RB Leipzig: Tag eins nach Werner erfolgreich gemeistert

RB Leipzig hat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Sprung ins Halbfinale der Champions League geschafft
RB Leipzig hat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Sprung ins Halbfinale der Champions League geschafft / Pool/Getty Images
facebooktwitterreddit

Bundesligist RB Leipzig zieht mithilfe eines 2:1-Triumphs gegen Atletico Madrid zum ersten Mal in der Geschichte des Klubs ins Halbfinale der Champions League ein und beweist: Es geht auch ohne Timo Werner weiter vorwärts. Im Halbfinale wartet nun Paris Saint-Germain um Superstar Neymar.

Als Timo Werner sich Mitte Juni von seinen Leipziger Kollegen verabschiedete, konnte man phasenweise das Gefühl bekommen, mit dem Abgang des 24-Jährigen aus Leipzig geht auch das Projekt RB zu Ende. Es wirkte einfach nicht wie das, was es letztlich war: Ein junger, aufstrebender Fußballer verlässt seine zwischenzeitliche Entwicklungsstation, um zu einem größeren, oder zumindest prestigeträchtigeren Verein wie dem FC Chelsea zu wechseln.

Der Heilsbringer ist fort - was nun?

Viel mehr bekam man das Gefühl vermittelt, eine langjährige Vereins-Ikone würde nach einer langen und imposanten Karriere den langjährigen Herzens-Klub verlassen, um seine Laufbahn anderswo zu beenden. Eines stimmt schon: Werner war vergleichsweise eine lange Zeit da. Immerhin in vier der zehn Jahren seit Vereinsgründung.

Der Heilsbringer der letzten Jahre war also fortgegangen und damit Tag eins nach Werner angebrochen. Bei RB Leipzig stellte sich im Grunde genommen jedoch nur eine Frage: Wie soll es nach Werner weitergehen? Der Stürmer war in der abgelaufenen Spielzeit nicht nur Dreh- und Angelpunkt des Teams, sondern auch die personifizierte Lebensversicherung des Bundesliga-Dritten. 28 Tore und acht Vorlagen in der Saison lassen sich in der Regel nicht ganz so einfach kompensieren.

Es fehlen: 34 Tore und 13 Vorlagen

Eins war klar: Man würde den Angreifer in der Königsklasse schmerzlich vermissen. Immerhin hatte er im laufenden Wettbewerb bislang vier Tore und zwei Vorlagen in acht Partien zum herausragenden Abschneiden beigesteuert und maßgeblichen Anteil am ersten Einzug ins Viertelfinale der Leipziger Champions-League-Geschichte.

Dort wartete kein geringerer Gegner als der mit Holzkeule bewaffnete Diego Simeone und Atletico Madrid. Ein Verein, der so anders ist als die Leipziger, und dennoch zumindest eine Parallele aufweist: In der heimischen Liga wird man in der Regel Dritter. Dennoch keine Leichte Aufgabe, führt man sich vor Augen, dass die Madrilenen in fünf der letzten sieben Jahre bis ins Viertelfinale vorstießen - inklusive zwei Final-Teilnahmen.

Dayot Upamecano (Hier im Einsatz gegen Diego Costa) spielte ein herausragendes Viertelfinale
Dayot Upamecano (Hier im Einsatz gegen Diego Costa) spielte ein herausragendes Viertelfinale / Pool/Getty Images

Es wartete also ein echter Brocken auf die durch den Werner-Wechsel angeschlagenen Sachsen. Und da war es wieder, das Gefühl vom Tag eins nach Werner. Wie würde man sich gegen einen Verein anstellen, der es vor einigen Jahren sogar geschafft hatte, mit seiner harten Gangart den FC Barcelona und Real Madrid vom Thron der spanischen Liga zu stoßen?

Keine leichte Aufgabe für Julian Nagelsmann, der in der Spitze mit Yussuf Poulsen jemanden aufbot, der wohlgemerkt schon in der dritten Liga für RB Leipzig kickte. Ein Tor gelang ihm zwar nicht, doch Poulsen fungierte auf dem Platz mehr als wichtigster Motivator der Mannschaft, während Nagelsmann seine Mannen unentwegt von der Seitenlinie aus nach vorn peitschte.

Dani Olmo glänzt als Werner-Nachfolger

Und tatsächlich machte man seine Sache von Beginn an gut, nahm das Spielgeschehen in die Hand und kam das ein oder andere mal schon früh vors Tor von Jan Oblak. Dass man die Aufgabe Atletico Madrid meisterte, lag auch am prädestinierten Nachfolger Werners. Dani Olmo, der erst vor etwas mehr als einem halben Jahr aus Zagreb nach Leipzig wechselte, leitete den Sieg mit seinem 1:0-Führungstreffer ein.

Der Ausgleich durch die bisherige 126-Millionen-Enttäuschung Joao Felix per Elfmeter? Geschenkt. In der 88. Minute des Spiels schoss Tyler Adams die Roten Bullen wieder in Front und machte so das Weiterkommen perfekt. Viel wichtiger als das: In Leipzig hat man den Tag eins nach Werner überstanden, und das äußerst erfolgreich. Kritiker straft man währenddessen weiterhin mit purer Ignoranz ab.

Im Halbfinale wartet nun das Star-Ensemble von Paris Saint-Germain mit Superstar Neymar. Paris hatte sich einen Tag zuvor gegen Atalanta Bergamo ins Halbfinale gezittert, indem man mit zwei Toren in der Nachspielzeit den Sieg perfekt machte. Ob die Leipziger, die zweifelsohne noch nicht einen solch reich gespickten Kader haben wie die Franzosen, auch am kommenden Dienstag triumphieren, bleibt abzuwarten. Eines steht aber fest: Tag eins ist gemeistert, die Woche danach nur ein Bonus!