Pajor, Oberdorf und Popp top – Die Notenschnitte des VfL Wolfsburg in der Hinrunde

Wolfsburgs Beste: Ewa Pajor und Lena Oberdorf waren Leistungsträgerinnen des VfL in der Hinrunde
Wolfsburgs Beste: Ewa Pajor und Lena Oberdorf waren Leistungsträgerinnen des VfL in der Hinrunde / Martin Rose/GettyImages
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Zehn Spiele, zehn Siege, Herbstmeisterschaft: Die Hinrunde des VfL Wolfsburg hätte schlechter laufen können. Neben der optimalen Punkteausbeute in der Frauen-Bundesliga war die Elf von Tommy Stroot auch international erfolgreich, qualifizierte sich in der UWCL als Tabellenerster für das Viertelfinale. 90min hat für fast alle Wolfsburg-Spiele der Saison Noten vergeben und die Durchschnitte errechnet. In die Auswahl kamen Spielerinnen, von denen fünf oder mehr Noten vorlagen. 


Die Unersetzbaren

Ewa Pajor (Notendurchschnitt: 7,5/10)

Ewa Pajor traf, traf und traf. Und nebenbei legte sie auch noch für ihre Mitspielerinnen auf: 16 Tore und fünf Assists stehen für die Wolfsburger Ausnahmestürmerin in den drei Wettbewerben bisher zu Buche. Pajor fühlt sich in Tommy Stroots System sichtbar wohl, kommt unglaublich oft in Abschlusssituationen. Instinktiv funktioniert das Zusammenspiel zwischen ihr und den anderen Offensivspielerinnen, Pajor beherrscht wie kaum eine andere die Kunst, sich in den Rücken der Abwehr zu schleichen.

Im Vergleich zu den letzten Jahren hat sie nochmal einen Riesenschritt nach vorne gemacht und besonders ihr Kopfballspiel verbessert. Was Pajor an Größe fehlt, macht sie mit Timing und Wucht wieder wett. Eine ganz starke Hinrunde der polnischen Nationalspielerin, die aktuell den Vergleich mit keiner anderen Stürmerin scheuen muss.

Lena Oberdorf (7/10)

Lena Oberdorf
Lena Oberdorf spielte konstant auf allerhöchstem Niveau / Martin Rose/GettyImages

Beim Rasenfunk hatte aber eine andere Spielerin die Nase vorne: Lena Oberdorf entschied dort die MVP-Wahl haarscharf mit zwei Stimmen Vorsprung für sich. Auch das eine Wahl, gegen die wohl niemand etwas sagen kann: Oberdorfs Torquote war als defensive Mittelfeldspielerin naturgemäß weniger beeindruckend als die von Pajor. Aber die 20-Jährige machte da weiter, wo sie bei der EM aufgehört hatte: Sie grätschte, lief, antizipierte und nahm der Wolfsburger Viererkette so einen guten Teil der Arbeit ab. Dazu entwickelt sich Oberdorf am Ball stetig weiter, spielte diese Saison bereits einige Zuckerpässe und bewies ihre gute Übersicht.

Alexandra Popp (7/10)

Von Oberdorfs guter Übersicht profitierte oft Alexandra Popp, die mit zehn Toren auch nicht schlecht dasteht. Zudem sie in den meisten Spielen nicht als Mittelspielerin auf den Platz ging: Popp nahm in der Offensive verschiedene Rollen ein, ob auf dem Flügel oder im Mittelfeld. Dort war die 31-Jährige mit ihrer Zweikampfstärke und -härte und ihrer Lufthoheit ein elementarer Bestandteil der Angriffe der Wölfinnen. Popp hat zwar im Kader des VfL vielleicht nicht den feinsten Fuß, aber sie treibt ihre Mitspielerinnen immer wieder nach vorne, ist zur absoluten Führungsspielerin gereift. In dieser Rolle geht sie leistungsmäßig mit gutem Beispiel voran, zeigte sehr gute Leistungen, egal auf welcher Position.

Svenja Huth (6,85/10)

Auch die Wolfsburger Kapitänin ist für ihren großen Einsatz auf dem Platz bekannt. Trotz ihrer Präsenz im VfL-Sturm arbeitet Huth stets vorbildlich nach hinten mit, klärte bereits einige Male in brenzligen Situationen oder unterstützte die Außenverteidigerinnen. Dabei vernachlässigte Huth auch ihre Rolle als Spielmacherin von außen nicht, mit ihren Dribblings und Flanken ist sie für Wolfsburg unersetzbar. Auf Huth war auch in den großen Spielen, etwa gegen Bayern, Verlass.

Lynn Wilms (6,75/10)

Wolfsburgs Verpflichtungen von jungen Offensivtalenten wie Jule Brand oder Sveindis Jonsdottir haben in den letzten Monaten für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die Rolle der Außenverteidigerin steht traditionell etwas weniger im medialen Fokus, aber kaum jemand würde bezweifeln, dass Lynn Wilms für den VfL ein echter Top-Transfer war. Die niederländische Nationalspielerin hat sich in Wolfsburg als unumstrittene Startspielerin etabliert, was vor allem ihrem Offensivdrang und der Qualität ihrer Flanken geschuldet ist.

Mit Svenja Huth bildete Wilms in vielen Spielen ein kongeniales Duo auf der rechten Seite. Defensiv ist die 21-Jährige noch etwas inkonstant, aber in den meisten Bundesliga-Spielen wurden ihre Fähigkeiten dort auch nicht wirklich benötigt. Wenn sie die Offensiv-Defensiv-Balance noch ein wenig verbessert, wird Wilms bald zur internationalen Spitze gehören.


Die Soliden

Merle Frohms (6,6/10)

Merle Frohms
Merle Frohms wurde nur selten überwunden / Martin Rose/GettyImages

In der Frauen-Bundesliga ist Merle Frohms unumstritten eine der besten, wenn nicht die beste Torhüterin. Dass sie in diesem Ranking trotzdem nur in der zweiten Kategorie gelandet ist, liegt paradoxer Weise an Wolfsburgs Dominanz: Die Wolfsburger Defensive ließ nur wenige Chancen zu, Frohms konnte sich daher in den meisten Spielen nicht auszeichnen. Da kann die 27-Jährige natürlich nichts für, aber eine Top-Leistung kann man ihr auch nicht bescheinigen, wenn es nichts zu halten gab. Mit Ausnahme der Spiele gegen Bremen, Bayern und Hoffenheim verlebte Frohms oft ruhige 90 Minuten. In den drei Spielen war sie aber auch zur Stelle und vereitelte einige gute Chancen. Wenn es gegen kleinere Gegner ging, leistete sich Frohms stellenweise ein paar Unkonzentriertheiten, konnte etwa den Ball nicht festhalten. 

Dennoch kann das Hinrunden-Fazit bei ihr lauten, dass der VfL mit Frohms eine würdige Nachfolgerin von Almuth Schult gefunden hat. Ob das Fazit zum Ende der Saison dann „gut“, „sehr gut“, oder „Weltklasse“ lautet, darüber werden vor allem die Champions-League- und DFB-Pokal-Spiele in der Rückrunde entscheiden. In der Bundesliga wird Frohms schließlich aller Voraussicht nach auch im zweiten Teil der Saison eher wenig zu tun haben. 

Felicitas Rauch (6,6/10)

Dass Frohms wenig zu tun hat, darauf wird auch die Defensiv-Abteilung vom VfL hoffen – ansonsten würde das wohl vor allem ihnen angekreidet werden. Für die Hinrunde jedenfalls kann der Wolfsburger Abwehr kein Vorwurf gemacht werden, die Viererkette zeigte durch die Bank solide Leistungen. Felicitas Rauch auf der linken Seite machte etwas weniger Alarm als Wilms auf rechts, schlug aber sehr gute Freistöße und Ecken. Defensiv ließ sich Rauch ein paar Mal austanzen, gröbere Fehler waren aber selten dabei. 

Kathrin Hendrich (6,4/10)

Mit Janssen formte Hendrich ein meist solides Duo in der Innenverteidigung. Beide teilten sich die Aufgaben gut auf: Janssen trieb den Spielaufbau mit langen Bällen nach vorne, Hendrich dagegen ging eher selbst mit dem Ball ins Mittelfeld. Meist stand die 30-Jährige etwas weiter hinten als ihre Partnerin in der Innenverteidigung und machte dort einen guten, unauffälligen Job. Ihre Temponachteile konnte Hendrich oft mit gutem Positionsspiel ausgleichen. Besonders stark war sie im letzten Gruppenspiel gegen St. Pölten, wo Hendrich auch offensiv ihr Können zeigte.

Dominique Janssen (6,3/10)

Die Niederländerin trug mit ihrer Kopfballstärke und ihren Stärken im Aufbauspiel zu Wolfsburgs hervorragender Hinrunde bei. Janssen hatte in den meisten Spielen alles im Griff, klärte einige Bälle. Teilweise stand sie allerdings zu weit vorne und wurde daher von einem gegnerischen Pass hinter die Kette kalt erwischt. 

Lena Lattwein (6,3/10)

An der Seite von Lena Oberdorf machte Lena Lattwein es im defensiven Mittelfeld meist gut und unaufgeregt. Die 22-Jährige packte zwar weniger oft als ihre Mittelfeld-Partnerin eine Monstergrätsche aus oder ging kompromisslos in die Zweikämpfe. Aber sie lief viel und ist defensiv sehr aufmerksam – Lattweins Beitrag zur Wolfsburger Defensive wird daher vielleicht etwas unterschätzt. Nach vorne ging sie aber in vielen Spielen etwas unter, da könnte noch mehr kommen.


Die Inkonstanten

Jule Brand (6,4/10)

Jule Brand
Jule Brands Talent ist unverkennbar - doch sie braucht noch mehr Konstanz / Martin Rose/GettyImages

Durchmischte Hinrunde für Toptalent Jule Brand: In ihren ersten Monaten beim VfL Wolfsburg kam die 20-Jährige meist von der Bank und zeigte als Joker mal sehr starke, mal durchwachsene Leistungen. Das Talent von Brand blitzte immer wieder auf, durch feine Ballannahmen oder Dribblings. Persönliches Highlight ihrer Hinrunde war das Spiel gegen Hoffenheim, in dem sie quasi im Alleingang noch die drei Punkte rettete. In anderen Duellen blieb Brand aber unter ihren Möglichkeiten und vertändelte zu viele Bälle. In ihrer Entwicklung ist das ganz normal, Brand wird sicherlich noch konstanter werden.

Jill Roord (6,2/10)

Bei Jill Roord waren die Schwankungen wohl noch etwas extremer. Wer die niederländische Nationalspielerin in verschiedenen Spielen sah, tat sich schwer zu glauben, dass das ein und dieselbe Nummer 14 war. Gegen Schlusslicht Potsdam gelang ihr kaum etwas und sie blieb sehr blass, einen Monat später legte sie mit einem Hattrick und einer Glanzleistung eine Gala gegen Eintracht Frankfurt hin. Teils ist die 25-Jährige im Spiel quasi unsichtbar und erzielt dann ein starkes und wichtiges Tor – auch in ihrer zweiten Saison bleiben Roords Leistungen im VfL-Trikot rätselhaft.


Die Super-Joker

Sveindis Jonsdottir (8/10)

Sveindis Jane Jonsdottir of Vfl Wolfsburg in action during...
Wenn Jonsdottir den Turbo zündet, sind die meisten Verteidigerinnen überwunden / Insidefoto/GettyImages

Sveindis Jonsdottir konnte fast immer überzeugen, wenn sie eingewechselt wurde. Die isländische Nationalspielerin ist mit ihrer Schnelligkeit und Technik wie gemacht für die Rolle als Joker. Jonsdottir einzuwechseln, wenn die Beine der gegnerischen Verteidigerinnen schon müde sind, ist schon fast ein Cheat-Code. Der 21-Jährigen gelang nicht jedes Dribbling, aber wenn doch, war Wolfsburg fast immer in einer gefährlichen Angriffssituation.

Mit Jonsdottir wirkt Fußball so einfach: Langer Pass auf die linke Seite, Annahme, Sprint über das halbe Feld, Hereingabe in die Mitte und Tor. Einfach und doch sehr effektiv. Hatte Jonsdottir weniger Platz, tat sie sich teilweise aber schwer und blieb oft hängen. Vor dem Tor könnte Jonsdottir sich noch etwas kaltschnäuziger zeigen, aber ihr großes Potenzial ist auch dort zu sehen.

Tabea Waßmuth (7/10)

Letzte Saison gehörte Waßmuth noch zum Stammpersonal, diese Saison wurde die 26-Jährige oft auch eingewechselt. Wolfsburgs Shootingstar des letzten Jahres nahm diese Rolle aber gut an und überzeugte als Joker in den meisten Spielen. Auch Waßmuth hilft ihre Schnelligkeit dabei sehr, dazu überzeugt sie mit starken Flanken. An der Passgenauigkeit kann Wolfsburgs Nummer 28 indes noch arbeiten.


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