Pepe über seine Zeit bei Real Madrid: "Wenn du nicht gewinnst, musst du gehen!"

Spielte zehn Jahre bei Real Madrid: Pepe
Spielte zehn Jahre bei Real Madrid: Pepe / Quality Sport Images/Getty Images
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In Brasilien geboren, beim FC Porto fußballerisch groß geworden, war Képler Laveran Lima Ferreira - kurz: Pepe - über zehn Jahre hinweg eine der tragenden Säulen von Real Madrid. Mittlerweile ist der 37-jährige Haudegen wieder zu den Drachen zurückgekehrt - und erinnert sich nun seiner Zeit bei den Blancos.

Doch fast wäre Pepe gar nicht bei den Königlichen gelandet, wie er der Expresso (via marca) verrät: "Schon nach meinem ersten Jahr in Porto hätte ich zu Deportivo La Coruña wechseln können. Der Präsident Pinto da Costa sagte aber: ´Nein, nein, nein -das kommt nicht in die Tüte - du bleibst hier!´Aber die Presse schrieb weiter ihre Sachen, und Jorge Mendes erzählte mir andere."

"Real Madrid? Das ist ein Friedhof für Innenverteidiger!"

"In meiner dritten Spielzeit verlängerte ich beim FC Porto um weitere fünf Jahre. Am Ende dieser Saison kam dann jedoch das Angebot von Real Madrid. Und ich hatte wirklich Lust darauf. Obwohl mir einige Leute abrieten und meinten, dass Real ein Friedhof für Innenverteidiger sei."

Und auch in Spaniens Hauptstadt runzelten im Sommer 2007 viele die Stirn, als Real Madrid die Verpflichtung von Pepe bekannt gab. Da waren zum einen die 30 Millionen Euro, die die Königlichen für den Innenverteidiger bezahlt hatten.

Und da war die Tatsache, dass er zwar von einem europäischen Top-Klub kam (der gut drei Jahre zuvor zum zweiten Mal die Champions League hatte gewinnen können), dieser aber in einer Liga spielte, die nicht zu den Top-5 in Europa gehörte.

Schwieriger Start unter den Top-Stars

Entsprechend schwierig gestaltete sich für den schüchternen Schlaks schon die Eingewöhnung im neuen Klub.

"Einmal, auf einem Flug nach Österreich, saß Fabio Cannavaro vor mir. Ich sah ihn eine Zeitschrift lesen. Als er ausgelesen hatte und das Flugzeug schon den Sinkflug begonnen hatte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte mit gedämpfter Stimme: ´Cannavaro, Cannavaro, würden Sie mir die Zeitschrift überlassen?"

"Dann wandte er sich zu mir und sagte: ´Cannavaro? Mein Name ist Fabio!´und drehte sich wieder nach vorn. Ich wusste in dem Moment nicht, was ich sagen sollte. Nach einigen Sekunden, vielleicht sogar Minuten, auf jeden Fall einer gefühlten Ewigkeit, gab er mir dann die Zeitschrift."

"Mein Name ist Fabio!" - Fabio Cannavaro spielte von 2006 bis 2009 für die Königlichen
"Mein Name ist Fabio!" - Fabio Cannavaro spielte von 2006 bis 2009 für die Königlichen / BRU GARCIA/Getty Images

Mit dieser Anekdote beschreibt Pepe im Grunde genommen schon in wenigen Worten, was es heißt, Teil von Real Madrid zu sein. Denn hier spielen nicht irgendwelche Fußballspieler, sondern die Stars. Die Besten der Besten. Mit ihren entsprechenden Egos. Das merkte auch Pepe sehr schnell.

"Es war keine leichte Kabine. Alle dort sind Nationalspieler aus Ländern mit hohem Niveau. Und entsprechend sind alle im Kader wichtige Spieler, nicht nur die der ersten Elf. Gleichzeitig herrscht ein brutaler Leistungsdruck: solange du gewinnst und alles glatt läuft, bleibst du ihm Team und im Klub. Wenn du aber nicht gewinnst, musst du gehen. Für dich kommt dann ein anderer, der auf diese Chance schon gewartet hat. Deshalb musst du immer und jederzeit auf höchstem Level sein."

"Mourinho kam, um die Champions League zu holen!"

Drei Jahre nach Pepes Ankunft wurde José Mourinho als neuer Chefcoach im Bernabéu-Stadion vorgestellt. "Mourinho kam zu Real Madrid, um die Champions League zu holen. Das war das einzige, was zählte", erinnert sich Pepe.

Real-Coach Mourinho im Gespräch mit Pepe
Real-Coach Mourinho im Gespräch mit Pepe / Denis Doyle/Getty Images

"Der Verein wollte unbedingt die Champions League gewinnen, die spanische Meisterschaft war zweitrangig. Die Hoffnung war groß, denn Mourinho hatte zuvor mit Inter Mailand die Champions League im Bernabéustadion gewonnen (Durch ein 2:0 gegen Bayern München, Anm. d. Red.). Mourinho brachte viel Organisation in den Klub und wir hatten drei gute Jahre mit ihm. Wir gewannen eine Meisterschaft, einen Königspokal, doch die Champions League blieb uns verwehrt."

Die gewann Real erst ein Jahr nach Mourinho, im Mai 2014, mit einem italienischen Trainer an der Seitenlinie. Ironie des Schicksals: Pepe verfolgte das dramatische Finale gegen den Lokalrivalen Atlético damals von der Tribüne aus. Nicht zuletzt auch aufgrund seiner Ehrlichkeit.

Als Pepe das Champions League-Finale "gewann" - ohne auf dem Platz zu sein!

Denn Pepe gestand dem damaligen Coach Carlo Ancelotti kurz vor dem Finale, sich nicht hundertprozentig fit und schmerzfrei zu fühlen. "Ancelotti sagte nur: ´Willst du nicht dabei sein.? Und sei es nur, um auf das Siegerfoto zu kommen? Du hättest es verdient.´Woraufhin ich sagte: ´Nein, Coach. Stellen Sie sich vor, ich verletze mich und Sie müssten schon vorzeitig einen Wechsel vornehmen. Ich muss nicht unbedingt im Finale spielen, um mich als Champions League-Sieger zu fühlen.´"

Holte mit Real 2014 den Henkelpott: Carlo Ancelotti
Holte mit Real 2014 den Henkelpott: Carlo Ancelotti / Steve Bardens/Getty Images

Davon schien Ancelotti tief beeindruckt zu sein. "Auch Cristiano Ronaldo war in diesem Moment anwesend. Und Ancelotti sagte nur: ´Wir haben das Finale schon gewonnen!´Cristiano wollte ihn noch runterholen und sagte: ´Vorsichtig, Trainer!´Aber Ancelotti erwiderte nur: ´Wollen wir wetten?´"

"Ob nun Zufall oder nicht: in der 95. Minute kommt Ramos per Kopf an den Ball, es geht in die Verlängerung und am Ende gewinnen wir die Champions League", erinnert sich Pepe noch heute als wäre es gestern passiert.