Özkan Yildirim im 90min-Interview: "Alles dafür geben, dass es in die erste Liga geht"

Özkan Yildirim (28) im Exklusiv-Interview mit 90min
Özkan Yildirim (28) im Exklusiv-Interview mit 90min / VI-Images/Getty Images
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Trotz endlos langer Verletzungen gab Ex-Bundesliga-Profi Özkan Yildirim immer alles - nur nicht auf. Der 28-Jährige kämpft weiter für seinen Traum, endlich wieder auf Top-Niveau zu spielen. Rund ein Jahr nach unserem ersten Gespräch haben wir noch einmal nachgehakt: Hey Özkan, wie läuft es in der Türkei? Glaubst du an ein Comeback auf die große Bühne? Und: Kannst du dir nach der Karriere eine Werder-Rückkehr vorstellen?


2013 feierte Özkan Yildirim als 19-Jähriger sein Debüt in der Bundesliga. Es folgten 21 weitere Pflichtspiele für Werder Bremen, ehe er sich drei Jahre später erst Fortuna Düsseldorf und schließlich Eintracht Braunschweig anschloss. Schwere Verletzungen bremsten den vielversprechenden Aufstieg des Jungspunds immer wieder aus. Ganze viereinhalb Jahre seiner Profikarriere war Yildirim ausschließlich verletzt.

Yildirims Leistungen pro Wettbewerb:

  • 2. Bundesliga: 32 Spiele, 2 Tore, 0 Assists
  • Bundesliga: 20 Spiele, 0 Tore, 1 Assist
  • Regionalliga Nord: 13 Spiele, 1 Tor, 3 Assists
  • 3. Liga: 6 Spiele, 2 Tore, 0 Assists
  • 1. Lig: 6 Spiele, 1 Tor, 1 Assist
  • 2. Lig Beyaz: 5 Spiele, 0 Tore, 0 Assists

Es folgte eine lange Leidenszeit. Nach seinem Aus in Braunschweig blieb der kreative Offensivspieler anderthalb Jahre vereinslos, fand im Januar 2020 allerdings einen türkischen Zweitligisten, der ihm endlich einen Neustart bot - zumindest für ein halbes Jahr. Die Coronakrise nahm ihren Lauf und Yildirim stand erneut ohne Verein da. Seit Anfang des Jahres kickt Yildirim für den türkischen Drittligisten Hekimoglu Trabzon. Dort unterschrieb er einen Kontrakt bis 2023. Der Dorfklub erinnert etwa an die Entwicklung der TSG 1899 Hoffenheim.

Etwa ein Jahr nach unserem ersten Interview haben wir erneut mit Yildirim gesprochen, wollten unter anderem wissen, wie es ihm in der Türkei ergeht, ob er sich nach seiner Profikarriere ein Comeback an den Osterdeich vorstellen könnte und ob er glaubt, sein selbsternanntes Ziel, noch einmal auf Top-Niveau zu spielen, weiterhin erreichen zu können.


Exklusiv-Interview mit Özkan Yildirim

90min: Warum hast du dich nach deiner (ersten) vereinslosen Zeit ausgerechnet für Menemenspor entschieden? Du sagtest damals, auch andere Klubs seien interessiert gewesen. Welche Klubs waren das?
Yildirim: Zu dem Zeitpunkt war Menemenspor für mich der richtige Verein, weil ich den Co-Trainer bereits aus Deutschland kannte. Er hat mich mitgenommen. Es gab überwiegend aus der gleichen Liga Angebote, aber es war schließlich der Co-Trainer, der mich überzeugt hat.

90min: Bist du froh, dich für den Schritt in die zweite türkische Liga, zu Menemenspor, entschieden zu haben?
Yildirim: Für mich war es damals auf jeden Fall der richtige Schritt. Ich habe mich auch menschlich weiterentwickelt. Ich habe andere Dinge gesehen und auch gesehen, wie es hier im Ausland läuft. Ich denke, dass der Schritt aus Deutschland nicht schlecht war, weil ich überwiegend zu hören bekam: 'Super Spieler, überragendes Talent, aber Verletzungspech'. Von diesen Gedanken wollte ich mich lösen. Ich konnte es nicht mehr hören und habe mich für den Schritt ins Ausland entschieden.

"Ich konnte es nicht mehr hören und habe mich für den Schritt ins Ausland entschieden."

Özkan Yildirim via 90min

90min: Mittlerweile spielst du in der dritten türkischen Liga. Wie läuft es bei Hekimoglu?
Yildirim: Wenn man es von der Liga betrachtet, ist Hekimoglu natürlich kein guter Schritt, nachdem man davor in der zweiten Liga gespielt hat. Aber der Klub ist ein Verein wie RB Leipzig oder Hoffenheim, die wirklich von unten gekommen sind. Hier herrscht ein gutes System - vom Präsidenten bis zum Therapeuten wird hier alles professionell gehandhabt. Das hat man selten in der Türkei. Deshalb bin ich sehr froh hier zu sein, kann mich komplett auf den Fußball konzentrieren und sie geben mir auch die Zeit, um komplett wieder fit zu werden. Ich wurde eigentlich für die neue Saison geholt. Es ist gut nach der Pause, die ich im Sommer hatte, um wieder richtig fit zu werden.

90min: Du hast bereits fünf Pflichtspiele absolviert. Wie kommst du spielerisch zurecht? Ihr seid gerade Zweiter. Glaubst du an den Aufstieg?
Yildirim: Je weiter man runter geht, desto weniger spielt man Fußball. Deshalb ist es für mich ein bisschen schwieriger, weil ich eben Fußballspieler bin. Ich bin ein klassischer Zehner, der es liebt, Tiki-Taka zu spielen. Das gibt es in dieser Liga weniger, hier geht es eher robust zu. Ich hoffe, dass wir den Aufstieg schaffen. Es sieht zur Zeit gut aus. Über die Playoffs bin ich mir sicher, dass diese Mannschaft das Potenzial hat, eine Liga höher zu spielen.

Yildirim kämpferisch: "Werde alles dafür geben, dass es nochmal in die erste Liga geht"

90min: Im Interview letztes Jahr hast du gesagt, du möchtest auf jeden Fall wieder auf Top-Niveau spielen. Gerne in Spanien oder Italien. Du bist jetzt 28 Jahre alt. Glaubst du, du wirst dieses Ziel noch einmal erreichen?
Yildirim: Dieser Traum ist nie geplatzt - und auch nicht in weiter Ferne. Auf Top-Niveau zu spielen, heißt für mich nach so einer harten Phase erst einmal, irgendwie in die Süper Lig (erste türkische Liga, Anm. d. Red.) zu kommen. Ich denke, nicht viele Spieler würden diese Phase packen. Ich bin mental bereit und auch spielerisch fühle ich mich gut, um diesen Schritt zu gehen. Es kann sich alles schnell ändern. Vor allem hier in der Türkei geht es ganz, ganz schnell. Jedes halbe Jahr gibt es Transfers und wenn man ein paar Spiele gut spielt, sieht es wieder ganz anders aus. Deshalb ist für mich dieser Traum nicht in weiter Ferne und ich werde alles dafür geben, dass es für mich noch einmal in die erste Liga geht - egal wo.

90min: Um schon einmal einige Jahre in die Zukunft zu schauen: In welchem Alter glaubst du, hängst du deine Fußballschuhe an den Nagel? Was kannst du dir in deiner Zeit nach der aktiven Fußballer-Karriere vorstellen? Eventuell eine Karriere im Fußballbereich? Vielleicht als Trainer?
Yildirim: Da ich viele Saisons leider durch Verletzungen verloren habe, versuche ich diese natürlich hintendran zu hängen. Ich möchte noch so viele Jahre wie möglich auf diesem Niveau Fußball spielen. Denn Fußball ist das, was ich liebe und von klein auf spiele. Nach der Karriere könnte ich mir schon vorstellen, etwas im Trainerbereich zu machen. Konkrete Gedanken habe ich mir noch nicht gemacht. Ob ich dann irgendwo in der Jugend starte oder als Fitnesscoach, das muss ich alles noch sehen. Erst einmal ist es mein Ziel, zu alter Stärke zu finden.

Yildirim: "Es freut mich für Kohfeldt, dass er bei Werder Fuß gefasst hat"

90min: Cédric Makiadi, mit dem du gemeinsam bei Werder gespielt hast, ist mittlerweile Trainer der Bremer U16. Wäre eine Rückkehr in die "Werder-Familie" eine Option für dich?
Yildirim: Ob ich noch einmal zur Werder-Familie zurückkehre, das liegt in den Sternen. Da muss dann einiges passen: Wieso, weshalb, warum, welche Position - das muss man dann sehen. Erst einmal lasse ich noch alles auf mich zukommen, aber klar, irgendwann muss man sich Gedanken machen.

Werder Bremen: Özkan Yildirim im Duell gegen Bayer Leverkusen
Özkan Yildirim bei seinem sechsten Pflichtspiel im Werder-Dress / AFP/Getty Images

90min: Verfolgst du noch immer die Spiele deines Ausbildungsklubs Werder? Glaubst du, die Bremer können auch in dieser Saison die Klasse halten? Und was hältst du von Chefcoach Florian Kohfeldt?
Yildirim: Ich schaue mir natürlich nicht mehr jedes Spiel an, aber bei den Ergebnissen bin ich schon aktiv. Ich bin mir sicher, dass sie die Liga halten werden. Für Florian Kohfeldt freut es mich, dass er bei Werder Fuß gefasst hat. Ich kenne ihn noch aus der Jugend. Es ist keine leichte Situation für ihn. Werder muss weiter Gas geben, aber ich denke, dass die Konkurrenz im Tabellenkeller nicht so stark ist wie Werder.

Vielen Dank für das Interview. Das 90min-Team wünscht dir viel Erfolg auf deinem weiteren Weg. Bleib verletzungsfrei und gesund!