Schalke: Schneiders Job-Garantie für Wagner ist ein falsches Versprechen

Eine Zusammenarbeit mit David Wagner über die Saison hinaus ist für den FC Schalke nicht zielführend
Eine Zusammenarbeit mit David Wagner über die Saison hinaus ist für den FC Schalke nicht zielführend / Pool/Getty Images
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Auf Schalke brodelt es. Die Mannschaft belegt nach der 1:2-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf den letzten Tabellenplatz in der Rückrundentabelle, an den Europapokal ist schon seit Wochen nicht mehr zu denken. Sportvorstand Jochen Schneider setzt auf Kontinuität und sprach Trainer David Wagner eine Job-Garantie aus - doch der 48-Jährige entpuppt sich immer mehr als Fehlgriff. So darf es über die Saison hinaus nicht weitergehen.

Die Rückrunde stellt für alle Beteiligten auf Schalke das komplette Kontrastprogramm zur Hinserie dar. Die Zahlen sind erschreckend: Sieben Punkte aus elf Spielen bei einem Torverhältnis von 5:24 - das darf nicht der Anspruch des FC Schalke sein. In Sachen Punkteausbeute liegt S04 auf einem Niveau mit dem SC Paderborn, bei den Gegentoren teilt man sich den letzten Platz mit Union Berlin. Derweil gibt es keinen anderen Bundesligisten, der weniger Tore erzielt hat.

Der Kritik zum Trotz: Schneider spricht Job-Garantie für Wagner aus

Die Kritik wird immer lauter, weil die Probleme immer offensichtlicher werden. Mit dem Ball ist Schalke ideenlos, sauber vorgetragene Angriffe sind eine absolute Seltenheit. Dass auch hinten seit Monaten nichts mehr funktioniert, zeigen insbesondere die Duelle gegen die Spitzenmannschaften: Gegen den FC Bayern und RB Leipzig hagelte es jeweils fünf Gegentore, gegen den Rivalen aus Dortmund vier. Mit einer Mannschaft, die das obere Tabellendrittel anpeilt, hat das nichts mehr zu tun.

Dass Torhüter Markus Schubert noch nicht reif für die Bundesliga ist, wurde auch in Düsseldorf deutlich. Beim Ausgleichstor der Fortuna in der 63. Minute ließ er einen direkten Freistoß nach vorne abprallen, sodass Rouwen Hennings per Kopf abstauben konnte. Fünf Minuten später nickte Kenan Karaman den Ball erneut ins Tor, Schalke blieb somit auch im zehnten Ligaspiel in Folge sieglos. Doch so, wie David Wagner an Markus Schubert festhält, hält Jochen Schneider an Wagner fest. Der Sportvorstand verkündete bei Sky eine Job-Garantie über die Saison hinaus: "Wir werden gemeinsam mit David Wagner zur kommenden Saison den roten Faden wieder aufnehmen", so Schneider.

Jochen Schneider (Foto) will an David Wagner festhalten. Der Sportvorstand setzt auf Kontinuität, vertraut aber auf den falschen Mann.
Jochen Schneider (Foto) will an David Wagner festhalten. Der Sportvorstand setzt auf Kontinuität, vertraut aber auf den falschen Mann. / TF-Images/Getty Images

Trügerisch ist in diesem Zusammenhang eine weitere Aussage Schneiders, der erklärte, er habe eigentlich offensiven Fußball sehen wollen, da er diese Herangehensweise aus seiner Zeit bei RB Leipzig gewohnt war. Eine durchaus berechtigte Frage lautet: Warum hat sich der Verein dann für Wagner entschieden?

Der 48-Jährige setzt auf Umschaltsituationen, will den Gegner durch hohes Pressing mürbe machen und nach erfolgreicher Balleroberung Vollgas-Fußball sehen. Das vermochte in der Hinrunde zu funktionieren, doch allerspätestens seit dem 19. Spieltag ist Wagners Idee entschlüsselt. Lösungen? Fehlanzeige. Mit dem Ball in den eigenen Reihen funktioniert nichts, auf saubere Ballbesitzphasen mit Raumgewinn und vielversprechenden Abschlüssen warten die Fans vergeblich von Spiel zu Spiel.

Auch der Kader weist Qualitätsmängel auf

Selbstverständlich wird auch wieder über den Kader gesprochen. Mit fast unverändertem Spielermaterial katapultierte Wagner die Mannschaft zum Ende der Hinrunde auf einen fünften Tabellenplatz, dabei spielte Schalke in der abgelaufenen Saison gegen den Abstieg. Die aktuelle Serie belegt, dass es noch immer an Qualität mangelt. Allerdings hat eine Mischung aus den Defiziten von Kader und Trainer zur aktuellen Entwicklung geführt.

Die größte Baustelle ist der Angriff. Der Winter-Transfer von Michael Gregoritsch war mit großen Hoffnungen verbunden, doch der Österreicher konnte nur selten Akzente setzen und dürfte nach der Saison zum FC Augsburg zurückkehren. Guido Burgstaller blieb auch in Düsseldorf wirkungslos, Benito Raman kann weiterhin nicht an die Form aus der Hinrunde anknüpfen - und trotzdem schmort Ahmed Kutucu auch im Jahr 2020 auf der Bank.

Wenn Schneider glaubt, dass Schalke mit Wagner auf eine erfolgreiche Zukunft zusteuert, dann irrt er sich. Für die Ideen des Sportvorstandes ist er nicht der richtige Trainer, zudem ist sein Krisenmanagement äußerst fragwürdig. Stur auf eine defensive Grundausrichtung zu setzen, keine Lösungen mit dem Ball zu erarbeiten und sich den ohnehin kaum vorhandenen Qualitäten zu berauben, führt nur dazu, dass die Mannschaft in der Tabelle noch tiefer abstürzen wird.