Ist Bayer Leverkusen kommende Saison ein Titelkandidat?

Eine Mannschaft voller Qualität und Talent: Bayer 04 Leverkusen
Eine Mannschaft voller Qualität und Talent: Bayer 04 Leverkusen / Jörg Schüler/Getty Images
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In der laufenden Spielzeit wird es wohl nicht mehr für den großen Sprung reichen. Dennoch sind die sportlichen Leistungen von Bayer 04 Leverkusen in der Saison 2019/20 wohl die besten seit Langem. Die Kaderplanung, die bereits vor Jahren begonnen wurde, befindet sich zurzeit auf dem Höhepunkt. Wie hoch ist die Chance, dass sich die Werkself im kommenden Jahr zum Meister krönt?

Was wäre wenn? Diese Frage stellt man sich aktuell unter dem Bayerkreuz. Was wäre, wenn man sich in der Hinrunde bei manch einer Partie nicht allzu fahrlässig verhalten hätte? Wenn man die Pflichtspiele irgendwie hätte eintüten können? Zwischen dem fünftplazierten Leverkusen und Primus Bayern München liegen immerhin nur neun Punkte.

Mannschaft und Trainer funktionieren: Leverkusen hat das Potenzial zum Titel

Punkte, die man in der Hinrunde liegen ließ. Während die Leistungen der ersten Saisonhälfte oftmals schleppend waren, spielte Leverkusen in der Rückrunde wie entfesselt auf. Nur zwei Niederlagen, satte neun Siege und Platz drei in der Rückrundentabelle. Das Saisonziel Champions League ist noch machbar. Die Laune in der Chemiestadt ist gut, doch die Gedanken schweifen immer wieder in dieselbe Richtung ab. Was, wenn Leverkusen mal konstant so stark spielen würde?

Die Zeichen stehen gut, dass die Werkself kommende Saison endlich mal zu den Sternen greifen kann. Bayer 04 wirkt gefestigter denn je. Die Idee des Fußballspielens von Trainer Peter Bosz ist nach fast eineinhalb Jahren Amtszeit in der Mannschaft angekommen. Leverkusen agiert auf dem Spielfeld spielbestimmend, tempoangebend und defensiv stärker.

Daneben beeindruckt der Kader durch eine brutale Breite. In den beiden vergangenen Sommern wurde die Mannschaft qualitativ wie quantitativ aufgerüstet. Talente wie Edmond Tapsoba, Exequiel Palacios, Nadiem Amiri, Florian Wirtz, Moussa Diaby oder Paulinho sind noch langfristig gebunden und bei Weitem nicht am Ende ihrer Entwicklung. Und auch ein weiteres Jahr Werkself von Aushängeschild und Offensivregisseur Kai Havertz scheint aktuell noch möglich.

Neben den jungen Wilden hat Leverkusen auch jede Menge Kontinuität und Erfahrung. Erst kürzlich verlängerte die chilenische Pferdelunge Charles Aranguiz sein Arbeitspapier. Rekordtransfer Kerem Demirbay findet sich wiederum immer besser in der Mannschaft zurecht. Und auch die Benderzwillinge, Kevin Volland, Lucas Alario und selbst Julian Baumgartlinger haben diese Saison gezeigt, dass sie konstanter als sonst Leistung liefern können.

Die Balance bei der Werkself stimmt!
Die Balance bei der Werkself stimmt! / TF-Images/Getty Images

Ein Ausruhen auf dem Transfermarkt ist dennoch nicht zu erwarten, vielmehr rechnet man in Leverkusen auch in diesem Sommer mit weiteren Neuzugängen - aber auch Abgängen. Neben dem viel-umworbenen Havertz steht insbesondere Leon Bailey vor einem möglichen Wechsel. Doch mehr denn je ist die Werkself in der Lage, Abgänge mit vorhandenen Mittel aufzufangen.

Konzentration, Professionalität und Kaltschnäuzigkeit müssen ausgeprägt werden

Wenn man also von nahezu optimalen Bedingungen für eine Erfolgssaison sprechen möchte, dann wohl in diesem Sommer. Für mögliche Titelchancen muss die Werkself allerdings mehr ackern als jemals zuvor. Die wohlbekannte 'Wohlfühloase' im Rheinland sollte dazu eher einem Bootcamp gleichen. Für Erfolge darf es keine Durststrecke oder Einbrüche während der Spielzeit geben.

Vor allem nicht dann, wenn die Konkurrenz punktet. In der laufenden Saison ist die Meisterfrage der Bundesliga vor allem deshalb lange spannend gewesen, weil die Topfavoriten München und Dortmund oft Federn ließen. Der FCB wirkt unter Coach Hansi Flick inzwischen aber wie neu geboren und wird sich im kommenden Transferfenster mit neuen Spielern eindecken. Der BVB gleicht ebenso einer Wundertüte. Und daneben ist - wie auch Leverkusen - Konkurrent RB Leipzig noch nicht am Ende der Entwicklung.

Trainer Bosz muss vor allem an der Einstellung der Spieler arbeiten
Trainer Bosz muss vor allem an der Einstellung der Spieler arbeiten / Pool/Getty Images

Es geht also in der Saison 2020/21 für die Werkself vor allem um die nötige Konzentration und Professionalität. Eigenschaften also, die absolute Topteams von nominell starken Mannschaften unterscheiden. Das bisherige Jahr 2020 zeigt, dass in Leverkusen hieran gearbeitet wurde. Aber reicht das?

Wahrscheinlich nicht, als ein wahrer Titelfavorit wird wohl Leverkusen nicht gelten. Aber das ist auch nicht wichtig, die Werkself wird dagegen vielmehr die Rolle als Herausforderer einnehmen. Und erinnert man sich an Stuttgart 2007, Wolfsburg 2009 oder Leicester 2016 sieht man, dass auch solche Teams Erfolg haben können. Zumindest wäre es für Leverkusen schon ein Anfang, Pflichtsiege auch wirklich in reale Siege umzuwandeln...