Martin Kinds Verbal-Attacke auf Zieler: Unfassbar unangebracht!

Ron-Robert Zieler bleibt nach seiner Demontage öffentlich gelassen
Ron-Robert Zieler bleibt nach seiner Demontage öffentlich gelassen / TF-Images/Getty Images
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Wenn man dieser Tage auf Hannover 96 blickt, dürften wohl viele Beobachter nur mit dem Kopf schütteln. Hauptverantwortlicher dafür: Klubboss Martin Kind!

Es hätte alles so schön sein können. Im vergangenen Sommer kehrte Weltmeister-Keeper Ron-Robert Zieler zurück nach Hannover. Dort, wo er einst mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machte und den Sprung ins DFB-Team schaffte. Mit Zieler als neue Nummer eins wollten die 96er auf Anhieb die Rückkehr in die Bundesliga schaffen. Sogar Stammkeeper Michael Esser, der noch zu den besten Spielern im Abstiegsjahr zählte, wurde wegen Zieler degradiert.

Bei den Roten bekam Zieler dann auch gleich einen langfristigen Vertrag bis 2023 - garniert mit einem üppigen Zweitliga-Gehalt von 700.000 Euro per annum.

Doch aus der erhofften Erfolgsstory wurde nichts. Hannover musste sogar lange um den Klassenerhalt kämpfen, Zieler wirkte längst nicht mehr so sicher und souverän wie zu alten 96-Tagen. Die Konsequenz: Trainer Kenan Kocak plant nicht mehr mit dem 31-Jährigen!

Fast schon grotesk: Zielers Nachfolger ist gleichzeitig sein Vorgänger. Michael Esser ist zurück in Niedersachen - als neuer Stammkeeper. Zieler, der erst kürzlich mit dem Bau eines neuen Hauses in Hannover begonnen hatte, darf nicht mal mehr mit den anderen Keepern zum Laktattest.

Kinds unnötige Zieler-Demontage

Die Torwartcausa in Hannover wäre schon kurios genug, gäbe es da nicht einen gewissen Klubboss namens Martin Kind, der dem Ganzen noch die Krone aufsetzt. Unverblümt demontiert er Zieler öffentlich. "Wenn Zieler mich fragt, empfehle ich einen Wechsel. Bei uns wird er keine Chance mehr haben", erklärte der 76-Jährige der Neuen Presse.

Eine Aussage, die man so stehen lassen kann. Schließlich dürfte sie nach dem Esser-Transfer jedem klar sein. Warum Kind öffentlich weiter auf Zieler einprügelt - und nicht anders muss man seine weiteren Aussagen verstehen - bleibt sein Geheimnis.

"Wir hätten ihn gar nicht verpflichten dürfen damals."

Martin Kind über Zielers Rückkehr zu 96

Selbst Kind, der offenbar kein sonderlich emphatischer Mensch ist, wurde wohl bewusst, dass er damit über das Ziel hinaus geschossen ist. Oder es wurde ihm wenigstens gesagt.

"Ich hätte es sensibler formulieren können, aber es bleibt bei der gleichen und ehrlichen Aussage. Jetzt dem Jungen wieder Hoffnungen zu machen, wäre falsch. Ich kenne die Meinung der sportlichen Leitung und deshalb kann ich Zieler das nur empfehlen. Das ist eher gut gemeint als böse", ruderte Kind gegenüber Sport1 zurück.

"Wir stellen die Gehaltszahlung jetzt nicht ein, er kann aber ablösefrei wechseln. Das ist doch selbstverständlich. Mein Interesse ist, dass wir Frieden und Ruhe haben und dass er eine ordentliche Perspektive hat. Ich habe nichts gegen Zieler. Es tut mir leid für den Jungen. Ich bin aber nicht für die sportlichen Entscheidungen verantwortlich", so Kind weiter.

Martin Kind beweist einmal mehr, warum er nicht nur in Hannover so sehr polarisiert
Martin Kind beweist einmal mehr, warum er nicht nur in Hannover so sehr polarisiert / Pool/Getty Images

Zieler sucht persönliches Gespräch mit Kind

Zieler selbst reagiert bemerkenswert besonnen. Zur Bild sagte er lediglich: "Ich habe das gelesen -und Herrn Kind persönlich geantwortet. Ich bin jemand, der bei solchen Dingen den direkten Weg wählt."

Ein Weg, den sich Herr Kind hinter die Ohren schreiben sollte! Er wolle seinem Keeper nichts Böses, behauptet er. Doch seine Aussagen sind an Boshaftigkeit kaum zu überbieten!

Deutlich muss hervorgehoben werden, dass es hier nicht um sportliche Leistung geht. Die war bei Zieler tatsächlich häufig nicht sonderlich gut im vergangenen Jahr. Es geht um den Mensch Ron-Robert Zieler und den Umgang mit ihm. Aussagen wie die von Kind sind so nicht hinzunehmen. Klar, er darf und soll offen und ehrlich sein mit Zieler. Die Frage bleibt, warum man öffentlich mehr sagen muss als: 'Wir planen mit Michael Esser als unsere neue Nummer eins. Ron-Robert Zieler würden wir keine Steine in den Weg legen, sollte er gehen wollen.'

Kind dagegen stellt den 31-Jährigen öffentlich bloß. Mal abgesehen davon, dass er damit seinen Marktwert untergräbt, kann man das schon als persönlichen Angriff werten. War es Zielers Schuld, dass ihm der Verein einen derart langfristigen Vertrag als Topverdiener angeboten hat? Und das ohne Not, weil mit Esser bereits eine mehr als fähige Nummer eins da war?

Die Spitzen in Richtung Zieler könnten deshalb von viel Frust aufgrund dieser Fehlentscheidung vor einem Jahr herrühren. Kind ist dafür bekannt, mit solchen Missgriffen nicht gut umgehen zu können. Gerade bei Torhütern und Hannover 96 wird einem aber schlecht, wenn man beim Klubboss auf solch ein unsensibles und ungebührliches Verhalten blickt.