Nübels Eltern wegen Bayern-Wechsel bedroht

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Der noch bevorstehende Wechsel von Alexander Nübel zum FC Bayern hat an verschiedenen Fronten für Unverständnis, Wut und Ärger gesorgt. Während zahlreiche Fußball-Experten den Transfer aus Nübels Sicht kritisierten und sich Berater anderer Spieler negativ äußerten, sollen die Eltern des jungen Keepers von S04-Fans bedroht worden sein.

Seit der Bekanntgabe seines Abschieds in der kommenden Sommerpause steht Alexander Nübel im negativen Licht. Auf Schalke wollte man ihn zur neuen Führungsfigur machen, ihn als Kapitän und mit sehr großen Gehaltszahlungen zum Bleiben bewegen. Im Dezember dann die Meldung: Nübel wechselt nach der laufenden Saison zum FC Bayern. Damit war das, was sich über Wochen und Monate abzeichnete, endgültig Realität geworden.

Nach der Niederlage und einem weiteren Patzer gegen den 1. FC Köln entlud sich die Fan-Wut gegenüber Nübel
Nach der Niederlage und einem weiteren Patzer gegen den 1. FC Köln entlud sich die Fan-Wut gegenüber Nübel / DeFodi Images/Getty Images

Schnell und früh ging die Kritik los. Neben dem Unmut der eigenen Fans, die sich sehr lange hingehalten fühlten, äußerten sich auch zahlreiche TV-Experten kritisch zu diesem Transfer. Der allgemeine Tenor: Gegen Manuel Neuer hat der 23-Jährige (noch?) keine Chance, auch Sven Ulreich sitzt fest im Sattel. Dabei bräuchte er in seinem Alter und für seine Entwicklung vor allem Spielpraxis, die er vermutlich nicht bekommen wird - zumindest nicht im notwendigen Maße. Aus sportlicher Sicht, so die häufige Betrachtung, ergebe dieser Wechsel keinen Sinn.

Auf Schalke machte er eine Wandlung durch. Vor einem Jahr noch wichtiger Retter und Held der Fans - "Bis auf Nübel, könnt ihr alle gehen!" - nun möchten sie ihn nicht mehr sehen.

Nübel-Eltern von Schalke-Fans am Arbeitsplatz bedroht - Rummenigge musste Machtwort sprechen

Bei sachlicher Kritik scheint es jedoch nicht geblieben zu sein. Wie die Sportbild am Mittwoch berichtet, sollen sogar die Eltern von Nübel bedroht worden sein: Schalke-Fans sollen auf der Arbeitsstätte Ärger gemacht haben. Die Eltern seien so geschockt gewesen, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt für eine Flucht per Kreuzfahrt entschieden haben, um die mögliche Eskalation im heimischen Paderborn zumindest vorerst hinter sich lassen zu können. Nübel selbst soll "brodeln", so heißt es im Bericht weiter. Der Verlust der Kapitänsbinde und der Fan-Wut sollen ihm mächtig aufgestoßen haben.

Sein Berater, Stefan Backs, sprach nun seinen Unmut aus: "Was rund um Alex passiert, ist von vielen Seiten verantwortungslos." Dahingehend habe Backs, der sich wegen des Wechsels persönlich schon wegen etwaiger Geldgier verteidigen musste, Rücksprache mit Karl-Heinz Rummenigge gehalten. Der Vorstandsvorsitzende ließ in der letzten Woche ein Statement veröffentlichen, in dem der Verein betonte, dass alle Parteien mit dem Transfer sehr glücklich sind und dass er sich von "abwertenden Kommentaren von Spielerberatern" distanziert.

Dieser Nachtrag bezog sich auf die Aussagen, die Christian Rößner, Berater des Torwart-Talents Christian Früchtl, getroffen hatte. Dieser hatte in einem Interview klargestellt, dass Früchtl es nicht nötig habe zu flüchten. Allerdings wolle man "aber sicherlich nicht den Fehler [machen], den ein Nübel oder sein Berater machen, jetzt nach München zu gehen und sich dort auf die Bank setzen". Neben den Kampfansagen seitens Manuel Neuer, den Konkurrenzkampf-Bekundungen seitens des Beraters von Sven Ulreich, und dem Extra-Lob für Ulreich von Trainer Hansi Flick sorgte auch diese Anmerkung für Ärger und Irritation.

Karl-Heinz Rummenigge sah sich aufgrund der Entwicklungen gezwungen, ein Statement des FC Bayern zu veranlassen
Karl-Heinz Rummenigge sah sich aufgrund der Entwicklungen gezwungen, ein Statement des FC Bayern zu veranlassen / TF-Images/Getty Images

S04-Sportvorstand Jochen Schneider äußerte sich ebenfalls zu den klaren Worten Rummenigges: "Dies begrüße ich außerordentlich, da diese Diskussionen niemandem helfen. Weder Bayern München noch deren Torhütern noch Alexander Nübel. Es ist gut, dass Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsvorsitzender hier Klartext gesprochen hat."

Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass das Thema und die offenen Fragen nun einfach abklingen. Zumindest das Ziel, möglichen Ärger vom Verein und Nübel sowie seiner Familie fernzuhalten, sollte damit hoffentlich erreicht sein. Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic bekräftigte indes den Plan, dass Alex Nübel in der nächsten Saison nicht ausgeliehen, sondern im FCB-Kader stehen wird. "Ja, das wird er", formulierte er kurz und knapp. Uli Hoeneß bezeichnete den Transfer als "Glanztat" Salihamidzics.