"Wie Brötchenholen": Neuer wehrt sich gegen Kritik am Ski-Urlaub
Von Henry Einck

Mit den Äußerungen über das Aus von Torwart-Trainer Toni Tapalovic hat Manuel Neuer mächtigen Krach verursacht. In dem brisanten Interview ging es aber nicht nur um das Torwart-Thema. Neuer erzählte auch ausführlich von seinem verhängnisvollen Ski-Unfall.
Es war das Thema der letzten Monate beim FC Bayern München: Ein paar Tage nach dem Gruppenphasen-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar brach sich Bayern-Keeper Manuel Neuer (36) das Bein. Grund für die schwerwiegende Verletzung war ein Unfall beim Skifahren. Über das unglückliche Ereignis und die Auswirkungen hat Neuer jetzt gesprochen.
In einem Interview mit The Athletic und der Süddeutschen Zeitung ging es neben dem Tapalovic-Aus auch um den Ski-Unfall von Neuer. Zunächst erklärte der Nationaltorwart, dass es ihm nach dem WM-Aus "richtig scheiße" gegangen sei. Den Ski-Urlaub wollte er nutzen, um den Kopf freizubekommen. „Das ist meine Therapie. Andere reden mit Psychologen, ich bin laufen gegangen, am dritten Tag wandern und am vierten Tag auf eine Skitour mit engen Freunden aus der Gegend hier", führte Neuer aus.
Auf der besagten Skitour kam es dann zu dem verhängnisvollen Unfall. "Unter dem Schnee war irgendetwas, was mich gestoppt hat. Ich hatte vielleicht eine Geschwindigkeit von zehn, zwölf Stundenkilometern", beschrieb Neuer den Unfall-Hergang. Zunächst habe er sich bezüglich der Schwere der Verletzung "eigentlich selbst angelogen". "Ich war die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein. Meine Freunde haben sich hinterher alle gewundert, als herauskam, wie schlimm es war", verriet Neuer.
"Kloß im Hals und die Tränen kullern"
Eine bestimmte Sache empfand Neuer als am schwierigsten: "Meinen engsten Vertrauten und Verwandten mitzuteilen, dass ich operiert werden musste, das hat mich umgehauen. Da bin ich emotional, es packt mich richtig. Du bist dann am Telefon und hörst den anderen sagen: ‚Verarsch mich nicht, wo bist du? Da reden doch Leute im Hintergrund‘. Und dann habe ich einen Kloß im Hals, und die Tränen kullern. Ich habe nur noch ‚Ruf den Mannschaftsarzt an‘ rausgebracht. Mir tut es weh, wenn ich die Menschen in meinem Umfeld verletze. Da komme ich nicht mit klar.“
Der FC Bayern hatte offiziell von einer Fraktur des Unterschenkels gesprochen. Es wird spekuliert, dass es sich tatsächlich aber um einen offenen Schien- und Wadenbeinbruch handelte. Die Verletzung soll bereits vor Ort heftig geblutet haben. Der Skischuhe habe den Fuß notdürftig zusammengehalten. Ein Karriereende ging Neuer laut eigenen Aussagen aber weder unmittelbar nach dem Unfall noch bei späterer Diagnose durch den Kopf.
"Für mich ist das wie Brötchenholen"
Gegen die Vorwürfe, dass das Verhalten unverantwortlich sei, wehrte sich Neuer: "Ich fahre seit über 30 Jahren Ski, für mich ist das wie Brötchenholen. Felle an, Berg hoch und Piste runter. Das war nicht Ischgl oder Sölden, sondern mein Hausberg am Tegernsee. Von wegen: Wir hauen uns auf der Hütte den Marillenschnaps rein und rasen runter. Das war eine Trainingseinheit – Regeneration für Körper und Psyche. Ich bin diese Strecke schon zigfach runtergefahren. Das ist eigentlich Kindergeburtstag.“
Trotzdem habe er auch das Gefühl gehabt, das Team und den Verein im Stich gelassen zu haben. "Hatte ich auch, natürlich. Nicht in der kurzen Zeit in der Notaufnahme, aber dann nach der OP, am nächsten Tag. Ich habe sofort ein Bild in unsere WhatsApp-Gruppe gestellt und mich entschuldigt. Ich habe mit den Verantwortlichen telefoniert und gesagt, dass mir das leidtut. Ich bin da kein Schisshase, der sich wegduckt. Ich habe alles erklärt, auch die Hintergründe.“
Äußerungen über Tapalovic-Aus sorgen für Aufsehen
Darüber hinaus sorgte Manuel Neuer in dem Interview mit Äußerungen zur Entlassung von Torwart-Trainer Toni Tapalovic (42) für Aufsehen. "Für mich war das ein Schlag – als ich schon am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Herz herausgerissen wurde. Das war das Brutalste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe schon viel erlebt. Jeder in unserer Torwartgruppe wurde in Stücke gerissen. Die Leute brachen in Tränen aus“, sagte er unter anderem.