Bidstrup vor Wechsel: RB Leipzig mit dickem Minusgeschäft bei Talenten
Von Christian Gaul
Dass RB Leipzig einen finanziellen Vorteil gegenüber den meisten anderen Vereinen der Bundesliga vorweisen kann, ist hinlänglich bekannt. Bislang wurden die RB-Millionen sinnvoll und langfristig investiert - Spieler wie Yussuf Poulsen gehörten bereits zu Drittliga-Zeiten dem Kader an. Im Nachwuchsbereich scheinen sich jedoch jetzt einige Gräben aufzutun.
Die Durchlässigkeit im Hinblick auf die eigenen Talente bei den Leipzigern ist, positiv formuliert, ausbaufähig. 30 Millionen Euro investiert der Klub jährlich in sein Nachwuchsleistungszentrum - die Anzahl der Spieler, die es bei den Sachsen oder einem anderen Klub in die Bundesliga geschafft haben: 0. In Worten: Null.
"Das ist ein wunder Punkt. Ich bin nicht zufrieden mit den Nicht-Erfolgen der U19", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bereits vor einigen Wochen gegenüber dem kicker. Doch auch aktuell kann man die Misere an zwei Beispielen festmachen
Bidstrup und Holm als Verlustgeschäfte
So soll der 19-jährige Mads Bidstrup laut Bild vor einem Wechsel zum FC Brentford in die englische Championship stehen. Im Januar 2018 holte Leipzig den Dänen für satte zwei Millionen Euro vom FC Kopenhagen, seine persönliche Bilanz seitdem: 36 Spiele in der U19-Bundesliga, drei in der UEFA Youth League, null Pflichtspiele für die Profis.
Nach Angaben der Bild verdiente Bidstrup mit seinem bis 2023 unterzeichneten Vertrag zudem 15.000 Euro im Monat. Insofern könnte man seinen Abgang schönreden, da man das Gehalt einsparen wird. "Bei Mads stehen die Zeichen eher auf Veränderung. Wir werden im Sinne des Spielers entscheiden", sagte Sportdirektor Markus Krösche zur Situation.
Bidstrups momentaner Marktwert wird auf unter eine Million Euro taxiert, demnach lohnte sich diese Investition keinesfalls.
Auch beim ebenfalls 19-jährigen Noah Jean Holm griff Leipzig ordentlich daneben. Im Sommer 2017 lotste man den Norweger für über eine halbe Million Euro aus seiner Heimat nach Leipzig. 83 Spiele machte der Stürmer für die U17 und die U19 der Bullen, bevor man ihn nun nach Portugal zu Vitoria Guimaraes ziehen ließ - ablösefrei, da sein Vertrag auslief. Auch Holm verdiente in Leipzig einen fünfstelligen Betrag monatlich.
Diese zwei Beispiele zeigen, woran RB in jedem Fall arbeiten muss. 30 Millionen Euro jährlich in ein Leistungszentrum zu stecken, wo hochbezahlte und teuer gekaufte Talente nach Jahren der Ausbildung an unterklassige Ligen "verramscht" werden - das passt aber mal so gar nicht zur Philosophie des Vereins und des Konzerns. Nach Angaben des kicker soll Mintzlaff deshalb auch seinen Sportdirektor Krösche bereits vor Wochen in die Pflicht genommen haben.