Kenny ohne Rolle in Everton - erneutes Thema auf Schalke?
Von Yannik Möller

Während die Außenverteidiger-Positionen eine Baustelle auf Schalke sind, spielt mit Jonjoe Kenny ein alter Bekannter beim FC Everton so gut wie keine Rolle. Im nahenden Transferfenster wollen die Knappen ein, zwei Leihen angehen - könnte der Rechtsverteidiger erneut dazugehören?
Mit Kilian Ludewig kam ein 20-Jähriger kurz vor dem Ende des Transferfensters im Sommer. Ein Spieler ohne richtige Erfahrung im Profibereich, dazu der einzige gelernte Rechtsverteidiger im ganzen Kader von Schalke 04. Gekommen ist er außerdem nur, weil der damalige Neu-Coach Manuel Baum ihn kannte. Bis heute ein Zeichen, dass die Verantwortlichen über mindestens anderthalb Jahre keinen Plan für diese offenkundige Baustelle hatten.
Das Problem dabei ist sicher nicht Ludewig als Spieler, gewiss nicht. Den Umständen entsprechend hat er bisher einen soliden Job abgeliefert, auch wenn er naturgemäß nicht immer souverän aussah - was neben der generellen sportlichen Lage beim S04 und der fehlenden Erfahrung auch daran lag, dass er oftmals alleingelassen wurde, wie Baum noch vor etwa zwei Wochen betonte.
Ein einziger Rechtsverteidiger im Kader, der voraussichtlich auch nur bis zum Sommer bleiben wird. Eigentlich bräuchte es, wie auf der linken Seite ebenfalls, mindestens eine zweite Alternative, wenn nicht gar eine noch etwas gefestigtere erste Option. Automatisch fällt ein Blick auf Jonjoe Kenny, der - wie nun Ludewig - ein Jahr lang diese Lücke schließen musste. Im Sommer kehrte er zum FC Everton zurück, der ihn nicht erneut verleihen wollte, auch wenn Sportvorstand Jochen Schneider diese Möglichkeit zumindest geprüft hatte.
Nun spielt der Brite in der Premier League jedoch so gut wie keine Rolle. Ein Startelf-Einsatz in der Liga, gegen den FC Chelsea am Samstag für eine Minute eingewechselt worden. Neben den drei Einsätzen im EFL-Cup war es das auch schon - der 23-Jährige kommt nicht nur über seinen Platz auf der Bank nicht hinaus, regelmäßig nimmt er dort nicht einmal Platz. Wenn eigentliche Stammspieler, wie Kapitän Seamus Coleman (als Rechtsverteidiger) ausfällt, hilft entweder ein gelernter Innenverteidiger aus, oder Trainer Carlo Ancelotti baut sein Team so um, dass es gar keinen richtigen Außenverteidiger benötigt. Kenny guckt also Woche für Woche ins Leere.
Kenny-Rückkehr sollte auf Schalke kein Thema sein - Baum muss mit seinen Optionen haushalten
Wie man die derzeitige Transferpolitik auf Schalke kennt, insofern man sie aufgrund des chronischen Geldmangels überhaupt so nennen kann, wird über Kenny zumindest nochmal nachgedacht. Ob eine erneute Leihe, sollten die Toffees sie überhaupt ermöglichen, von Winter bis zum Sommer Sinn ergeben würde, auch im Sinne des erhofften Klassenerhalts? Eine Frage, die Jochen Schneider über die letzten Wochen bestimmt schonmal wieder begleitet hat.
Dass Königsblau eine Alternative zu Ludewig bräuchte, alleine schon wegen des straffen Spielplans, ist klar. Kenny sollte und dürfte aber keine erneute Option sein. Das Ziel muss es sein, spätestens im Sommer eine langfristige Option zu haben. Einen Rechtsverteidiger, der nicht nur ausgeliehen und gerade erst am Anfang seiner Karriere ist. Planungssicherheit ist dabei ein schönes Stichwort. Dieser Spieler könnte dann gut und gerne durch einen Leihspieler ersetzt werden, das sollte aber nicht die erste Wahl sein.
Also kann sich Schalke das Geld sparen, das für eine Kenny-Leihe durch eine Leihgebühr und potenziell zu übernehmendes Gehalt anfallen würde, und für den Sommer zurücklegen. Ganz aktuell scheint es weitere Alternativen für Baum zu geben, auf die er neben Ludewig setzen kann. Benjamin Stambouli bekam für seinen Auftritt am Sonntag ein großes Lob vom Trainer. Malick Thiaw hat diese Aufgabe ebenfalls schon übernommen und auch Alessandro Schöpf wäre ein Kandidat für diese Rolle, vor allem Schalke mit drei Innenverteidigern und somit zwei sogenannten Flügelverteidigern spielt.
Obwohl es auf den ersten Blick möglich wäre, dass sich S04 mit Jonjoe Kenny zumindest nochmal beschäftigt - eine realistische oder gar sinnvolle Variante wäre es wohl nicht. Der Klassenerhalt wird wohl nicht dadurch entschieden, ob nun der ehemalige U-Nationalspieler Englands dort auflaufen und noch mehr Geld kosten würde, oder ob es die vorhandenen Spieler tun. Schließlich wäre ein Kenny ohne jegliche Spielpraxis, kombiniert mit dieser Lage und einem ganz anderen Coach, sicherlich auch nicht der Heilsbringer oder spürbar besser als Ludewig, Stambouli und Co.