Schalke bietet kein gesundes Umfeld: Spieler blühen woanders auf

Weston McKennie ist ein Beispiel für erfolgreiche S04-Spieler abseits von Schalke
Weston McKennie ist ein Beispiel für erfolgreiche S04-Spieler abseits von Schalke / David Ramos/Getty Images
facebooktwitterreddit

Schalke-Spieler gehen und blühen auf. Gute Spieler kommen und es läuft plötzlich nicht mehr. Dass solche Effekte so häufig auftreten, wenngleich gefühlt häufiger als tatsächlich, ist ein ganz schlechtes Zeichen für den Klub. Er bietet zahlreichen Spielern kein gesundes Umfeld.

Fans von Schalke 04 kennen das Gefühl: Gute Spieler kommen und funktionieren bei Königsblau nicht. Spieler, die den Verein nach einiger Zeit mit höchstens mittelmäßigen Leistungen verlassen, blühen bei anderen Klubs richtig auf. Was gefühlt zwar deutlich häufiger vorgefallen ist, als es tatsächlich passierte, ist allerdings ein nicht selten auftretendes Phänomen geworden. Vor allem über die letzten Jahre gab es einige solcher Fälle, was schlussendlich einen harten Schluss zulässt: Der S04 bietet kein gesundes Umfeld.

McKennie, Miranda, Uth und Co. - von Schalkern, die woanders aufblühen

Die Beispiele sind ebenso vielfältig wie verblüffend. Ganz aktuell weiß Weston McKennie, seine Leihe zu Juventus Turin auszunutzen. Unter Trainer Andrea Pirlo wurde er längst zum wichtigen Stammspieler, gilt als einer der beständigsten und wichtigsten Spieler im Juve-Mittelfeld. Zusätzlich konnte er schon vier Treffer erzielen, alleine drei in der Serie A. Auf Schalke war der US-Amerikaner zwar einer der flexibelsten, aber sicher nicht der konstantesten Spieler - ein Aspekt, der ihn in Turin derzeit so wichtig macht. Der Klub, der zweifelsfrei zu den größten in Europa gehört, plant seinen festen Verbleib bereits ein.

Ein weiterer aktueller Fall: Juan Miranda. Die Knappen liehen den modernen Linksverteidiger im Sommer 2019 vom FC Barcelona aus. Ex-Coach David Wagner sah keine Verwendung für ihn, Bastian Oczipka war sein Stammspieler. Erst tief in der Krise, die in der letzten Rückrunde ihren Anfang nahm, durfte der heute 21-Jährige das ein oder andere Spiel absolvieren, logischerweise mit sehr mäßigem Erfolg. Aufgrund der geringen Aussicht auf Spielpraxis und kaum existierender Kommunikation seitens Wagner und der Vereinsführung mit dem Spanier, wie 90min aus dem Familienumkreis hörte, verließ er den Klub frühzeitig.

Derzeit ist er an seinen Heimatklub Betis Sevilla ausgeliehen, dort auch zum Stammspieler gereift, dazu ein Tor, eine Vorlage. Auch hier zu hören: Das, was Schalke nicht zu bieten vermochte, kann der spanische Klub liefern. Miranda fühlt sich sehr wohl und kann dementsprechend gute Leistungen abrufen. Wie wichtig wäre ein junger, womöglich langfristig bleibender Linksverteidiger gewesen, der zudem auch gerne wie häufig offensiv agiert...

Bei Betis Sevilla fühlt sich Juan Miranda äußerst wohl
Bei Betis Sevilla fühlt sich Juan Miranda äußerst wohl / Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

Aber nicht nur bei jungen Spielern, die auf Schalke nicht den Durchbruch schafften, existieren solche Fälle. Dass sich Mark Uth bereits im Frühjahr 2018 dazu entschied, im Sommer ablösefrei (!) nach Gelsenkirchen zu kommen, war damals eine kleine Sensation - schließlich war er im Dienste der TSG Hoffenheim einer der erfolgreichsten Offensivspieler in der Bundesliga. Seitdem: Kein Durchbruch, keine Konstanz, nur wenige gute Leistungen. Bemerkenswert jedoch: Als er vor einem Jahr an den 1. FC Köln verliehen wurde, lief es blendend für ihn. Vier Assists plus fünf Tore in seinen ersten acht Leih-Einsätzen für den Effzeh.

Sebastian Rudy, ein weiterer Fall. Dass er nicht der große Starspieler ist, der regelrecht leuchtet und alle Blicke auf sich zieht mit seinem Spielstil - geschenkt. Seine Fähigkeiten in Ballbesitz, seine Übersicht und seine Ruhe und Sicherheit am Ball sind jedoch Aspekte, die sich nicht leugnen lassen. Beim FC Bayern funktionierte er, bei der TSG Hoffenheim zuvor und nun erneut auch. Beim S04 kein bisschen.

Auch Kutucu könnte vom Wechsel profitieren - Schalke bietet kein gesundes Umfeld

Derzeit könnte sich sogar ein weiteres Beispiel entwickeln: Ahmed Kutucu, seit anderthalb Jahren ohne Chance in Blau-Weiß, ist bis zum Sommer an Heracles Almelo ausgeliehen. Nach zwei Tagen wurde er bereits für eine halbe Stunde eingewechselt und hat prompt den 1:0-Siegtreffer gegen den SC Heerenveen aufgelegt, fast selbst noch getroffen. Auch wenn es selbstredend nicht zu erwarten ist, dass der 20-Jährige nun hier und da Spitzenleistungen abliefert, Tore schießt und sie vorbereitet, so wäre es doch trotzdem nicht wirklich überraschend, wenn dies einträte. Dass eine solche Wendung schon nur denkbar ist, zeigt doch eindrucksvoll, dass etwas auf Schalke schiefläuft.

Schnell kommt man zu dem Entschluss: Der Klub, der dem Abstieg derzeit so nahe steht wie seit vielen Jahren nicht mehr, bietet (zahlreichen) Spielern kein gesundes und professionelles Umfeld. Schon jetzt kann man sich beispielsweise für Amine Harit, Suat Serdar und Ozan Kabak freuen - auch als S04-Fan - wenn sie demnächst (zwangsweise) für einen anderen Verein spielen, der strukturiert agiert, intern gut und klar aufgestellt ist sowie einen guten Fußball spielen lässt. Dort werden sie aufblühen anstatt lediglich hin und wieder mal die guten Leistungen zu zeigen, die sie bereits konstant abrufen könnten.