Ralf Rangnick bei Man United: Ein Sitz zwischen vielen Stühlen

Ralf Rangnick liegen beim geplanten United-Umbau einige Steine im Weg
Ralf Rangnick liegen beim geplanten United-Umbau einige Steine im Weg / Matthew Ashton - AMA/GettyImages
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Ralf Rangnick ist bei Manchester United angetreten, um das schlingernde Schiff des englischen Rekordmeisters wieder auf Titelkurs zu bringen. Doch so recht sicher scheint man sich in der Führung der Red Devils nicht zu sein. Es wirkt, als sitze "der Professor" zwischen vielen Stühlen.


Retter, Reformator - oder doch nur Übergangslösung? Ralf Rangnick hat einen schweren Start bei Manchester United. Zwar mussten die Red Devils unter dem 63-Jährigen in acht Spielen nur eine Niederlage hinnehmen und holten im Schnitt 1,88 Punkte. Wirklich zufrieden scheinen die meisten rund um das Old Trafford aber nicht zu sein.

Die Leistungen blieben bislang auch unter Rangnick eher mäßig. Statt des erhofften Angriffs auf die Premier-League-Spitze muss der Rekordmeister erneut um den Einzug in die Champions League bangen. Die ganz große Lobby scheint "der Professor" auf der Insel ohnehin nicht zu haben.

Neuer Trainer eng mit Rangnick künftiger Funktion verbunden

Und dann wäre da noch die Frage nach dem neuen Trainer ab Sommer. Rangnick selbst würde sich wohl am liebsten weiterhin auf der Trainerbank sehen. Die United-Verantwortlichen bevorzugen aber wohl eine andere Lösung. PSG-Coach Mauricio Pochettino gilt als Wunschkandidat. Der Argentinier würde aber nur kommen, wenn er eine allumfassende sportliche Machtfülle bekäme. Heißt: Er will nach dem englischen Modell als Trainer und Sportdirektor in Personalunion arbeiten.

Rangnick hätte als Berater wohl kaum noch Einfluss. Deshalb soll er selbst eher Erik ten Hag im Auge haben, der ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat gilt. Ten Hag kann Ajax im Sommer per Ausstiegsklausel verlassen. Zum einen würde er Rangnick als Sportdirektor wohl akzeptieren. Zum anderen würde er auf eine ähnliche Spielphilosophie setzen, die vor allem knallhartes Pressing beinhaltet.

Mauricio Pochettino, Erik ten Hag
Mauricio Pochettino und Erik ten Hag gelten als heißeste Trainerkandidaten / Laurence Griffiths/GettyImages

Rangnick legt United-Bossen seine Kadereinschätzung vor

Während die Trainerfrage vorerst offen bleibt, treibt Rangnick den Kader-Umbau voran. Oder will es zumindest tun. Den Klubbossen hat er in diesem Monat seine Einschätzung zum aktuellen Kader vorgelegt, wie 90min erfahren hat.

Gerade die Beurteilung und Identifizierung von Talenten soll als Berater zu den wichtigsten Aspekten seiner Aufgaben gehören. John Murtough, der derzeitige Fußballdirektor von United, ist sehr daran interessiert, dass Rangnick ein integraler Bestandteil der Vereinsstruktur wird und dem neuen Geschäftsführer Richard Arnold Ideen liefert.

Ob Rangnick dabei die Unterstützung aller Klubbosse erfährt, ist derzeit aber zumindest zweifelhaft. Für das aktuelle Januar-Transferfenster scheinen seine Wünsche nicht mit Nachdruck umgesetzt zu werden. Leipzigs Amadou Haidara soll einer von Rangnicks absoluten Wunschspielern sein. Die Bosse zögern allerdings, weil man große Investitionen lieber erst dann tätigen will, wenn der neue Coach und dessen Vorstellungen feststehen.

Amadou Haidara
Rangnick würde Amadou Haidara gerne nach Manchester holen / Joosep Martinson/GettyImages

Dennoch scheut Rangnick nicht davor, eine knallharte Analyse des aktuellen Aufgebots vorzunehmen. Besonders im Fokus steht die Defensive. Aaron Wan-Bissaka, Luke Shaw und Harry Maguire, die unter Ex-Coach Ole Gunnar Solskjaer Stammspieler in der Viererkette waren, wackeln unter Rangnick. Den Brasilianer Fred hält er dagegen im zentralen Mittelfeld künftig für einen Eckpfeiler der Mannschaft, der perfekt in Rangnicks Pressing-System passt.

Eine Position weiter hinten will Rangnick die Defensive personell verstärken. Innenverteidiger Max Kilman von den Wolves soll dabei weit oben auf seiner Liste stehen. Erst im vergangenen Sommer hatten die Red Devils Raphael Varane von Real Madrid verpflichtet. Bislang konnte der Franzose den hohen Erwartungen aber nicht gerecht werden.

So oder so: es bleibt spannend im roten Teil von Manchester. Wer Ralf Rangnick kennt, wird wissen, dass er sich nicht so einfach mit einer Nebenrolle abspeisen lassen wird.


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