Jonas Hofmann und die ungerechte Kritik

Jonas Hofmann ist nicht bei allen Gladbacher Fans beliebt
Jonas Hofmann ist nicht bei allen Gladbacher Fans beliebt / DeFodi Images/Getty Images
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Jonas Hofmann ist Stammspieler und Leistungsträger bei Borussia Mönchengladbach. Bei einigen Fans hat er trotzdem einen schweren Stand und sieht sich Kritik ausgesetzt - zu unrecht.

Wenn Borussia Mönchengladbach vor einem Spiel über die eigenen Social-Media-Kanäle die Aufstellung verbreitet, dann steht unter den ersten Elf zumeist der Name Jonas Hofmann. Scrollt man ein wenig runter und überfliegt die Kommentare der Fans, dann findet man dort oftmals Aussagen wie: "Außer Hofmann ist das ganz gut", oder: "Wieso Hofmann? Zu zehnt kann das ja nichts werden!" Und wer Gladbach-Fan ist und Kontakt mit anderen Borussen hat, der kennt garantiert auch jemanden, der ebenso denkt.

Der 27-Jährige hat bei manchen Fans kein gutes Standing, wenn er denn überhaupt eines hat. Dies war schon zu Beginn seiner Gladbacher Zeit so, nachdem er im Januar 2016 für acht Millionen Euro von Borussia Dortmund an den Niederrhein wechselte. Eine stolze Summe, zum damaligen Zeitpunkt hatten die Gladbacher in ihrer Geschichte nur für sechs andere Spieler mehr bezahlt. Allerdings nicht bedeutend mehr, Luuk de Jong und Josip Drmic waren die einzigen Spieler, der sich im zweistelligen Millionenbereich bewegten.

Selbstkritisch, aber auch selbstbewusst

Genau dort sah Hofmann selbst im Oktober 2018 einen Grund, wieso er so häufig Opfer von zumeist unsachgemäßer und irrationaler Kritik wurde. "Bei einem Verein wie Borussia Mönchengladbach, wenn man für eine höhere Ablösesumme kommt, dann wird natürlich auch ein bisschen was erwartet und ich glaube, die Erwartungen habe ich für viele nicht ganz erfüllt in den ersten zweieinhalb, drei Jahren", erklärte der Mittelfeldspieler damals selbstkritisch im Fohlen Podcast.

Zu diesem Zeitpunkt war Hofmann aber gerade auf dem aufsteigenden Ast: Spielte er in seiner ersten Zeit bei den Fohlen noch deutlich unter seinen Möglichkeiten, tat ihm der Positionswechsel unter Dieter Hecking im Sommer 2018 gut: Fortan war der gebürtige Heidelberger nur noch selten auf der Außenbahn zu finden und spielte zumeist im zentralen Mittelfeld. "Ich bin gerade auf dem besten Wege durchzustarten", sagte Hofmann deshalb auch - ein paar Tage zuvor hatte er gegen den FSV Mainz schließlich drei Tore geschossen.

Dieter Hecking hatte stets betont, was für herausragende Fähigkeiten Jonas Hofmann besitzt, und freute sich deshalb unheimlich, dass dieser es auf dem Rasen immer öfter zeigte. "Einer der herausragenden Spieler, einer der Gewinner der laufenden Saison", lobte Hecking Hofmann im Februar 2019 im kicker. Auch unter Marco Rose gehört der Mittelfeldmann heute stets zum Stammpersonal, nach einer längeren Verletzung zu Beginn der laufenden Saison spielte er sich schnell in die Mannschaft.

Jonas Hofmann ist ein sehr flexibler Spieler, der unter Rose mittlerweile, teils auch notgedrungen, wieder häufiger auf dem Flügel spielt, dort aber dennoch seine Qualitäten einbringt. Vor allem zeichnet sich Hofmann durch eine enorme Laufstärke aus, mit der er durch Tiefenläufe Räume schafft und den Ball den Takt fürs Pressing vorgibt. Auch mit Ball versteht es Hofmann, seine Mitspieler mit klugen Pässen einzusetzen.

All diese Eigenschaften sind die meiste Zeit über ziemlich unauffällig. Beim Doppelpack gegen den VfL Wolfsburg sollte sie kürzlich auch der letzte gesehen haben, doch insgesamt sammelt Hofmann eher selten Scorerpunkte. Und so bleiben vielen Fans eher Szenen wie der peinliche Fehlschuss in Frankfurt in Erinnerung - der sehenswerte Assist für Plea war schnell vergessen.

"Die ganzen Leute, die immer viel Kritik äußern, die kennen die ganzen Abläufe nicht und was intern passiert, warum so und so aufgestellt wird", sagte Hofmann schon 2018 im Fohlen Podcast. "Da gibt es viele Dinge, die man immer erst einmal wissen sollte, bevor man Kritik äußert." Seine Worte gelten heute genauso wie damals.

Hofmanns für den normalen Betrachter unauffällige Spielweise ist eben trotzdem wichtig für die Mannschaft und wir alle wissen nicht, was Marco Rose genau von Hofmann verlangt. Der setzt es aber offensichtlich richtig gut um, sonst hätte er nicht in jedem Spiel der Rückrunde auf dem Platz gestanden, zumeist in der Startelf. Wenn am Samstag also wieder Jonas Hofmann in der Startaufstellung für das Spiel gegen Hertha BSC steht, sollte der ein oder andere einfach mal auf die Expertise Marco Roses vertrauen und die Finger von der Tastatur lassen. Hofmann war jeden Cent seiner acht Millionen Euro wert.