Jetzt muss Werder doch noch den HSV machen - mindestens!

Werder-Wunder vertagt auf das Relegations-Rückspiel in Heidenheim
Werder-Wunder vertagt auf das Relegations-Rückspiel in Heidenheim / Oliver Hardt/Getty Images
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Im Jubeltrubel nach dem berauschenden 6:1 des SV Werder Bremen gegen den 1. FC Köln am letzten Spieltag, der den Bremern doch noch die Möglichkeit eines Play-offs gegen den Tabellendritten der zweiten Liga bescherte, schrieb die Syker Kreiszeitung, das Haus-und-Hof-Blatt des SVW: "Jetzt bloß nicht den HSV machen!" Nach dem gestrigen 0:0 im Relegations-Hinspiel gegen den 1.FC Heidenheim müsste jedoch genau das das Ziel sein.

Denn wovor die Bremer Zeitung in ihrer Euphorie über die vorübergehende Last-Minute-Rettung eigentlich warnen wollte, war die Tatsache, dass sich die Hamburger in den letzten Spielen der diesjährigen Saison (und auch schon der vorangegangenen) regelmäßig kurz vor Schluss die Butter vom Brot nehmen ließ. Doch im speziellen Bezug auf die Relegation ließ sie dabei unberücksichtigt, dass in dieser Klasse von Spielen der HSV eine fast blütenweiße Weste hat: zweimal stand er (jeweils als Bundesligist, genauso wie jetzt die Bremer) in einem Ausscheidungskampf mit dem Dritten der zweiten Liga - zweimal setzte er sich durch. Verloren hat er von den vier Spielen keines.

Parallelen zur Relegation des HSV vor sechs Jahren

Die Parallelen zwischen Schwarz-Weiß-Blau damals und Grün-Weiß heute sind nicht von der Hand zu weisen. Genauso wie die Hamburger gegen die SpVgg Greuther Fürth im Mai 2014 kam Werder im ersten Match gegen den unterklassigen Gegner zuhause nicht über ein 0:0 hinaus. Ein 1:1 im Rückspiel (wie das des HSV vor sechs Jahren) würde somit den Bremern zum Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse reichen. Von daher müsste es aus dem Bremer Lager eigentlich heißen: "Jetzt bloß den HSV machen!"

Oder das Rückspiel noch nervenschonender gestalten - und gewinnen. Doch davon kann man nach den Eindrücken vom Donnerstagabend nicht unbedingt ausgehen. Zu einfallslos agierten die Norddeutschen über die gesamte Spieldauer hinweg, zu stabil stand das defensive Gerüst der Heidenheimer. Die am Ende sogar über die klarste Chance des gesamten Spiels (durch Beermanns Kopfball in der Nachspielzeit) verfügten.

War das 6:1 gegen die Kölner am Ende sogar kontraproduktiv?

Die Fallhöhe nach dem spektakulären Kantersieg gegen unmotivierte Kölner war wohl doch zu hoch für die Bremer. Die zusätzlich auch noch gegen eine zweite einlullende Erinnerung ankämpfen mussten, hatten sie doch in der zweiten Runde des DFB-Pokals noch genau diesen Gegner Heidenheim mit 4:1 aus dem Stadion gefegt. Doch das war im letzten Oktober, also zu einem noch relativ frühen Zeitpunkt der Saison - und somit zu einer Zeit, da die Bremer noch nicht verunsichert waren ob einer wochenlangen Phase der Erfolglosigkeit.

Dennoch glaube ich weiterhin, dass sich der SV Werder Bremen am Ende retten wird. Dass ich es persönlich zwar vorziehen würde, den Erzrivalen in der kommenden Saison in derselben Liga wie meinen HSV begrüßen zu können, tut dabei nichts zur Sache. Die Vorstellung, dass eine Sturmreihe, besetzt mit Milot Rashica, Niklas Füllkrug und Yuya Osako, in zwei Spielen nicht in der Lage sein soll, zumindest ein Törchen gegen Heidenheim zu erzielen, hat in meinem Kopf einfach keinen Platz. Also wird am Ende genau das eintreffen, was die Syker Zeitung doch verhindert sehen wollte. Aber in Zeiten des nackten Existenzkampfes ist ja so gut wie alles erlaubt. Auch dass Werder Bremen den HSV macht. Ausnahmsweise.