Kommentar: Endlich sagt es mal einer! Marco Rose bemängelt die Linie der Schiedsrichter

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Vor allem Gladbachs Fans fühlten sich, beziehungsweise ihre Mannschaft, in der letzten Zeit von den Schiedsrichtern ungerecht behandelt. Zu oft wurden strittige Szenen gegen sie ausgelegt. Marco Rose hat am Donnerstag dazu die passenden Worte gefunden.

Bei der Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem Spiel beim FC Bayern hat Trainer Marco Rose etwas ausgesprochen, was mir persönlich seit langem sauer aufstößt, wenn es um das Thema Schiedsrichter geht. Gefragt wurde Rose, ob er unter anderem im Hinblick auf den neuerlichen Platzverweis für Alassane Plea auf die Spieler einwirken werde, damit diese sich in Zukunft bei Schiedsrichterentscheidungen etwas disziplinierter verhalten.

Zunächst einmal verteidigte der Gladbacher Trainer seinen Stürmer ("Ich finde es nicht richtig und auch nicht gut, dass Alassane Plea hier schon wieder in ein Licht gerückt wird, das ihm nicht gerecht wird"), danach kam er auf die bisweilen sehr ärgerlichen Schiedsrichterentscheidungen zu sprechen, die häufig zu ungunsten seiner Mannschaft ausfielen: Die Unparteiischen waren mit den Fohlen oftmals übermäßig streng und ließen das berühmte Fingerspitzengefühl vermissen.

Alassane Plea sah in dieser Saison bereits zwei Platzverweise - beide waren sehr umstritten
Alassane Plea sah in dieser Saison bereits zwei Platzverweise - beide waren sehr umstritten / Pool/Getty Images

"Das Thema, was wir einfach haben, ist Linie", meinte Rose und löste damit bei mir persönlich eine unglaubliche Erleichterung aus - frei nach dem Motto: "Endlich sagt es mal einer!" Als Beispiel brachte Rose auch die gelb-rote Karte für Plea in Leipzig an, als der Franzose binnen weniger Sekunden für eine Beschwerde beim Schiedsrichter und dann fürs Abwinken gleich zweimal Gelb sah. Rose wies darauf hin, dass die Unparteiischen diese Linie, die an diesem Spieltag ja eigentlich begonnen werden sollte, schon längst vergessen hätten. Aktionen wie diese von Plea "sehe ich in jedem Bundesligaspiel mittlerweile wieder 20, 25 Mal, das habe ich in dem selben Spiel drei Mal gesehen."

Für Abwinken gibt es Gelb, für einen Ellenbogen aber nicht?

Es ist ein Thema, welches mich selbst auch seit einiger Zeit umtreibt. Ich kann mittlerweile kaum noch ein Bundesligaspiel schauen, ohne zu denken: "Dafür wäre Plea wahrscheinlich wieder geflogen!" Oder: "Gegen uns garantiert wieder Elfmeter!" Beispiele gibt es zuhauf, ich denke zuerst an Leverkusens Elfmeter in Gladbach, den man geben kann, die Borussia in einer identischen Szene in einem anderen Spiel aber nicht bekam. Oder wenn man nur mal an den Ellenbogenschlag des bereits verwarnten Schalkers Weston McKennie gegen Bremen denkt, der normalerweise allein für eine Rote Karte reichen würde. Die fällig zweite Gelbe gab es aber nicht.

Unverständlich, wieso Weston McKennie (r., mit Kevin Vogt) gegen Bremen nicht vom Platz flog
Unverständlich, wieso Weston McKennie (r., mit Kevin Vogt) gegen Bremen nicht vom Platz flog / Pool/Getty Images

Ein weiteres Beispiel gab es am selben Tag: Der Mainzer Taiwo Awoniyi versuchte einen Ball an der Grundlinie noch zu erreichen, Hoffenheims Torwart Oliver Baumann kam heraus. Baumann war etwas zu spät, verhinderte aber zumindest, dass Awoniyi an den Ball kam, der ins Toraus trudelte. Der Keeper räumte den Mainzer nicht ab, hatte aber dennoch seinen Anteil daran, dass dieser fiel. Hier muss man sicher keinen Strafstoß geben und es gab ihn auch nicht. Doch woran ich sofort dachte, war eine Szene am Donnerstag zuvor: Beim Gastspiel des Hamburger SV kam Stuttgarts Orel Mangala auf die gleiche Weise zu Fall, dort hatte es aber Elfmeter gegeben. Für mich unverständlich, wieso hier unterschiedlich entschieden wurde.

"Ich habe kein Problem mit irgendeinem Schiedsrichter"

Dementsprechend hat Marco Rose zu 100 Prozent recht, wenn er sagt, dass die Schiedsrichter viel zu häufig eine klare Linie vermissen lassen. Und wenn es ein Team gleich mehrfach trifft, wie die Fohlen schon wieder mit der absolut übertriebenen gelb-roten Karte in Freiburg, dann staut sich der Frust eben an - und Max Eberl musste ihn dann auch mal rauslassen. "Ich habe kein Problem mit irgendeinem Schiedsrichter", stellte Rose aber auch klar. "Im übrigen finde ich, auch da werden wir oft in ein falsches Licht gerückt. Wir haben oft genug dieses Jahr gesagt, auch ich, nach einer gelben Karte: 'Die haben wir verdient.'"

Nachdem Rose seine dritte gelbe Karte erhalten hatte und eine Sperre drohte, gelobte er Zurückhaltung - und hält sein Versprechen bis heute. In der Pressekonferenz am Donnerstag hat er nun wieder einmal die richtigen Worte gefunden und den Nagel auf den Kopf getroffen: Den Bundesligaschiedsrichtern fehlt einfach eine klare Linie.