Versöhnlich in die Winterpause: Schalke 04 mit einer großen Herausforderung

FC Schalke 04
FC Schalke 04 / BSR Agency/GettyImages
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Durch die letzten Leistungssteigerungen unter der Führung von Thomas Reis geht Schalke 04, trotz des 18. Tabellenplatzes, vergleichsweise versöhnlich in die WM- und Winterpause. Den Klassenerhalt macht das aber nicht einfacher. Im zweiten Teil der Saison braucht es eine sehr hohe Punkteausbeute, um in der Bundesliga zu bleiben.


Die letzten Partien geben Schalke ein wenig Hoffnung. Unter Thomas Reis gab es eine klare Leistungssteigerung, das ist nicht zu leugnen. Sie hätte bereits gegen Werder Bremen für Punkte sorgen können, ehe es gegen Mainz 05 für einen wichtigen Heimsieg gereicht hat.

Auch gegen den großen FC Bayern am Samstagabend schlug sich Königsblau durchaus wacker, blieb schlussendlich jedoch - wenig überraschend - ohne Chance.

Insgesamt verabschiedet sich der Aufsteiger durchaus versöhnlich in die WM- und Winterpause. Das ist gewiss nicht selbstverständlich, steht die Mannschaft doch nach 15 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz. Mit gerade einmal neun Punkten ist das alles andere als eine gute Ausgangslage. Aber die Fans honorierten den sichtbaren Aufschwung und den Einsatz, wenngleich dieser nur gegen Mainz belohnt wurde.

Nun hat Thomas Reis etwas Zeit, um richtig auf Schalke anzukommen und das Team für den Abstiegskampf zu rüsten. Seine ersten zwei, drei Wochen im Amt waren dahingehend durchaus vielversprechend - vor allem im Vergleich zu den Partien unter Frank Kramer.

Reis ruft die Jagd aus: S04 will ab Januar mit Selbstvertrauen angreifen

"Wir sind ab sofort Jäger, starten auf Platz 18", stellte der Trainer nach dem 0:2 gegen die Bayern klar (via WAZ). "Wir tun gut daran, nur auf uns selbst zu schauen und nicht auf die Tabelle. Wir wissen, wie viele Punkte wir brauchen, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben."

Damit hat der 49-Jährige Recht: Die Schalker müssen nun sehr konzentriert und fokussiert an den einzelnen Spielen arbeiten. Die tabellarische Ausgangslage muss intern eine untergeordnete Rolle spielen.

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Thomas Reis / UWE KRAFT/GettyImages

Von außen betrachtet, spielt sie aber natürlich eine Rolle. Immerhin will man einschätzen können, wie wahrscheinlich eine Aufholjagd noch ist und was notwendig sein wird, damit sich die Gelsenkirchener eine reele Chance auf einen Verbleib in der Liga erspielen. Kurzum: Wie schwierig wird die Herausforderung, die Reis nach einem kurzen Start-Intermezzo nun angehen muss?

Direkt vorweg: Sie wird sehr schwer. Die neun Zähler nach 15 Spieltagen sind die Ausbeute eines klaren sowie verdienten Absteigers.

Schon jetzt sind es fünf Punkte Abstand auf den Relegationsplatz. Und damit zugleich auf Konkurrenten, die in den letzten Wochen deutlich häufiger gepunktet haben als S04. Sie sind also nicht nur punktemäßig voraus, sondern auch in besserer Form.

Die Form als solche spielt aber vorerst keine Rolle mehr. Zu groß ist die Pause, bis die Liga Ende Januar wieder startet. Die Klubs haben vergleichsweise viel Zeit, um an Mannschaft und Taktik zu arbeiten, sowie um eventuelle Transfers einzutüten. Wenn es in den 16. Spieltag geht, gibt es einen Neustart.

Fast jedes zweite Spiel ein Sieg: Schalke braucht ein kleines Wunder für den Klassenerhalt

Doch wie viele Punkte wird die Reis-Truppe noch holen müssen? Blickt man auf die letzten fünf Spielzeiten, so waren im Durchschnitt 32 Punkte notwendig, um auf dem Relegationsplatz zu landen. Mit im Schnitt 35 Zählern wurde der erste Nichtabstiegsplatz vergeben.

Man sieht, dass die 40 Punkte, von denen bezüglich des Klassenerhalts immer die Rede ist, inzwischen ein zu hoch gegriffener Wert sind. Andererseits sind die 32 bis 35 Punkte, die Schalke brauchen wird, auch ein ordentliches Brett.

Entsprechend werden die Knappen noch um die 24 Zähler holen müssen. Insgesamt sind noch 57 Zähler zu erreichen. Es wird also ein bisschen weniger als die Hälfte der möglichen Ausbeute benötigt, um eben jene reele Chance auf den Liga-Verbleib zu haben. Fast anderthalb Punkte pro Spiel im Schnitt, wenn auch die Konkurrenz in einem gewöhnlichen Rahmen erfolgreich ist - oder eben nicht.

Simon Terodde
Schalke wird einige Siege für den Klassenerhalt brauchen / Dean Mouhtaropoulos/GettyImages

Von den übrigen 19 Partien werden also satte acht, neun Siege kommen müssen. Dazu das ein oder andere Remis. So würde sich die Punkteausbeute zusammensetzen.

Das ist zwar gewiss nicht unmöglich, das haben die letzten Auftritte der Mannschaft gezeigt. Es ist aber zugleich deutlich schwieriger, als die zuletzt recht gute Stimmung vermuten lässt.

Es wird auch Erfolgserlebnisse gegen formstarke Teams aus der oberen Tabellenhälfte brauchen, während man sich keine Blöße gegen die direkte Konkurrenz erlauben darf. Immerhin wären vergebene drei Punkte, die zugleich an den Konkurrenten gehen, im doppelten Sinne schlecht.

Außenseiter im Kampf um den Klassenerhalt: Liga-Verbleib schon jetzt eher unrealistisch

Reis tritt also eine Mission an, deren Erfolgschancen sehr gering sind. So realistisch müssen auch die Schalker sein. Gänzlich unabhängig davon, dass die letzten Spiele vor der nun eingetretenen Pause recht positiv waren und durchaus für etwas Mut und Hoffnung gesorgt haben.

Sollte sich S04 schlussendlich wirklich retten können, wäre dieser Erfolg nicht zu unterschätzen und größer, als der Aufstieg mitsamt Zweitliga-Meisterschaft in der Vorsaison. Zu viele Punkte wurden im Laufe der Hinrunde mit der Wahl von Kramer als Cheftrainer verschenkt, als dass Reis nun eine vernünftige Chance auf den Klassenerhalt hat. Dieser Erfolg würde einem kleinen Wunder gleichen.


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