natürlich bekommt auch der Aufsichtsrat als Kontroll-Gremium sein Fett weg. Im Bezug auf die sehr schnell drohende und finanziell gefährliche Lage wird die Frage aufgeworfen, ob der Rat seiner Verpflichtung, jede Investition und die Finanzen zu überwachen und zu kontrollieren, "gar nicht oder nur unzureichend nachgekommen" ist. So treffe ihn mindestens "eine Teilschuld" an der knappen Finanzlage des Klubs, wie die Ultras urteilen.

Zwischen Ausgliederung und Werten: S04-Fans mit Ärger über diverse Fehltritte

So sorgt auch das Ausgliederungs-Vorhaben für Ärger. Bei den Ultras und vielen hart gesottenen Fans ist dies ohnehin ein Thema, das auf Ablehnung stößt. Dass sich Tönnies vor nicht allzu langer Zeit noch klar und deutlich zum Status des eingetragenen Vereins bekannt habe, nun diese Pläne höchstselbst vorantreibt, lassen für die Fans nur einen Schluss zu: "Seine Worte scheinen abermals nicht viel Wert zu haben."

AR-Chef Clemens Tönnies war auf Schalke nie so stark angezählt
AR-Chef Clemens Tönnies war auf Schalke nie so stark angezählt / TF-Images/Getty Images

Apropos Werte, auch diese finden große Beachtung im Statement. Von fehlenden Möglichkeiten, sich das Geld für Karten und Tickets zu erstatten, über den Härtefall-Antrag, bis hin zur Entlassungen von Mindestlohn beziehenden Busfahrern, während Profis und Fans auf Geld verzichten, um genau solche Kündigungen zu verhindern. Unter dem Begriff der "moralischen Bankrotterklärung" fassen sie all diese Verfehlungen zusammen: "Ein Ausverkauf der Schalker Werte, die zu Marketingzwecken gerne benutzt, ansonsten aber mit Füßen getreten werden."

Weitere Geschehnisse, die für Unmut und Ärger sorgten, zählen die Ultras GE weiter auf: Das Ernennen des ehemaligen Stasi-Mitarbeiters Matthias Warnig in den Aufsichtsrat, die offensichtliche Absetzung des beliebten Mediendirektors Thomas Spiegel (ersetzt durch einen mittlerweile ehemaligen Bild-Reporter), indirekte Drohungen an die S04-Fans seitens Sportvorstand Jochen Schneider in der Causa Hopp, ohne dass es Vorfälle in der Veltins-Arena gab. TV-Gelder, die bereits verpfändet wurden, angebliche Gespräche mit den Ultras, die tatsächlich nie stattgefunden haben sollen.

Viel Dankbarkeit für die klaren Worte der Schalke-Ultras: Schlussstrich und Aufarbeitung gefordert

Das alles sind nur Auszüge aus diversen und vielfältigen Momenten über den Verlauf der aktuellen Saison, die bei zahlreichen Fans und Anhängern von Schalke 04 für Kopfschütteln sorgten. Dementsprechend äußerten sich in den sozialen Netzwerken viele von ihnen, wo sie sich für das thematisierte Statement bedanken - es spricht so einigen Fans aus der Seele, die mit Sorge beobachten, wie sich Königsblau von der Basis zu entfernen scheint.



Zum Ende dieser Spielzeit fordern die Ultras "einen klaren Schlussstrich und damit verbunden einen Neuanfang und die Rückbesinnung auf alte Tugenden und Grundwerte sowie unser Leitbild". Zudem sei eine Aufarbeitung der aktuellen Finanzlage "unerlässlich", heißt es weiter. Mit einer klaren Aufforderungen schließen sie ihren Schrieb: "Wer die Schalker Werte nicht lebt, muss den Verein verlassen."

Zum ganzen und vollständigen Statement der Ultras GE geht es hier entlang.