Bayern bleibt cool, kalte Dusche für Wolfsburg: Rückschau zum 20. Spieltag der Frauen-Bundesliga

Die Überraschung des Spieltags fand in Frankfurt statt
Die Überraschung des Spieltags fand in Frankfurt statt / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
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Bayern kann schon den Champagner kaltstellen, Turbine ist endgültig abgestiegen und Bremen atmet auf: Am 20. Spieltag der Frauen-Bundesliga sind einige wichtige Entscheidungen an beiden Enden der Tabelle gefallen. Der Rückblick auf ein unterhaltsames Wochenende.


Die Ergebnisse des 20. Spieltags

  • Bayern - Hoffenheim 1:0
  • Potsdam - Leverkusen 1:5
  • Frankfurt - Wolfsburg 4:0
  • Duisburg - Freiburg 1:1
  • Köln - Meppen 1:2
  • Bremen - Essen 3:2

Die Tabelle nach dem 20. Spieltag

Bayern on top, Potsdam am Boden: Die Tabelle nach dem 20. Spieltag
Bayern on top, Potsdam am Boden: Die Tabelle nach dem 20. Spieltag / dfb.de

Die Gewinnerinnen des Spieltags

Auswahl gibt es genug, am Wochenende sind einige Spielerinnen mit einem strahlenden Lächeln vom Gesicht gegangen: Bayern machte die Meisterschaft mit einem 1:0 gegen Hoffenheim so gut wie klar, Frankfurt zog spektakulär in die Champions League ein und Bremen sicherte gegen Essen den Klassenerhalt.

Aber auch vor dem Spieltag hatte Bayern gute Karten für die Meisterschale, Frankfurt konnte sich nach dem Unentschieden gegen Hoffenheim schon auf die Champions League freuen und Bremen war fast gerettet. Aus dieser Sicht war der Sieg von Meppen am wichtigsten: Mit 2:1 gewannen die Emsländerinnen das Kellerduell gegen ein kriselndes Köln.

Dabei sah es 86 Minuten lang danach aus, als wäre Meppen schon fast abgestiegen: Durch ein Tor von Zawistowska führte der Effzeh schon seit der 4. Minute, und an Chancen für das 2:0 mangelte es nicht. Moorrees per Freistoß (67.), erneut Zawistowska (68.) oder das Kollektiv im Eckengetümmel (84.) hätten die Führung für Köln erhöhen können, oder müssen.

Meppen sah nach zwei Aluminiumtreffern wie der sichere Verlierer aus, doch dann stellten drei Minuten alles auf den Kopf. Durch einen Elfmeter (Jaron, 86.) wurde Köln sichtlich verunsichert, Meppen nutzte das prompt aus. Drei Minuten, die wie ein Rettungsring für Meppen waren, die nun auf dem neunten Platz sind. Das sichere Ufer ist das aber noch lange nicht, denn es stehen Duelle gegen Wolfsburg und Frankfurt an.


Die Verliererinnen des Spieltags

Martyna Wiankowska und Co. sind endgültig abgestiegen
Martyna Wiankowska und Co. sind endgültig abgestiegen / Matthias Kern/GettyImages

Turbine Potsdam ist endgültig aus der Frauen-Bundesliga abgestiegen, zum ersten Mal in der Geschichte. Der Dino der Frauen-Bundesliga hat zwar keine Uhr am Stadion, aber wir haben mal nachgerechnet: Seit 24 Jahren, oder auch seit 289 Monaten, seit 8809 Tagen, seit 211.430 Stunden spielten die Turbinen als eigenständiger Verein in der Bundesliga, als Schiedsrichterin Miriam Schwermer am Sonntag um 14:47 abpfiff.

Der Abstieg war beim Anpfiff gegen Leverkusen praktisch längst besiegelt, aber trotzdem war es ein schwarzer Tag in der Turbine-Geschichte. Gegen Leverkusen zeigte sich erneut ein Klassenunterschied, Turbine unterlag mit 1:5 und konnte nur kurz durch den Treffer Hoffnung schöpfen.

"Meine Mädels sind jetzt leer. Sie haben alles versucht", sagte Trainer Dirk Heinrichs nach dem Spiel. Die Zukunft des Vereins ist ungewiss, der Absturz könnte auch in der zweiten Bundesliga weitergehen.

Trotz aller Fehler, die bei Turbine gemacht wurden, ist auch die Frauen-Bundesliga eine Verliererin dieses Spieltags. Mit Turbine geht der einzige Klub aus Ostdeutschland, der je den Meistertitel gewinnen konnte, einer von nur noch zwei reinen Frauenklubs und ein Verein, der jahreland national und auch international dominierte.


Der Aufreger des Spieltags

Eins, zwei, drei, vier, einen Kantersieg feiern wir: Eintracht Frankfurt hat mit der bisher besten Saisonleistung den Double-Sieger Wolfsburg vor mehr als 17.000 Zuschauern geschlagen. In den Jahren zuvor hatte Frankfurt meist wenig zu lachen gehabt gegen den VfL, das Hinspiel ging mit 0:5 verloren.

Jetzt konnten sie zum ersten Mal unter Eintracht-Wappen mithalten, und wie! Nicht nur der erhoffte knappe Sieg wurde es, sondern eine echte Torparty im Waldstadion. Dort hat die SGE auch beim Bundesliga-Auftakt gegen Bayern ein Unentschieden zu halten, die Stimmung scheint die Adlerträgerinnen wahrlich zu beflügeln.

Eintracht Frankfurt v VfL Wolfsburg - FLYERALARM Frauen-Bundesliga
Strahlende Gesichter bei Eintracht Frankfurt / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages

Ist Frankfurt jetzt endgültig oben angekommen? Das bleibt noch abzuwarten, aber ein Ausrufezeichen war der Sieg auf jeden Fall. In der Champions League will Frankfurt nun in der Qualifikation bestehen, letztes Jahr scheiterte die SGE unglücklich an Ajax Amsterdam.

Bei Wolfsburg schlugen sie dagegen die Hände vor dem Kopf zusammen. Niederlagen gegen die drei anderen Top-Vereine, durchwachsene Leistungen in der Champions League: In der Rückrunde läuft bislang wenig zusammen, und das nach einer so vielversprechenden ersten Hälfte der Saison. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt Tommy Stroot nicht. Am Donnerstag geht es nach Köln zum Pokalfinale und anderthalb Wochen später gegen Barcelona im UWCL-Endspiel, im ausverkauften Stadion.


Das Zitat des Spieltags

Nina Lührßen war nach ihrer direkt verwandelten Ecke und den drei Punkten für Werder zufrieden - auch wenn es nicht ganz so geplant war:

"Ich wollte den Ball scharf an den ersten Pfosten bringen, dann ist er aber immer länger geworden. Dass der Ball wirklich reingeht, war sicherlich glücklich, am Ende aber auch erzwungen."

Nina Lührßen

Der Langweiler des Spieltags

Wer nicht mit einem Frankfurter Sieg gegen Wolfsburg gerechnet hatte und daher beim Parallelspiel einschaltete, traf die falsche Entscheidung. Bei Duisburg gegen Freiburg war das Spiel zwar ausgeglichen, aber besonders interessant war die Partie trotzdem nicht.

Durch das 1:1 bleibt Freiburg im achten Bundesliga-Spiel in Folge sieglos. Die Negativserie hat die Breisgauerinnen vom vierten Platz ins ungeliebte Niemandsland der Tabelle absinken lassen. Kein Wunder, dass Freiburg nicht aussah, als würden sie hundert Prozent geben - in wenigen Tagen steigt schließlich schon das ungleich wichtigere Pokalfinale.

Duisburg war spielerisch unterlegen, kämpfte aber im Kampf um den Klassenerhalt um jeden Ball. Den Ausgleich verwandelte Hoppius per Elfmeter - es war ein Spiel, das die gesamte Saison der Zebras gut widerspiegelte.


Das Tor des Spieltags

Lara Prasnikar zeigte beim 4:0 gegen Wolfsburg nicht nur eine Glanzleistung, sie bot auch ein Paradebeispiel in puncto Mentalität. Never give up! Schon am Boden liegend, spitzelte sie den Ball noch zu Laura Freigang, die zum 3:0 verwandelte.


Der Blick über den Tellerrand: Das war international los

In den anderen europäischen Ligen standen einige Pokalendspiele an.

Der FC Chelsea hat trotz einer mittelmäßigen Leistung gegen Manchester United den FA Cup gewonnen. Der Schlüssel zum Sieg waren die Einwechselungen von Pernille Harder und Sophie Ingle -hier die Analyse.

Olympique Lyonnais konnte ebenfalls knapp triumphieren, mit 2:1 gewann der französische Rekordmeister gegen den Rivalen PSG. Ein Doppelpack von Ada Hegerberg führte Lyon zum zehnten Erfolg im Wettbewerb. Im Vordergrund stand der Abschied von Jean-Michel Aulas, der als Präsident zurücktritt. Er hatte früh den Frauenfußball intensiv gefördert und ermöglichte damit Lyons Dominanz in der letzten Dekade.