Plötzlich Scorer-Maschine: Ex-Stuttgarter Holzhauser brilliert in Belgien

Raphael Holzhauser blüht in Belgien so richtig auf
Raphael Holzhauser blüht in Belgien so richtig auf / Isosport/MB Media/Getty Images
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Seit mittlerweile etwas mehr als einem Jahr spielt Raphael Holzhauser für den belgischen Klub Beerschot. Der noch vom VfB Stuttgart und auch vom FC Augsburg bekannte Mittelfeldspieler hat nicht nur seine Rolle, sondern auch seinen Spielstil verändert - nun ist er ein Kandidat für den 'Goldenen Schuh'.

16 Jahre alt war Raphael Holzhauser, als er aus der Jugend von Rapid Wien in die des VfB Stuttgart wechselte. Etwa 100.000 Euro zahlte der Bundesligist damals im Sommer 2009, um ihn in die eigene U19 holen zu können. Im Jahr darauf erfolgte der Schritt in die zweite Mannschaft, ehe er 2012 in den Profikader der Schwaben stieß.

Für den VfB kam Holzhauser auf 33 Pflichtspiel-Einsätze, stand jedoch insgesamt nur anderthalb Jahre im Kader. Die übrige Zeit in der Bundesliga verbrachte er leihweise beim FC Augsburg (16 Spiele), ehe er im Frühjahr 2015 für lediglich 250.000 Euro zurück in die österreichische Heimat, zu Austria Wien wechselte. Von dort an verschwamm seine Laufbahn etwas, verschwand auch aus der öffentlichen Wahrnehmung. Über Umwege ist er nun seit über einem Jahr beim belgischen Klub Beerschot angekommen, geht dort in seine zweite Saison.

Die Stuttgarter Zeiten: Holzhauser (re.) u.a. mit Christian Gentner
Die Stuttgarter Zeiten: Holzhauser (re.) u.a. mit Christian Gentner / THOMAS KIENZLE/Getty Images

Aus der Defensive in die Offensive: Holzhauser mit großer Leistungssteigerung in Belgien

Im ersten Jahr spielte Holzhauser mit dem Verein noch in der zweiten Liga, weil Konkurrent KV Mechelen nach einem Einspruch vor dem Sportschiedsgericht (Vorwurf der Spielmanipulation) doch aufsteigen durfte. Schon in der 'Proximus League' kam der heute 27-Jährige in 27 Einsätzen auf sieben Tore und acht Vorlagen. Ein sehr solider Einstand, den er auch seinem Rollen-Wechsel vom eher defensiven, hin zum offensiven Mittelfeldspieler zu verdanken hatte.

"Es ist schwer zu sagen, warum es so gut läuft", zeigte sich Holzhauser gegenüber der österreichischen Agentur APA (via transfermarkt) selbst etwas sprachlos. Grund dafür ist die aus seinen Augen bislang optimal laufende zweite Saison: In bisher neun Liga-Partien konnte er durch sieben Tore sowie sechs weitere Vorlagen dazu beitragen, dass der Aufsteiger derzeit mit 18 Punkten auf dem dritten Platz steht. 13 Scorerpunkte auf neun Spiele, das ist ein bemerkenswerter Leistungsanstieg für den ehemaligen Stuttgarter.

Die Freude ist groß: Holzhauser als Leistungsträger bei Beerschot
Die Freude ist groß: Holzhauser als Leistungsträger bei Beerschot / Isosport/MB Media/Getty Images

Zwar ist sein Klub, der dem saudischen Prinzen Abdullah al-Saud gehört, wie auch Sheffield United in der Premier League, kein Aufsteiger im klassischen Sinne - schließlich konnte man sich vergleichsweise viel erlauben, was Investitionen auf dem Transfermarkt betrifft, gerade zu Corona-Zeiten. Für den aktuellen Star-Spieler spielt das jedoch keine Rolle. Nachdem er beim VfB den Schritt in den Profi-Fußball machen konnte, scheint er nun endlich eine Station gefunden zu haben, bei der er sich nicht nur festspielen, sondern auch mutig zeigen kann. Immerhin war er vorher für rund drei Monate vereinslos, als er keine Zukunft mehr bei den Grasshoppers Zürich hatte.

Holzhauser mit verdientem Österreich-Debüt: "Ein Traum, der in Erfüllung geht"

Zuletzt konnte sich Holzhauser einen weiteren Meilenstein ans Revers heften: Gegen Griechenland durfte er seine erste Partie für die A-Nationalmannschaft Österreichs absolvieren. Auch wenn es nur ein Testspiel im Vorlauf zu den Nations-League-Spielen war, bei denen er ebenfalls im Kader stand, so sprach er anschließend von "einem Traum, der in Erfüllung geht".

Auch Nationaltrainer Franco Foda hatte lobende Worte übrig: "Er hat sich in den letzten Monaten nach vorne entwickelt, hat mehr Dynamik im Spiel, erzielt Tore und bereitet Tore vor." Auch Holzhauser selbst legt auf diese Entwicklung viel Wert: "Ich komme nun selbst zum Abschluss, kann entscheidende Pässe spielen." Seinen Verbleib im Vorjahr, trotz des plötzlich doch verschobenen Aufstiegs, bezeichnete er rückblickend selbstbewusst als "die richtige Entscheidung".

Die teilweise aufkommende Kritik, er sei eher eine Art "Standfußballer", lässt ihn eher kalt zurück, erklärte er: "Dass ich nicht der Schnellste bin, mag vielleicht stimmen. Aber im zentralen Mittelfeld sind die Spieler eben nicht die schnellsten." So sei es dort umso wichtiger, "dass man im Kopf schnell ist". Diesen Aspekt hat er über die letzten Wochen mehr und mehr unter Beweis stellen können.