Niklas Süle beim FC Bayern auf dem Prüfstand - Was steckt hinter Flicks Maßnahmen?

Niklas Süle muss sich im Training wieder herankämpfen
Niklas Süle muss sich im Training wieder herankämpfen / Handout/Getty Images
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Das heiß diskutierteste Thema beim FC Bayern ist derzeit Niklas Süle und sein angebliches Einstellungsproblem. Der Rekordmeister wolle deshalb sogar mit den eigentlich geplanten Vertragsgesprächen warten. Eine Spurensuche.

Eigentlich will man beim FC Bayern in Zukunft nahende Vertragsfragen deutlich früher lösen als bisher. Beim Rekordmeister hat man die Lehren aus den Kaugummi-Pokern mit Manuel Neuer und David Alaba gezogen. Deshalb hieß es zuletzt, dass die FCB-Führung zeitnah Gespräche mit Leistungsträgern aufnehmen möchte, deren Verträge im Sommer 2022 auslaufen.

Zu denen gehört nicht nur Leon Goretzka, sondern auch Niklas Süle. Der 25-jährige Innenverteidiger hat sich von seinem Kreuzbandriss erholt und kam schon beim Champions-League-Finalturnier von Lissabon wieder zum Einsatz - mit bekanntem Ausgang.

FC Bayern will Einstellung von Süle überprüfen

Doch wie die Sportbild berichtet, hat man beim FC Bayern die Bemühungen um Süle vorerst zurückgefahren. Der 29-fache Nationalspieler stehe auf dem Prüfstand. Der Grund liegt auf der Hand und wird derzeit medial diskutiert: Süles Einstellung und sein Gewichtsproblem.

Aktuell soll der 25-Jährige zwei Kilo Übergewicht mit sich herumschleppen. In München sei man nicht zufrieden mit dessen Einstellung. Vor allem seine Ernährungsgewohnheiten sollen nicht professionell genug sein. Süle spielt vorerst auf Bewährung, schreibt die Bild. Erst wenn er seine professionelle Einstellung beweise, sollen Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt werden, so das Boulevardblatt.

"Wir brauchen Niki, er hat wahnsinnige Qualitäten."

Flick über Süle

Was steckt hinter Süles Kader-Verbannung?

Ob die Situation um Süle aber wirklich derart angespannt ist, darf bezweifelt werden. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit und den speziellen Gegebenheiten reicht für dieses Urteil aus.

Wir gehen zurück in den Oktober 2019: Süle reißt sich das Kreuzband. Im Juli 2020 - rund neun Monate danach - ist der 25-Jährige zurück und muss u.a. im Champions-League-Finale gegen PSG früh für den verletzten Jerome Boateng einspringen. Der FC Bayern gewinnt - zu Null!

Anfang November 2020: Niklas Süle gibt einen positiven Coronatest ab, muss in Quarantäne. Insgesamt acht Tage befindet er sich in häuslicher Isolation. Dennoch beordert ihn Bundestrainer Joachim Löw zum Nationalteam - Süle steht gegen die Ukraine und Spanien in der Startelf, reist mit Knieproblemen zurück nach München.

Zurück beim FC Bayern nimmt ihn Trainer Hansi Flick aus dem Kader für das Bundesligaspiel gegen Werder Bremen. Und auch am Mittwochabend in der Champions League gegen Salzburg steht Süle nicht im Aufgebot. "Aktuell hat er einen Trainingsrückstand, den wir aufholen müssen. Deswegen ist es so, dass er gegen Salzburg auch nicht zur Verfügung steht", erklärte Flick auf der Spieltags-PK.

Hansi Flick bezog auf der PK vor dem Salzburg-Spiel Stellung zur Süle-Situation
Hansi Flick bezog auf der PK vor dem Salzburg-Spiel Stellung zur Süle-Situation / Handout/Getty Images

Eine Situation, die den Nährboden für Spekulationen liefert und Fragen nach dem Gewicht und der Einstellung des Innenverteidigers fördert. Schließlich gibt Süle selbst zu, gerne mal einen Burger zu essen und ein "Lebemann" zu sein. Flick dagegen sieht die Situation pragmatischer: "Niklas Süle hatte zwei schwere Verletzungen. Es ist wichtig, dass er zu hundert Prozent fit ist und dass wir ihn da unterstützen. Gerade in dieser Phase, wo Spiel auf Spiel folgt, ist es wichtig, dann zu sagen: Ich nehme ihn raus und versuche, ihn für die nächsten oder letzten Spiele vorzubereiten."

In der aktuellen Situation sei es nicht anders möglich, Süle wieder auf das gewünschte Fitnesslevel zu bringen: "Es ist so, dass wir nur Spielersatztraining oder Regeneration oder Abschlusstraining haben. Da gibt es keine Inhalte, die du setzen kannst, um so einen Spieler aufs nächste Level zu heben."

Den wichtigsten Satz fügte Flick am Ende seiner Ausführungen an: "Wir brauchen Niki, er hat wahnsinnige Qualitäten."

Süles Fitnessprobleme: Flick beweist Weitsicht

Von außen betrachtet und auf die Fakten bezogen, dürfte die "Causa Süle" deutlich zu sehr aufgebauscht sein. Klar ist sie ein gefundenes Fressen für Fans und Medien (Wortspiel in diesem Zusammenhang zufällig). Aber Flicks Ausführungen sind so einleuchtend, dass man Süles Zukunft beim FCB nicht anzweifeln muss.

Allein schon seine körperliche Konstitution macht deutlich, wie wichtig es für Süle ist, topfit zu sein. Nach den besagten Verletzungen, Quarantäne und Knieproblemen war es aber schwer möglich, den optimalen Zustand zu erreichen. Zumal die Vorbereitung auf die Saison extrem kurz ausfallen musste. Aus diesem Blickwinkel ist es sogar ein durchaus cleverer Zug von Flick, Süle erst einmal rauszunehmen. Nun kann er an seiner Verfassung arbeiten und in den kommenden Wochen gestärkter zurückkommen. Denn genau das braucht Süle, um sein Toplevel zu erreichen.

Erreicht er das, ist und bleibt er ein wichtiger Spieler für Flick und die Bayern. Und dann kann er auch ab und an wieder genüsslich in einen Burger beißen!