Last-Minute-Tore und Big Points: Der 15. Spieltag der Frauen-Bundesliga in der Rückschau

Bayern feierte einen souveränen Sieg gegen Köln
Bayern feierte einen souveränen Sieg gegen Köln / Mika Volkmann/GettyImages
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Spannung im Abstiegskampf, Chancenwucher und ein dramatisches Finale: Am 15. Spieltag der Frauen-Bundesliga war einiges los. Bremen schoss sich aus der Abstiegszone heraus, Meppen hatte Unglück im Glück und Hoffenheim belohnte sich spät für eine gute Leistung. Die Rückschau zum Spieltag.


Die Ergebnisse in der Übersicht:

Wolfsburg - Potsdam 5:0
Köln - Bayern 0:5
Duisburg - Bremen 0:1
Frankfurt - Essen 4:1
Meppen - Leverkusen 1:2
Freiburg - Hoffenheim 0:1

Die Tabelle nach dem 15. Spieltag:

Die Tabelle nach dem Spieltag (Grafik: DFB)
Die Tabelle nach dem Spieltag (Grafik: DFB) /

Die Gewinnerinnen des Spieltags

Wichtiger kann ein Sieg nicht sein: Durch das 1:0 gegen Duisburg springt Bremen von Platz elf auf Rang acht in der Tabelle und ist nun punktgleich mit Meppen und Duisburg. Im Dezember wirkte das rettende Ufer noch ewig weit weg - nun haben die Bremerinnen den Sprung in das sichere Gefilde der Tabelle geschafft. Wäre Bremen ein Schiff, wären sie wohl keine motorisierte Superjacht mit allem Luxus, aber ein Ruderboot, bei dem alle mit anpacken. Bremen gab von Minute Eins gegen den MSV alles, traute sich mehr und auch die Defensive geriet nicht ins Schwimmen.

Gäbe es ein Museum des Abstiegskampfes, dieses Spiel hätte dort einen Platz als Paradebeispiel verdient. In der Schauinsland-Reisen-Arena wurde nicht unbedingt der schönste Fußball geboten und nicht jeder Ball kam an, aber es wurde gekämpft, geackert und gerannt. Torszenen waren rar, lange Bälle eher weniger.

Es war das, was man oft euphemistisch ein "Spiel für Taktikliebhaber" nennt. Ein Ausdruck, der eigentlich verboten gehört, denn weder Taktikliebhaber noch andere neutrale Fußballfans finden vermutlich viel Genuss an dieser Art von Spiel. Aber Werder wird das alles egal sein: Die Grün-Weißen investierten deutlich mehr in das Spiel als ein mutloses Duisburg und erzwangen sich ihr Glück in Form des Siegtreffers von Christin Meyer in der 75. Minute. Ein Tor, das noch Gold wert sein könnte.

Dasselbe gilt für den Treffer von Melissa Kössler, ebenfalls zum 1:0. Im Freiburger Dreisamstadion war Hoffenheim lange Zeit überlegen, setzte Freiburg mit intensivem Pressing unter Druck. Würde Kössler, als Sturmspitze der TSG ständig in Bewegung, jeden Tag dieses Pensum abreißen, könnte sie vermutlich bald in einem Marathon antreten. Aber gegen Freiburg bewies sie, dass sie nicht nur rennen kann und schoss ihr Team in der 88. Minute ins Glück. Hoffenheim bleibt dabei Frankfurt dicht auf den Fersen und mobilisiert alle Kräfte für den Saison-Endspurt in Richtung Champions-League-Qualifikation.

Die Verliererinnen des Spieltags

Wie Meppen aus diesem Spiel keinen Punkt mitnehmen konnte, das bleibt auch am Tag danach schleierhaft. Gegen Leverkusen ging es für die Emsländerinnen darum, sich von der Abstiegszone abzusetzen und mindestens ein Unentschieden zu holen. In der Hinrunde war Meppen eine der Überraschungen der Saison, punktete mit einer kompakten Defensive und ein wenig Dusel in den richtigen Momenten. Im Spiel gegen Leverkusen wurde der SVM nun zuerst von der Fortuna geküsst, bevor das Glück sie in der Nachspielzeit wieder verließ.

Aber eins nach dem anderen: Bis auf eine Chance - die zum 1:0 für Leverkusen führte - ließ Meppen kaum etwas anbrennen. Aus dem Ballbesitz gelang ihnen selbst eher wenig, aber genug, um den Ausgleich zu erzielen. Es wirkte wie ein typisches, unaufgeregtes 1:1, bis plötzlich Bayers Lisanne Gräwe wegen Meckerns vom Platz gestellt wurde. Es war die wohl kurioseste Szene des Spieltags: Der Schiedsrichterin schien nicht bewusst, dass Gräwe schon Gelb hatte, als sie erneut ihre Karte zückte, und so musste Leverkusen zu Zehnt die Schlussphase überstehen.

Meppen versuchte es über links, rechts, irgendwie, und spielte in Überzahl nicht schlecht, aber wirklich effektiv nutzten sie ihren Vorteil nicht aus. In der Nachspielzeit rächte sich das: Leverkusen bekam nach ausschweifendem Gestikulieren fälschlicher Weise eine Ecke zugesprochen, Meppen kassierte das 1:2. Eine bittere Pille für die Elf aus dem Emsland, die nun seit sechs Spielen auf einen Sieg wartet.

Der Aufreger des Spieltags

Die Knieverletzung von Lena Oberdorf: Beim Heimspiel gegen den Tabellenletzten Turbine Potsdam - ein Duell, bei dem Wolfsburg wohl auch auf Oberdorfs Qualitäten hätte verzichten können - rutschte die 20-Jährige ohne Fremdeinwirkung aus und verletzte sich. Bei den Bildern befürchteten viele schon einen Kreuzbandriss, ganz so schlimm kam es dann zum Glück nicht: Oberdorf hat sich "nur" das rechte Knie verstaucht und wird damit im Champions-League-Spiel in Paris am Mittwoch und vermutlich auch gegen Bayern am Wochenende fehlen.

Zitat des Spieltags

"Heute bin ich sehr glücklich auf dem Spiel und auf dem Resultat. Aber now Englisch, bitte!" - Bayerns norwegischer Trainer Alexander Straus beantwortete zum ersten Mal eine Interviewfrage auf Deutsch.

Langeweiler des Spieltags

Bayern und Wolfsburg, die Streber der Bundesliga, ließen auch am 15. Spieltag keine Spannung aufkommen. Gegen ein überfordertes Köln schoss Bayern schon in der ersten Hälfte fünf Tore, danach ließen sie es etwas ruhiger angehen. Köln machte sich mit mehreren individuellen Fehlern selbst das Leben schwer, aber die Spielzüge von Bayern waren auch schwer zu verteidigen. Beispielsweise das 5:0, als Stanway genau in den Lauf von Schüller und in die Schnittstelle spielte, dann Querpass und Tor - genau so soll Straus-Fußball aussehen.

Danach sorgte einzig die Frage für Spannung, ob Kölns Torlos-Serie reißen würde: Seit dem 28.10. hat der Effzeh in der Frauen-Bundesliga nicht mehr eingenetzt, das sind ganze 729 Minuten. Fast war es in der 49. Minute so weit, aber Mandy Islacker scheiterte am Pfosten. Bei Wolfsburgs 5:0 gegen Potsdam war das einzige Überraschende, dass vier der Tore erst nach der 67. Minute fielen.

Tor des Spieltags

Den schönsten Fußball des Spieltags spielte Eintracht Frankfurt in der Anfangsphase ihres Duelles gegen die SGS Essen. Permanent stürmten und sprinteten die Angreiferinnen der SGE in die Lücken der Essener Defensive, der Druck war massiv. Es fühlte sich so an, als wären die Tore nur eine Frage der Zeit, und so war es dann auch: Lara Prasnikar sorgte für das 1:0 und trat auch beim 2:0 in einer wunderschönen Kombination in Erscheinung:

Der Blick über den Tellerrand: Das war international los

Die Gegnerinnen des VfL Wolfsburg in der UWCL, Paris Saint-Germain, quälten sich zum Sieg: Im Pokal trat das Starensemble gegen den Zweitligisten Thonon Évian Grand Genève FC an, dessen Name imposanter klingt als seine Titelsammlung. Trotz Namen wie Lieke Martens oder Sakina Karchaoui in der Startaufstellung kam PSG nur zu einem mühevollen 1:0, Hamraoui erzielte in der 60. Minute das goldene Tor. Der FC Arsenal, der im Viertelfinale auf Bayern trifft, war da souveräner und gewann mit 4:0 in der Liga gegen Kellerkind Reading.

Bei den Frauen des FC Barcelona war mal wieder schöne Fußballkunst zu bewundern:

Die Topelf des Spieltags: