Wie Karim Benzema zum besten Stürmer der Welt wurde

Karim Benzema
Karim Benzema / Catherine Ivill/GettyImages
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Lange Zeit stand der Franzose im Schatten von Cristiano Ronaldo, wurde bisweilen sogar verlacht. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Karim Benzema ist der beste Stürmer der Welt. Ein Kommentar.


Als Carlo Ancelotti vor dem CL-Rückspiel gegen Chelsea nach Karim Benzema gefragt wurde, stellte der erfahrene Coach klar: Benzema sei kein Stürmer, sondern ein "kompletter Spieler".

Der Italiener weiß, wovon er spricht. Benzema führt mit 24 Treffern nicht nur die Torschützenliste an, sondern hat auch die meisten Vorlagen in La Liga gegeben. Elf Assists zeigen, dass der 34-Jährige kein reiner Torjäger, sondern auch eine Art Spielmacher ist.

"Er ist gleichzeitig eine Nummer neun und eine Nummer zehn", sagt deshalb auch Alan Feehely, Chefredakteur von Football España. "Er kann alles. Er ist der komplette Stürmer. Er ist einfach ein Phänomen." (zitiert via CNN)

Ausgebuht von den eigenen Fans

Bei allem Lob für Benzemas spielerische Fähigkeiten sollten wir nicht vergessen, dass sich ein Stürmer in erster Linie an seiner Torausbeute messen lassen muss. Und da sah es bei Benzema nicht immer rosig aus.

In der Saison 2017/18 etwa erzielte der Franzose nur mickrige fünf Törchen. Die meisten Real-Anhänger hätten ihn damals am liebsten vom Hof gejagt. Gegen Valencia, im August 2017, wurde Benzema von den eigenen Fans gnadenlos ausgebuht, nachdem er sechs hundertprozentige Torchancen ausgelassen hatte.

Ronaldo geht - Benzema trifft

Heute liegt ihm das Publikum im Bernabeu zu Füßen. Denn seit Cristiano Ronaldo die Königlichen verlassen hat - im Sommer 2018, nach Benzemas Fünf-Tore-Saison - hat sich das Blatt gewendet. Benzema trifft nun wie am Fließband und hat seit Ronaldos Abschied in jedem Jahr mindestens 21 Mal eingenetzt.

Benzemas Entwicklung lässt sich auch an seinem Expected goals-Wert (xG) ablesen. Noch vor fünf Jahren lag der viermalige Königsklassen-Gewinner in dieser Kategorie bei Minus neun. Das bedeutet konkret, dass Benzema neun Tore (!) weniger geschossen hatte, als man angesichts der Qualität seiner Chancen hätte erwarten müssen. In dieser Spielzeit hat der Angreifer fünf Mal häufiger eingenetzt als der xG-Wert nahelegt.

Zu Ronaldo-Zeiten agierte der Franzose häufig mit dem Rücken zum Tor und versuchte, seine Nebenleute (Ronaldo) links und rechts von ihm in Szene zu setzen. "Wenn man einen Mitspieler hat, der 50 oder 60 Tore pro Saison schießt, muss man diesen Spieler natürlich bedienen", sagt Benzema heute selbst dazu. (zitiert via BBC)

Nach dem Abgang des Portugiesen, das wusste Benzema, musste er seine Spielweise ändern: "Ich musste etwas ändern, und das tat ich. Er [Ronaldo] ging. Also war es meine Aufgabe, in den Vordergrund zu treten und zu zeigen, dass ich den Unterschied ausmachen kann."

Benzema bewegt sich heute gerne zwischen den Ketten und läuft auf die gegnerische Abwehr zu. Dadurch schafft er immer wieder Raum für Reals Außenstürmer, die mit ihrer Schnelligkeit ins Zentrum vorstoßen. Gerade Vinicius Jr. profitiert häufig davon, dass der linke Innenverteidiger von Benzema aus dem Defensivverbund herausgelockt wird.

Eine weitere Stärke des wohl lange Zeit unterschätztesten Stürmers unserer Generation: sein Kopfballspiel! Mit einer Körpergröße von 1,84m besitzt Benzema kein Gardemaß, um als Kopfballungeheuer durchzugehen. Mit Timing und Technik gleicht er das aber mehr als nur aus. Eindrucksvoll bewiesen hatte er das im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Chelsea. Beide Kopfballtreffer könnten so in jedem Lehrbuch stehen!

Benzema hat sich auch neben dem Platz weiterentwickelt

Doch nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz, erklärt Feehely, hat Benzema gewaltige Schritte nach vorne gemacht:

"Viele Spieler konzentrieren sich viel stärker auf den Sport, wenn sie die 30 erreichen. Sie begreifen, dass ihre Karriere auf Top-Niveau bald zu Ende ist und denken völlig neu über ihre Einstellung zu Fitness, ihrer Ernährung und ihrem Verhalten neben dem Platz nach. Benzema ist ein perfektes Beispiel dafür."

Mit 34 Jahren hat Benzema den Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Gewinnt Real in dieser Saison die Champions League, dürfte er ein ganz heißer Kandidat auf den Ballon d'Or sein. Denn eines steht zweifelsfrei fest: Momentan ist Karim Benzema der beste Stürmer der Welt.


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