Pál Dárdai und die Angst vor den Hertha-Alligatoren: "Es ist eine schwierige Aufgabe!"

Pal Dárdai übernimmt zum zweiten Mal den Cheftrainer-Posten bei Hertha BSC
Pal Dárdai übernimmt zum zweiten Mal den Cheftrainer-Posten bei Hertha BSC / Boris Streubel/Getty Images
facebooktwitterreddit

Zum zweiten Mal in seiner Karriere übernimmt der frühere Hertha-Spieler (und Fan-Liebling) Pal Dárdai das Cheftrainer-Amt beim Hauptstadtklub. In der heutigen Pressekonferenz im Rahmen seiner öffentlichen Vorstellung sprach der Ungar über seine neue Aufgabe bei der Alten Dame.

Und über anfängliche kleine Zweifel, als die Verantwortlichen um Neu-Sportdirektor (und Preetz-Nachfolger) Arne Friedrich ihn darum baten, die Profi-Mannschaft zu übernehmen. "Es war nicht meine Absicht, Trainer zu werden. Als der Anruf kam, wusste ich nicht, was ich tun sollte", gab der 44-Jährige unumwunden zu.

Bis gestern war Dárdai noch Verantwortlich für die B-Jugend der Hertha - keine 24 Stunden befehligt er nun die erste Mannschaft.

Der Vertrag des neuen starken Mannes an der Seitenlinie ist bis zum Sommer 2022 befristet. Darüber hinaus will Dárdai auch gar nicht erst denken. Wohl auch unter dem Eindruck der Geschehnisse der letzten Jahre.

"Soweit will ich nicht denken. Bis zum Sommer will ich einen guten Job machen und dann werden wir schauen. Es muss auch mir Spaß machen."

Der fünfte Trainer in eineinhalb Jahren

Viel Spaß (oder gar Erfolg) hatten seine jüngsten Vorgänger nicht. Seit dem Ende von Dárdais erster Amtszeit als Chefcoach der Berliner vor etwas mehr als eineinhalb Jahren, hat der Klub mit Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri und Bruno Labbadia vier Trainer verschlissen. Dimensionen, die man sonst nur von Klubs wie dem HSV, VfB Stuttgart oder Schalke 04 kannte.

Tatsächlich muss man vor der letzten Schaffenszeit Dárdais bei der Hertha (von 2015 bis 2019) bis in die Mitte der Neunzigerjahre des Vorjahrhunderts (!) zurückgehen, um eine ähnlich lange Amtszeit zu finden: Jürgen Röber hielt sich vom Januar 1996 bis zum Februar 2002 insgesamt sechs Jahre auf dem Berliner Schleudersitz.

Entsprechend vorsichtig geht Dárdai das Ganze an. Sein Kommentar bezüglich seiner ersten Eindrücke von der Mannschaft lassen tief blicken. "Im Training heute habe ich keine Individualisten gesehen. Es war besser als ich gedacht habe. Ich habe vorher nicht geschlafen, weil ich dachte, hier sind 20 Alligatoren, die mich auffressen. Denn die anderen Trainer haben sie aufgefressen."

Um im tierischen Bild zu bleiben, könnte man die Aufgabe des neuen Trainers wohl mehr als Bändigung einer Affen-Herde vergleichen, in der zuletzt das Chaos der bestimmende Faktor war. Auch hinter den Kulissen der Profi-Mannschaft gab der Klub nicht immer die beste Figur ab.

Anlass zur Hoffnung geben die Parallelen zu seinem Dienstantritt im Jahr 2015. Auch damals übernahm Dárdai, als Nachfolger des Niederländers Jos Luhukay, eine in Abstiegsnöten befindliche Hertha. Er stabilisierte das Team zunächst und führte es auf einen rettenden 15. Platz.

In der folgenden Saison 2015/16 entpuppte sich die Alte Dame als eine der Überraschungsmannschaften der Liga und erreichte die Qualifikation zur Europa League. Die Verantwortlichen hätten sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn Dárdai dies wiederholen würde.

"Sie wollten hier eigentlich Champions League spielen!"

Leichter als damals dürfte die Aufgabe indes nicht werden. "Es ist eine Stresssituation", urteilt Dárdai. "Die Jungs sind daran nicht gewöhnt, sie wollten hier eigentlich Champions League spielen. Diesen Stress muss sich lösen. Es ist meine Aufgabe, die Mannschaft zusammenzuschweißen. Aber es ist eine schwierige Aufgabe."

Helfen sollen ihm dabei die Assistenten Andreas "Zecke" Neuendorf, der bisher die U23-Mannschaft trainiert hat, und Admir Hamzagic. Dárdai zu diesen Personalien: "Ich habe Zecke immer gesagt, dass er versuchen soll Trainer zu werden. Er ist der Typ dafür und ein absoluter Fachmann. Er ist außerdem ein guter Freund, wir schauen oft Spiele zusammen und tauschen uns aus. Er ist ein netterer, ich ein strengerer Trainer."

Vom Jugendtrainer zum Assistenten von Pal Dárdai befördert: Andreas "Zecke" Neuendorf
Vom Jugendtrainer zum Assistenten von Pal Dárdai befördert: Andreas "Zecke" Neuendorf / Stuart Franklin/Getty Images

Good Cop - bad Cop also bei der Hertha. Doch Dárdai unterstreicht, dass es auch um das ganze restliche Trainer-Team um ihn, Neuendorf und Hamzagic herum geht. "Ich bin froh, dass Zecke, Admir und alle anderen zu meinem Stab gehören. Wir kennen uns und wissen, wie wir arbeiten und ticken. Das macht es für uns alle einfacher."

Und verringert vielleicht die Wahrscheinlichkeit, schon nach kurzer Zeit von Alligatoren gefressen zu werden.

Kapitän Boyata fällt wohl noch länger aus

Angehen muss auch Dárdai die Mission ohne den Kapitän. Dedryck Boyata muss seit vier Wochen einen Stabilisierungs-Schuh tragen, nachdem er einen Ermüdungsbruch im Fuß erlitten hatte. Der Belgier wird wohl noch weitere vier Wochen ausfallen, berichtet die Bild.

Ähnlich schlecht sieht es auch bei Javairô Dilrosun aus. Auch der Niederländer dürfte noch rund einen Monat fehlen. Dilrosun blieb vor einigen Wochen im Rasen hängen und verletzte sich an den Bändern im Knie.