Sammer rechnet mit deutschem Fußball ab: "Ich bin schockiert und fassungslos"

  • Sammer sieht "größten Krise, seit ich denken kann"
  • Deutschland nur noch Weltmeister im Ausreden suchen
  • Was er bei der verpatzten BVB-Meisterschaft bereut

Matthias Sammer lässt kein gutes Haar am deutschen Fußball
Matthias Sammer lässt kein gutes Haar am deutschen Fußball / Gerald Matzka/GettyImages
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Matthias Sammer ist bekannt für seine deutlichen Aussagen. Seine Worte zum Zustand des deutschen Fußballs lassen mehr als nur aufhorchen. Für den BVB hat er einen Ratschlag parat - und erklärt, was er bei der verpatzten Meisterschaft bereut.

Von 2006 bis 2012 war Matthias Sammer als DFB-Sportdirektor federführend für den Aufschwung des deutschen Fußballs. Der Europameister von 1996 hatte damals den Grundstein für die kommenden goldenen Jahre gelegt, die ihren Höhepunkt mit dem WM-Titel 2014 in Rio erreichten.

Sammer zum deutschen Fußball: "Sind maximal Weltmeister und Europameister im Ausreden suchen"

Seitdem ging es mit der deutschen Nationalmannschaft allerdings stetig bergab. Sammer war zuvor schon 2012 zum FC Bayern gewechselt und fungiert seit 2018 als Berater beim BVB. Seit Ende 2022 ist er auch wieder als Berater des Managements beim DFB aktiv. Im Bild-Podcast 'Phrasenmäher' hat der 55-Jährige nun deutliche und alamierende Worte zum Zustand des deutschen Fußballs gewählt:

"Ich werde mich früher oder später noch deutlicher zu Wort melden, denn der deutsche Fußball ist in meinen Augen in der größten Krise, seit ich denken kann. Wir sind maximal Weltmeister und Europameister im Ausreden suchen und darin Erklärungen zu finden, warum es nicht funktioniert. Ich bin schockiert und fassungslos, wie man diese Riesenkrise schönredet, ohne dass man Verantwortung übernimmt."

Sammer weiter: "Wir müssen nicht gleich wieder alles gewinnen, aber dass man da draußen aus sportlicher Sicht wieder Angst hat, gegen Deutschland zu spielen, weil man weiß, die zu schlagen ist fast unmöglich, da müssen wir schnell wieder hinkommen. Das ist mein großer Wunsch!"

Man darf gespannt sein, was Sammer zu erzählen hat, wenn er sich "noch deutlicher zu Wort melden" möchte. Insgesamt dürfte er mit seinen Worten aber vielen aus der Seele gesprochen haben. Die Kritik am DFB und am DFB-Team ist schließlich nach dem zweiten WM-Gruppenaus in Folge auf dem Höhepunkt. Bislang hat es Bundestrainer Hansi Flick nicht geschafft, die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zu bringen - und das knapp ein Jahr vor der Heim-EM 2024.

Verpatzte BVB-Meisterschaft: Sammer macht sich Vorwürfe

Auch zum BVB hatte Sammer im 'Phrasenmäher-Podcast' einiges zu sagen. Gefragt, wie sehr ihm die verpatzte Meisterschaft am letzten Spieltag wehtat und noch immer tut, erklärte er: "Den anderen mehr als mir selbst. "

Vielmehr hatte Sammer einen ganz anderen Punkt, den er im Nachgang anders gemacht hätte. "Ich mache mir eher Vorwürfe, dass ich in der Woche vor dem Spiel, als es nur noch darum ging, ob 400.000 oder 500.000 Fans zur Meisterfeier an den Borsigplatz kommen, nicht eingeschritten bin. Ich ärgere mich bis heute, dass ich nicht irgendwann gesagt habe: 'Ich kann diesen Quatsch der Feierlichkeiten nicht mehr hören!' Dass das im Hintergrund organisiert werden muss, ist doch vollkommen klar, aber die Diskussion darum hat alles andere übertüncht", so Sammer.

Durch seine öffentliche Kritik an Jude Bellingham als Amazon-Experte kurz zuvor habe er aber nicht schon wieder ein Fass aufmachen wollen, erklärte er.

Für die neue Saison rät er Schwarzgelb, offensiv mit den eigenen Zielen umzugehen: "Ich bin Borussia Dortmund verbunden. Und wer im Sport bei diesem Verein nicht die größten Träume und Ziele hat und nicht antritt, um Deutscher Meister zu werden und auch öffentlich nicht dazu steht und das nicht bekennt - der wird nichts Großes gewinnen können."

"Habt den Mut es zu benennen!"

Matthias Sammer, Bild

"Ich möchte es dem Klub auch mitgeben: Die letzten ein, zwei Prozent, die vielleicht gefehlt haben - glaubt daran. Lebt es. Werdet groß, werdet erwachsen und seid euch dere ganzen Wucht, die der Verein hat, bewusst. Wenn ihr das macht, wird die ganze Gruppe wachsen, man nimmt die anderen mit und animiert sich gegenseitig, im Alltag etwas zu verändern. Genau das braucht Borussia Dortmund", führte Sammer aus.


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