Nagelsmann legt feurig los - 5 Erkenntnisse zum ersten DFB-Training
- Nagelsmann nimmt Spieler voller Tatendrang mit
- Erste Hinweise auf das Spielsystem
- Neuling macht auf sich aufmerksam
Von Simon Zimmermann

Touchdown Nagelsmann! Der neue Bundestrainer hat auf dem Gelände von MLS-Klub New England Revolution seine erste Trainingseinheit geleitet. Der 36-Jährige zeigte sich voller Tatendrang und dirigierte das DFB-Team lautstark. Erste Erkenntnisse hat das Training vor den beiden Tests gegen die USA und Mexiko auch schon geliefert.
1. Nagelsmann bringt frischen Wind
Rund 75 Minuten dauerte das erste Training um 15 Uhr Ortszeit. Die Spieler, die mit ihren Klubs am Sonntag noch im Einsatz waren, durften ein wenig früher Feierabend machen.
Zuvor ließ Nagelsmann in seiner ersten Einheit als Bundestrainer kaum eine Szene unkommentiert. Immer wieder gab er lautstarke Anweisungen, lobte und korrigierte. So wie auch sein Co-Trainer Sandro Wagner. Über zwei Plätze hinweg ging es nach einer kurzen Aufwärmphase (von Fitnesscoach Kruno Banovcic) vor allem ums Passspiel und Abläufe mit dem Ball. Gespielt wurde auch ein Drei-Farben-Spiel.
Nagelsmann unterbrach die Einheit auch einmal, um seine Ideen an der Taktiktafel zu vermitteln. Laut kicker und Sport1 gab es zuvor im Teamhotel bereits eine Besprechung, auch Einzelgespräche hat der Bundestrainer bereits geführt. Laut Gündogan habe Nagelsmann bereits "relativ klare Ansagen gemacht über die Prinzipien, die er in unserem Spiel haben will".
2. Nagelsmann hinterlässt Eindruck bei den Spielern
"Gut" sei der erste Eindruck vom neuen Bundestrainer gewesen, erklärte Kapitän Ilkay Gündogan nach der ersten Einheit der USA-Reise. Man müsse sich erst noch kennenlernen. "Wir sind jetzt erstmal noch in der Beschnupperungsphase. Deshalb ist es vielleicht auch gar nicht so verkehrt, dass wir jetzt ein paar Tage hier in Amerika zusammen sind und viel Zeit miteinander verbringen", hielt der Barça-Mittelfeldspieler fest.
"Man merkt den Tatendrang, man merkt die Motivation. Es war eine gute Einheit, bei der man gesehen hat, dass es taktisch und technisch schon auf hohem Niveau zugeht", betonte Gündogan.
Robin Gosens fügte hinzu: "Das hat Spaß auf mehr gemacht." Für Jonas Hofmann ging es im ersten Training vor allem um "ein paar Grundprinzipien". "Das sind kleine Details, die vielleicht erstmal plump und einfach klingen mögen, mit denen wir aber ein Gefühl von Sicherheit reinkriegen wollen", so der 31-Jährige.
Gündogan hatte dann auch noch eine Beobachtung gemacht, die wenig mit den Trainer-Qualitäten Nagelsmanns zu tun hat: "Es war etwas überraschend, dass er so groß ist. Im Fernsehen habe ich gar nicht wahrgenommen, dass er eine gute Statur hat."
Groß sind nun auch die Hoffnungen auf "Heilsbringer" Nagelsmann. Bei den Fans, Verantwortlichen - und offenbar auch bei den Spielern.
3. Neues System für das DFB-Team?!
Die große Frage ist, was Nagelsmann im DFB-Team verändern wird. Vor allem in Sachen System und mit Blick auf die grundsätzliche Herangehensweise. Unter Vorgänger Hansi Flick war die Nationalelf sehr offensiv ausgerichtet - und wackelte defensiv bedenklich.
Auch Nagelsmann steht grundsätzlich für einen aktiven und offensiven Spielstil. Der ehemalige Bayern-Coach will aber auch aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Interimstrainer Rudi Völler zeigte mit dem DFB-Team beim Sieg über Frankreich, dass es vor allem auf die "Basics" ankommen dürfte. Und es dem deutschen Spiel guttut, auch mal den Fokus auf die Defensive zu legen.
Bei den Spielformen im ersten Training ließ Nagelsmann den Spielaufbau laut kicker in einer 4-2-2-2-Grundformation starten. Ähnlich hatte er seine Mannschaft häufig in Leipzig agieren lassen. Es wäre eine Formation, die grundsätzlich gut zum Spielermaterial passen würde.
Spekuliert wurde im Vorfeld auch über eine Dreierkette, mit der Flick überhaupt keinen Erfolg hatte, die Nagelsmann in Leipzig und zuvor in Hoffenheim aber gerne spielen ließ. Beim FC Bayern setzte Nagelsmann dagegen nominell auf eine Viererkette, in der Linksverteidiger Davies in Ballbesitz aber quasi zum Außenstürmer wurde. Pavard auf der anderen Seite rückte ein - woraus im Ballbesitz eher eine Dreierkette entstand. Auch solch ein Modell wäre beim DFB-Team möglich.
Wie die erste Startelf am Samstagabend (21 Uhr) gegen die USA aussehen wird - und auf welche Formation Nagelsmann setzt - wird sich aber erst in den kommenden Trainingseinheiten zeigen. Die dann allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
4. Kimmich im Zentrum
Wo ist Joshua Kimmich am wertvollsten für die Nationalmannschaft: hinten rechts oder im Mittelfeldzentrum? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Für Julian Nagelsmann scheint relativ klar zu sein, dass Kimmich auf der Sechs am besten aufgehoben ist und dem DFB-Team am meisten bringt. Im ersten Training agierte er ausschließlich auf dieser Position - mit wechselnden Partnern.
Als Rechtsverteidiger testete der neue Bundestrainer neben Niklas Süle auch Malick Thiaw. Leverkusens Jonathan Tah, der gegen Frankreich noch hinten rechts auflief, wurde dagegen im Abwehrzentrum eingesetzt.
5. Neuling auffällig
Mit einer guten Rückrunde und einem noch besseren Start in die neue Saison hat sich Chris Führich seine erste Nominierung verdient. Der 25-Jährige erzielte für den Überraschungs-Zweiten VfB Stuttgart zwei Tore und fünf Vorlagen in den ersten sieben Bundesligaspielen.
Dieses Selbstvertrauen scheint Führich auch zur Nationalmannschaft gebracht zu haben. In der ersten Einheit war der offensive Mittelfeldspieler der auffälligste Neuling. Union-Torjäger Kevin Behrens und Bayer-Abräumer Robert Andrich setzten noch weniger Akzente.
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