Schalke besiegt sich selbst - Reaktionen und Erkenntnisse zur Niederlage gegen Köln

Yannik Möller
Wieder einmal sinken die Köpfe der Schalker gen Boden
Wieder einmal sinken die Köpfe der Schalker gen Boden / Pool/Getty Images
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Aus dem Keller-Duell zwischen Schalke und Köln geht der Effzeh als später Sieger hervor. Die 1:2-Niederlage könnte sich aus S04-Sicht als großer Schlussstrich im Kampf gegen den Abstieg erweisen. Im Spiel selbst hätten die Knappen mehrmals in Führung gehen können, spielten diverse Situationen - wie auch in der Defensive - jedoch planlos und oftmals zu fehlerbelastet aus.

Es war eine enorm wichtige Partie, sowohl für Schalke 04 als auch für den 1. FC Köln - ein Spiel, das gerne als Sechs-Punkte-Spiel deklariert wird und für den Sieger einen wichtigen Schritt bedeuten kann. Im Falle der beiden Teams: Essenzielle Punkte im Kampf um den Verbleib in der 1. Bundesliga.

Auch wenn der S04 deutlich mehr Ballbesitz (62 Prozent), Spielanteile und spürbar mehr Torschüsse (sieben zu drei) hatte, geht der Klub als Verlierer vom Feld. Die Kölner gingen in der 31. Minute durch einen Nachschuss nach einem Standard - wie sollte es auch anders sein - in Führung. Den 1:1-Ausgleich besorgte Matthew Hoppe für die Knappen. Wer auch sonst? Den Siegtreffer erzielte Jan Thielmann in der 93. Minute nach einem Konter. Der Effzeh setzte fast nur auf die Verteidigung, spielte auch nur wenige Konter aus. Schalke verzweifelte mal wieder an der Aufgabe, aus kleinen Chancen rund um und in dem Sechzehner Großchancen zu machen und diese zu verwandeln.


Schalke - Köln 1:2 - Netzreaktionen zum Spiel


Schalke verliert gegen Köln - die Erkenntnisse zum Spiel aus S04-Sicht

1. Schalke ohne Defensiv-Plan - Mauertaktik reicht für Kölner-Sieg

Am Boden zerstört - Ozan Kabak nach dem Spiel
Am Boden zerstört - Ozan Kabak nach dem Spiel / Pool/Getty Images

Mit inzwischen 44 (!) Gegentoren nach 17 Spielen ist es längst nicht mehr verwunderlich, dass die Schalker Defensive - freundlich formuliert - nicht so funktioniert, wie sie es müsste. Dass es bei einer so desaströs laufenden Saison deutlich mehr Gegentore gibt, ist auch nicht überraschend.

Dennoch war es wieder und vor allem gegen den 1. FC Köln exemplarisch und schlussendlich sogar tödlich, wie planlos defensiv teilweise agiert wird. Der späte Siegtreffer der Gäste war dafür das perfekte Beispiel: Aus einem eigentlich ungefährlichen Konter, in dem Schalke nicht einmal in der Unterzahl ist, wird nach einem Fast-Ballgewinn die größte Torchance überhaupt im ganzen Spiel.

Weder Ozan Kabak, noch Benjamin Stambouli und schon gar nicht Omar Mascarell zeigten sich in dieser Situation organisiert. Der eingewechselte Spanier verlor Thielmann sogar gänzlich aus den Augen, drehte ihm den Rücken zu, sodass der Pass in den Sechzehner eine der leichtesten Übungen für Elvis Rexhbecaj war. S04 zeigte sich damit so leicht verwundbar, dass die Mauertaktik des Effzeh am Ende sogar noch Früchte trug.


2. Kolasinac-Auswechslung unterbricht Schalker Druckphase

Die Auswechslung vom angeschlagenen Kolasinac brachte einen Knacks ins S04-Spiel
Die Auswechslung vom angeschlagenen Kolasinac brachte einen Knacks ins S04-Spiel / Pool/Getty Images

Dass Schalke im überwiegenden Teil des Spiels die Kontrolle über eben jenes hatte, heißt nicht automatisch, dass man auch stets und dauerhaft am Drücker und dem Tor nahe war. Rund um das 1:1 durch Hoppe und die anschließenden etwa 15 bis 20 Minuten war dies jedoch der Fall - fast dauerhaft spielte man um den voll besetzten und verteidigten Kölner Strafraum. Eine Druckphase, die mit etwas Glück zu einer Führung hätte reichen können.

Diese Phase wurde allerdings unterbrochen. Nach einem Solo-Lauf spürte Sead Kolasinac Schmerzen im Oberschenkel, sodass er wenig später ausgewechselt werden musste. Nicht nur, dass der außer Form spielende Bastian Oczipka den emsigen Linksverteidiger ersetzen musste - Christian Gross entschied sich direkt für einen Dreier-Wechsel, brachte zudem Mascarell und Nassim Boujellab für Benito Raman und Matija Nastasic ins Spiel.

Danach, also ab der 72. Minute, ging im Vergleich zur vorigen Viertelstunde fast gar nichts mehr. Nicht, dass Raman seine Auswechslung beispielsweise nicht verdient gehabt hätte. Aber der Flow, wenn man es den Umständen entsprechend so nennen mag, war nahezu komplett zerstört, der Spielfluss verschwunden. Wieder häuften sich die Fehler und Probleme. Gross hatte daran seinen Anteil.


3. Offensiv schlicht zu doof? Nur Harit mit Einfällen

Amine Harit freut sich mit Matthew Hoppe über den zwischenzeitlichen Ausgleich
Amine Harit freut sich mit Matthew Hoppe über den zwischenzeitlichen Ausgleich / Pool/Getty Images

Schalke hätte aus der Spielkontrolle durchaus auch das ein oder andere Tor erzielen können. Das Problem: Aus den kleinen Chancen und kleinen Kombinationen in der Offensive wurden viel zu selten die gern gesehenen "100 prozentigen Chancen". Hier den Ball etwas zu weit vorgelegt, ihn dort nicht richtig getroffen, mal fehlerhafte Kommunikation. Soweit nichts neues, wäre es doch kurios, würde der Tabellenletzte sich Großchance nach Großchance herausspielen.

Von den 14 Schüssen, davon sieben auf das gegnerische Tor, wurde nur einer als Großchance klassifiziert. Köln hingegen hatte mit allen drei Torschüssen äußerst gute Chancen, egal, wie unattraktiv und passiv das Team von Markus Gisdol auch gespielt haben mag.

Beim S04 war es nur Amine Harit, der in der Offensive auffällig war. Zwar verlor er auch den ein oder anderen Ball, dribbelte sich ab und zu fest - doch war er auch der einzige Spieler, der den Bemühungen auf ein Tor einen Hintergrund gab. Schlussendlich gewann er deutlich mehr Zweikämpfe als er sie verlor, 70 Prozent seiner Dribblings waren erfolgreich (via Sofascore). Raman und auch Mark Uth waren, erneut, viel zu unauffällig.


4. Schlüsselspiel als herber Rückschlag - Abstieg so gut wie unausweichlich?

Die Szenen nach dem Abpfiff als regelmäßiges Sinnbild
Die Szenen nach dem Abpfiff als regelmäßiges Sinnbild / Pool/Getty Images

Mit einem Sieg hätten die Gelsenkirchener einen wichtigen Schritt hin zum Relegationsplatz machen und gleichzeitig Köln tiefer in den Abstiegskampf hineinziehen können, sodass man sich gleich doppelt mehr Chancen auf den Klassenerhalt erspielt. Nun ist das genaue Gegenteil eingetreten: Ein angeschlagener Konkurrent wurde gestärkt und man selbst fällt durch diesen herben Rückschlag im Schlüsselspiel in ein tiefes Loch.

Ungleich bedeutsamer wäre ein heutiger Erfolg gewesen, wenn man einen Blick auf den Spielplan wirft. Nicht nur, dass nun der FC Bayern folgt, in den insgesamt nächsten fünf Liga-Partien auch noch RB Leipzig, Union Berlin und der BVB, während Werder Bremen der einzige dieser Gegner ist, den man irgendwie noch etwas gefährlich werden könnte. Dadurch, dass im Februar höchstwahrscheinlich so manche auch deftige Niederlage folgen wird, ist man wieder am absoluten Boden angekommen.

Derweil punkten andere direkte Konkurrenten wie Arminia Bielefeld und Mainz 05 hin und wieder sogar bei eigentlichen Favoriten. Rechnerisch ist zwar noch viel möglich, realistisch gesehen könnte sich diese Niederlage als der finale Knackpunkt erweisen, der einen Abstieg unausweichlich macht.

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