Ozan Kabaks Post-Schalke Aktie: Jetzt müssen Teams zuschlagen
Von Yannik Möller
Mittlerweile scheint die Trennung zwischen Schalke und Ozan Kabak bevorzustehen - nach zwei Jahren wird er den Verein verlassen. Durch seine Zeit bei S04, insbesondere in den letzten zwölf Monaten, hat sein Ruf einen Schaden erlitten. Und das zu Unrecht...
Nach zwei Jahren im Dienste von Königsblau werden sich die Wege von Ozan Kabak und Schalke 04 in diesem Sommer trennen. Zurzeit sieht es danach aus, als würde der von beiden Seiten angestrebte Wechsel noch bis zum Saisonstart in anderthalb Wochen über die Bühne gehen können.
Immer wieder wird angesichts der Abnehmer-Suche berichtet, dass die Knappen sich noch eine Ablösesumme von etwa 15 Millionen Euro erhoffen. Und damit beginnt auch schon der eigentliche Fehler, den man auf den jungen Abwehrspieler bezogen in dieser Transferperiode zwangsweise ausbügeln muss.
Dass man noch auf 15 Millionen Euro für Kabak hoffen muss, hätte vor zwei Jahren wohl niemand geglaubt. Damals wurde er für genau diese Summe aus seinem Vertrag beim VfB Stuttgart gekauft. Eigentlich wäre eine Verstärkung für die Offensive zu diesem Zeitpunkt wichtiger gewesen, doch diese Verpflichtung sah allen Umständen zufolge nach einem vergleichsweise einfachen Plusgeschäft aus.
Die Ausstiegsklausel zu aktivieren war ein "No-Brainer", wie man es heutzutage gerne formuliert. Eine völlig logische Entscheidung, schließlich standen dem 19-jährigen Kabak schon viel größere Türen offen. Ex-Sportvorstand Jochen Schneider bezeichnete ihn seinerzeit als "eines der aktuell größten europäischen Talente". Bei allen Verfehlungen des ehemaligen Verantwortlichen: Mit dieser Aussage hatte er Recht.
Schalke muss - zu Unrecht - auf 15 Millionen Euro für Kabak hoffen
Und dennoch muss Schalke nun hoffen, wenigstens noch die Kosten für die damalige Klausel zu bekommen. Das liegt natürlich an mehreren Aspekten. Schalke steht beispielsweise unter großem Verkaufsdruck: das Geld und die Einsparungen muss der Verein mitnehmen. Andererseits konnte der türkische Nationalspieler in Gelsenkirchen kaum glänzen.
Anderthalb Jahre spielte Kabak für Schalke. In dieser Zeit gab es eigentlich nur drei, vier Monate, in denen vernünftiger und erfolgreicher Fußball gespielt wurde. Die Hinrunde der Saison 2019/20. Ab dem Winter ging es dann permanent abwärts. Angefangen bei der Sieglos-Rückrunde mitsamt zahlreichen Peinlich-Auftritten, bis hin zum Mega-Fehlstart inklusive des bereits sehr früh nicht mehr abzuwendenden Abstiegs.
Zwei Jahre in Blau-Weiß, in denen er sich nie wirklich profilieren konnte. Auf den ersten Blick können Verteidiger eines Teams, das an jedem Wochenende gefühlt mindestens vier Gegentore hinnehmen musste, nicht wirklich gut sein. Wer aber einen tieferen Blick gewagt hat, weiß, dass dieser Absturz ein Resultat vielfacher, jahrelanger Verfehlungen war.
Deshalb konnte Kabak durchaus hin und wieder zeigen, was er kann. In seiner ersten Saison für Königsblau stand er beispielsweise auf Platz vier der besten Zweikämpfer der ganzen Spielzeit. Satte 67 Prozent seiner Duelle konnte er für sich entscheiden. Übertroffen wurde er (absteigend) nur von Toni Leistner, der jedoch rund 100 Zweikämpfe weniger führte, Salif Sané (mit 70,1 Prozent) und Dan-Axel Zagadou (69,9 Prozent), wenn auch der letztgenannte BVB-Profi nur etwa ein Drittel der Duelle des S04-Youngsters vorweisen konnte.
Es sind Werte, die sich auch im Spiel Kabaks bemerkbar machten. In Partien, die halbwegs normal liefen, kam kaum ein Gegenspieler an Kabak vorbei. Mit seiner guten Statur wusste er die Gegenspieler abzudrängen, sich zwischen sie und den Ball zu schieben und die teilweise so präzisen Grätschen zu setzen, als wäre es die Arbeit eines Chirurgen.
Dazu hat er auch Stärken im Spielaufbau. Der heute 21-Jährige ist kein Innenverteidiger, der sich im eigenen Ballbesitz versteckt. Natürlich hatte er inmitten der Krisen-Monate auch seine Schwächen, Fehler und häufige Ballverluste. Doch unter normalen Umständen ist er sogar ein Abwehrspieler, der es sich zutraut, die erste Angriffs-Kette des Gegners schlichtweg zu überdribbeln und somit eine wichtige Überzahl zu schaffen.
Ebenfalls nicht zu vernachlässigen, wenngleich auch nicht in den Himmel zu loben, ist sein Kopfballspiel. Neben Sané war Kabak grundsätzlich der Defensivspieler, der sowohl bei gegnerischen wie eigenen Standards im Fokus stand. Zwei seiner drei Treffer für Schalke erzielte er per Kopfball, auch für Stuttgart erreichte er diese Marke schon.
Kabak-Transfer dürfte bevorstehen - ein Wechsel zum richtigen Zeitpunkt
Während Schalke also hofft, noch um die 15 Millionen Euro einzunehmen, kann sich der künftige Kabak-Abnehmer darüber freuen, einen solchen Spieler für eine solche Summe zu bekommen. In einem gesunden, sportlich gesehen ruhigen Umfeld wird Ozan Kabak höchstwahrscheinlich wieder aufblühen können.