Manchester United vertieft Transferstrategie: Junge Talente statt fertige Stars

LASK v Manchester United - UEFA Europa League Round of 16: First Leg
LASK v Manchester United - UEFA Europa League Round of 16: First Leg / UEFA - Handout/Getty Images
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In den vergangenen Jahren hat Manchester United viele hunderte Millionen Euro in neues Spielermaterial investiert. Ausgezahlt haben sich die kostspieligen Transfers kaum, weshalb der englische Rekordmeister nun offenbar einen anderen Ansatz verfolgt. Wie der Evening Standard berichtet, sollen künftig junge und talentierte Spieler frühzeitig verpflichtet und in die Mannschaft integriert werden.

Im Bestreben, wieder an die Spitze des englischen Fußballs zurückzukehren, hat Manchester United in den vergangenen sechs Jahren exorbitant viel Geld in die Hand genommen. Nach Angaben des Online-Portals transfermarkt.de investierten die Red Devils seit der Sommer-Transferperiode 2014 umgerechnet über eine Milliarde Euro in neues Spielermaterial, eingenommen wurden im selben Zeitraum nur rund 346,6 Millionen Euro.

Bewährt haben sich allerdings nur die wenigsten Transfers. Als Paradebeispiel gilt Alexis Sanchez. Der Chilene wechselte im Januar 2018 im Tausch mit Henrikh Mkhitaryan vom FC Arsenal nach Manchester, blieb mit fünf Toren und neun Vorlagen in 45 Pflichtspielen allerdings weit unter den Erwartungen und wurde für diese Saison an Inter Mailand verliehen.

Allen voran Louis van Gaal und José Mourinho waren darum bemüht, das Ruder mit vielen teuren Neuzugängen herumzureißen, doch die letzte Meisterschaft liegt bereits sieben Jahre zurück. Damals gelang Sir Alex Ferguson in seiner letzten Saison das Kunststück, seine Trainerlaufbahn mit der 13. Meisterschaft unter seiner Ägide zu beenden. Seit dem Abschied des Schotten ist United abgestürzt. Nur zwei Mal gelang über die Premier League die Qualifikation für die Champions League, der einzige Titelgewinn gelang 2017 in der Europa League - ein verhältnismäßig unbedeutender Wettbewerb für einen solch hochdekorierten Klub.

Kursrichtung unter Solskjaer: Junge Talente statt fertige Stars

Seit Dezember 2018 sitzt Ole Gunnar Solskjaer auf der Trainerbank. Der Norweger war einst selbst für United aktiv und kennt den Zeitgeist der berüchtigten "Class of 92". Die Eigengewächse David Beckham, Phil Neville, Gary Neville, Paul Scholes, Ryan Giggs und Nicky Butt spielten sich in den 1990er-Jahren in der ersten Mannschaft fest, waren beim Triple-Triumph 1999 dabei und wurden zu Weltstars.

Setzt auf hoch veranlagte Talente: United-Coach Ole Gunnar Solskjaer
Setzt auf hoch veranlagte Talente: United-Coach Ole Gunnar Solskjaer / Laurence Griffiths/Getty Images

Mit Solskjaer an der Spitze will sich United wieder verstärkt der Förderung und Entwicklung junger Spieler widmen, wie der Evening Standard berichtet. Schon im vergangenen Sommer investierte der Klub in die Zukunft: Der 17 Jahre junge Hannibal Mejbri kam für 10 Millionen Euro von der AS Monaco, für Dillon Hoogewerf, der von Ajax Amsterdam verpflichtet wurde, wurden 130.000 Euro fällig.

Für diesen Sommer steht bereits der Wechsel von Radek Vitek fest, der tschechische Torhüter kommt aus der U19-Mannschaft von SK Sigma Olmütz und wechselt zu Mejbri und Hoogewerf in die U18. Darüber hinaus werden dem Bericht zufolge die Transfers von Nachwuchsstürmer Joe Hugill und Rechtsverteidiger Marc Jurado angestrebt. Hugill, genau wie Jurado erst 16 Jahre alt, soll aus der Akademie des AFC Sunderland kommen, Jurado hält sich derzeit noch in La Masia - der Nachwuchsakademie des FC Barcelona - auf.

Bellingham soll direkt bei den Profis integriert werden

Einer der Königstransfers soll Jude Bellingham werden. Der 16-Jährige ist Stammspieler bei Birmingham City und wird auch von Borussia Dortmund umworben. Ob und wohin das Mittelfeld-Juwel wechseln wird, ist jedoch aufgrund der Corona-Krise offen. Die kolportierte Ablösesumme beläuft sich auf umgerechnet 35 Millionen Euro.

United macht noch immer Jagd auf Jude Bellingham
United macht noch immer Jagd auf Jude Bellingham / James Williamson - AMA/Getty Images

Anders als Mejbri, Hoogewerf, Vitek, Hugill und Jurado soll Bellingham (sofern United den Zuschlag erhält) auf Anhieb bei den Profis mittrainieren. Darüber hinaus will United die erste Mannschaft mit Jack Grealish, James Maddison und Jadon Sancho verstärken. Maddison wird eigenen Aussagen zufolge jedoch weiterhin für Leicester City auflaufen, ein Transfer von Sancho ist derweil kaum realisierbar. Für den englischen Nationalspieler wäre eine Ablösesumme im dreistelligen Millionenbereich fällig - und Vorstandsvize Ed Woodward kündigte unlängst an, dass es in diesem Transfersommer "kein Business as usual" geben werde.

Die grundlegende Ausrichtung orientiere sich an dem Transfermodell des BVB. Statt auf fertige Stars zu setzen, sollen diese künftig selbst ausgebildet werden. Mut macht dem Bericht zufolge die Entwicklung von Mason Greenwood und Brandon Williams. Beide kommen regelmäßig bei den Profis zum Einsatz. Vermutlich sind sie nicht die einzigen Teenager, die in den kommenden Jahren im Old Trafford auflaufen werden.