Dorsch hadert nach Gent-Wechsel: "All das war nicht mein Ziel"

Niklas Dorsch zieht ein durchwachsenes Fazit nach einem knappen Jahr in Gent.
Niklas Dorsch zieht ein durchwachsenes Fazit nach einem knappen Jahr in Gent. / BSR Agency/Getty Images
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Als Führungsspieler bei der U21 ist Niklas Dorsch eines der wenigen großen deutschen Talenten seines Jahrgangs. Nachdem der 23-Jährige mit dem 1. FC Heidenheim den Aufstieg in die Bundesliga knappt verpasst hatte, schloss er sich der KAA Gent an. Wirklich glücklich geworden ist er in Belgien jedoch nicht, wie er im Interview mit transfermarkt.de zugibt.


Bei der U21-Europameisterschaft gehörte Niklas Dorsch zu den besten Spielern der deutschen Auswahl. Viele Experten sagen dem technisch und taktisch hochveranlagten Mittelfeldspieler eine große Zukunft voraus. Um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden, bemühte sich der 23-Jährige enorm, die für sich richtigen Schritte zu gehen.

Daher verließ er die Bayern in Richtung Heidenheim, um als Stammspieler Spielpraxis zu erlangen. Im Jahr 2020 wurde es jedoch höchste Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Also packte der Youngster seine Koffer und verließ Deutschland in Richtung Gent.

International und national erfolglos: Für Gent läuft es in dieser Saison nicht

Beim belgischen Erstligisten läuft es für Dorsch, der von Beginn an einen Stammplatz erobern konnte, persönlich eigentlich ganz gut. Dies gilt jedoch nicht für den Klub, weshalb der Ex-Bayer ein eher negatives Fazit zieht.

Dabei schien der belgische Erstligist eigentlich genau der richtige Schritt zu sein. "Ich habe das Team im Jahr zuvor verfolgt und gesehen, dass sie in der Europa League gegen die AS Rom nur knapp ausgeschieden sind und in der Liga Zweiter wurden. Ich sah die Chance, in der Champions League zu spielen", erklärt Dorsch.

Daraus wurde jedoch nichts, da das Team in der Qualifikation an Dynamo Kiew scheiterte. Der Mittelfeldspieler plante jedoch den frühen K.o. bereits im Vorhinein ein. "Selbst wenn wir in der Quali ausscheiden, spielen wir in der Europa League und damit auf jeden Fall europäisch. Deshalb sah ich Gent als guten nächsten Schritt", verteidigt er seine Entscheidung.

Dorsch überzeugte jedoch nicht nur das internationale Geschäft, sondern auch die Tatsache, dass sich der Klub intensiv um ihn bemüht hatte. Viele andere Optionen, wie zum Beispiel Angebote aus der Bundesliga, soll es aufgrund der Corona-Sparmaßnamen der Klubs nicht gegeben haben. "Ich habe mich relativ früh für Gent entschieden, da ich Gewissheit haben wollte bei der Frage, wie es weitergeht. Sie haben mir sportlich und wirtschaftlich aufgezeigt, dass sie mich unbedingt haben wollen", erinnert sich der Youngster.

Alle Hoffnungen, die Dorsch in sich trug, stellten sich jedoch als Trugschluss heraus. Der Klub schied in der Europa League mit null Punkten aus, befindet sich auf Tabellenrang neun und beschäftigt bereits den vierten Trainer binnen einer Saison. "Wenn du solche Dinge in fünf oder sechs Monaten erlebst, ist das etwas, was ich absolut nicht wollte und weshalb ich nicht hierher gekommen bin. All das war nicht mein Ziel. Es ist sehr unglücklich gelaufen", zeigt er sich geknickt.

Dorsch zieht ein geteiltes Fazit nach seiner ersten Saison in Belgien

Alles lief für den deutschen U21-Nationalspieler jedoch auch nicht schief. Den Wunsch, Spielpraxis und Erfahrung zu sammeln, konnte er sich durchaus erfüllen. "Man darf nicht vergessen, dass ich eigentlich immer gespielt habe, mich bei jedem Trainer durchsetzen und relativ gute Leistungen zeigen konnte. Es war deshalb ein Wechselbad der Gefühle. Sportlich war es nicht das beste Jahr, aber für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig", stellt er klar.

Seit der starken U21-EM, von der Dorsch etwas angeschlagen zurück kam, muss er jedoch um seinen Stammplatz bangen. "Im Fußball geht es schnell. Die Jungs, die stattdessen für mich auf dem Platz standen, haben einen super Job gemacht. Sowas gehört dazu, deswegen werde ich vermutlich erst einmal ein bisschen kürzertreten, aber das muss man akzeptieren", beschreibt der Mittelfeldspieler seine Situation.

Niklas Dorsch
Niklas Dorsch zählte bei der U21-EM zu den besten deutschen Spielern. / David Balogh/Getty Images

In Bezug auf seine Zukunft will sich der 23-Jährige nach dem ganzen Auf und Ab noch nicht festlegen. "Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich hatte mit der EM eine sehr gute Plattform, bei der ich mich gut zeigen konnte. Hier in Gent war es zuletzt etwas weniger Spielzeit. Mir ist natürlich auch klar: Wenn etwas Passendes kommt, werde ich mir mit Sicherheit darüber Gedanken machen", erklärt er. Dabei baut er auch auf das U21-Turnier, bei dem er mit der deutschen Auswahl im Viertelfinale steht. "Das ist erneut eine super Plattform, die ich nutzen möchte. Dann schauen wir, wie es weiter geht.

Dorsch peilt Wechsel in die Bundesliga an und träumt vom FC Bayern

Klingt also schon ein wenig danach, als würde der Spieler den Verein wieder wechseln wollen. Allerdings besitzt er noch einen Vertrag bis 2024, in dem keine Ausstiegsklausel enthalten ist. Demnach müsste ein interessierter Klub tiefer in die Tasche greifen. Am liebsten wäre es dem Mittelfeld-Talent, wenn ein deutscher Klub seine Fühler ausstreckt. "Langfristig gesehen ist Deutschland schon ganz klar mein Ziel, dort will ich mich durchsetzen. Die Bundesliga ist somit auch mein nächstes Ziel", bestätigt er.

Ein wenig träumt er dabei auch noch von einer Rückkehr zu den Bayern, wenngleich er realistisch genug ist, dass dieser Schritt im Augenblick etwas zu groß wäre. "Im Traum wird es immer sein, wenn man dort sechs Jahre gespielt hat und aus der Gegend kommt. Aber realistisch ist das aktuell nicht, muss man ehrlicherweise sagen. Wenn du in Gent aktiv bist, wird der FC Bayern nicht der nächste Schritt sein. Deshalb muss man sich den nächsten Schritt genau überlegen, um seinem Ziel Stück für Stück näher zu kommen", nimmt er sich vor.

Man darf gespannt sein, ob im Sommer möglicherweise ein Klub aus dem Tabellenmittelfeld anklopft. Eine potenzielle Verstärkung wäre Dorsch allemal.