Milan-Präsident erklärt überraschendes Maldini-Aus

Paolo Scaroni und Paolo Maldini
Paolo Scaroni und Paolo Maldini / Jonathan Moscrop/GettyImages
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Unmittelbar nach dem letzten Spieltag der Serie A gab die AC Mailand die überraschende Trennung von Paolo Maldini und Frederic Massara bekannt. Milan-Präsident Paolo Scaroni erläutert die Hintergründe.

Quasi aus dem Nichts erreichte uns in dieser Woche die Meldung, dass Vereinslegende Paolo Maldini seinen Job als Technischer Direktor bei der AC Milan nehmen musste. Es war zwar bekannt gewesen, dass der ehemalige Weltklasse-Verteidiger ein angespanntes Verhältnis zum Eigentümer Gerry Cardinale hatte - dass Maldini von heute auf morgen gefeuert wurde, hatte aber so niemand kommen sehen.

In den italienischen Medien wurden darauf zahlreiche Beweggründe zur Trennung genannt, ehe sich nun Präsident Paolo Scaroni erstmals öffentlich zu dem Maldini-Aus äußerte.

"Wo soll ich anfangen?", fragte er im Interview mit Corriere della Sera. "Bei der Tatsache, dass wir alle, und insbesondere ich, immer ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Paolo Maldini hatten, der ein Gentleman ist. Er ist eine Person, die mit Mailand verbunden ist und die bei Mailand gute Arbeit geleistet hat."

Dann ließ Scaroni jedoch durchblicken, dass es Dissonanzen über die Arbeitsauffassung der sportlichen Führung gegeben habe. "Wir verfolgen ein etwas innovatives Modell, zumindest für Italien, was das Vereinsmanagement angeht. Wir arbeiten im Team", so der 76-Jährige.

"Es ist ein Organisationsmodell, das unserem Anteilseigner [Cardinale] sehr am Herzen liegt, der, wie wir uns erinnern, ein Sportspezialist ist, der in seinen Aktivitäten erfolgreich ist. Wenn er uns etwas vorschlägt, schenken wir ihm große Aufmerksamkeit, weil wir glauben, dass es Innovationen bringt. Wir hatten den Eindruck, dass Paolo sich mit dieser Organisation unwohl fühlte", gab Scaroni unumwunden zu, "und wenn man sich unwohl fühlt, ist es besser, sich zu trennen."

Neben den Milan-Fans schockte die Nachricht über Maldinis Aus auch die Spieler. Nach dem Bekanntwerden der Trennung posteten nahezu alle Milan-Profis Statements in den sozialen Medien, in denen sie Maldini dankten und teilweise auch ihre Verwunderung ausdrückten. Schließlich war Maldini derjenige, der Stars wie Mike Maignan, Theo Hernandez oder Rafael Leao von einem Wechsel zu den Rossoneri überzeugt hatte.

"Das erscheint mir ganz natürlich", meinte Scaroni lapidar und betonte: "Andererseits sind sie Profis, die an Veränderungen gewöhnt sind. Sie werden verstehen, dass dies mit dem Ziel geschieht, es besser zu machen. Wir werden es ihnen erklären. Dann werden sie zu Recht mit Maldini verbunden bleiben."

Doch eben diese Strahlkraft, die Maldini auf die Spieler hatte, wurde schlussendlich nicht mehr benötigt, wie Scaroni erklärte: "Hatte Maldinis Figur ein Gewicht bei den Verhandlungen? Das ist richtig und ich bin ihm sehr dankbar. Ich muss sagen, dass wir ihn heute, und das soll nicht undankbar klingen, weniger brauchen. Milan hatte nach dem Ausscheiden von Yonghong Li Schwierigkeiten, Talente zu finden. Ich denke, dass Milan, jetzt wo es den Scudetto gewonnen und das Halbfinale der Champions League erreicht hat, attraktiver ist."

Oder anders ausgedrückt: Nun, da Milan seine Talsohle überwunden hat, braucht man Maldini nicht mehr als Köder in Vertragsverhandlungen. Durchaus bedenkliche Worte gegenüber einem Spieler, der mehr als nur eine Vereinslegende für die Tifosi ist.